"Die Würde des RuheForst ist stets zu berücksichtigen"
Klaus Rothweiler löst Siegfried Roelcke als Waldbetreuer im Jesteburger RuheForst ab / Bestattungen in der Natur werden immer beliebter.
mum. Jesteburg. "Die Alternative zu herkömmlichen Bestattungsarten, die Urnenbeisetzung an Biotopen wie Bäumen, Sträuchern oder Findlingen, wird zunehmend nachgefragt", sagt Klaus Rothweiler. Er ist der neue Waldbetreuer des RuheForst Jesteburg. Seit Juli übt der Rentner diese vielseitige und teilweise emotionale Tätigkeit aus. Vorgänger Siegfried Roelcke, der mit hohem Einsatz die Grundlagen für den RuheForst schuf, hat seine Tätigkeit abgegeben. Rothweiler: "Ich konnte mich ins fertige Nest setzen, musste aber noch viel von Karl Konrad und seinen Mitarbeitern lernen." Im Jahre 2012 eröffnete Familie Konrad, die Eigentümer des Waldes, den RuheForst. Erst vor drei Wochen stimmte der Jesteburger Samtgemeinderat einer Erweiterung der Fläche um drei Hektar zu.
Die Möglichkeit, in der natürlichen Umgebung des Waldes beigesetzt zu werden, stellt für viele Menschen eine würdevolle Art des Abschieds dar. "Ruhe, Harmonie und der ständige Wandel der Natur spenden Trost für Angehörige und Freunde", sagt Rothweiler. "Es finden aber auch immer mehr Ehepaare und Einzelpersonen den Weg in den RuheForst, um sich schon zu Lebzeiten beraten zu lassen." Sie machen sich vorher mit dem naturbelassenen Wald vertraut, ehe sie sich gemeinsam mit Rothweiler den richtigen Platz an Bäumen, Sträuchern oder Findlingen aussuchen. Der RuheForst bietet dafür mit seinen altehrwürdigen Buchen, majestätisch gewachsenen Eichen und schlanken Lärchen die hervorragende Umgebung. Der kleine Bach, der den RuheForst durchzieht und Richtung Osten in die Seeve mündet, rundet dieses ausgedehnte Waldgebiet ab.
Besonders einfühlsam müsse Rothweiler bei der Biotopauswahl sein, wenn trauernde Angehörige dazu den Weg in den RuheForst finden. "Bei den dazu nötigen Formalitäten und den Absprachen für die Beisetzung schwingen natürlich auch emotionale Gefühle mit." Kommt dann der Tag der Beisetzung, steht Rothweiler sowohl den Angehörigen, als auch den Bestattern zur Seite. So führt er die Trauergemeinde zum ausgesuchten Urnengrab, öffnet dieses durch Anheben einer Baumscheibe und verschließt es nach Absenken der Urne wieder symbolisch mit der Baumscheibe. Noch am selben Tag bleibt von dieser Stelle lediglich Waldboden übrig. Ein Schild mit Namen, Geburts- und Sterbedatum sowie ein individuell ausgesuchtes Symbol sind später die einzigen Hinweise auf den Ort der Ruhestätte. "Kein Blumenschmuck, kein Grabstein und keine Figuren dürfen auf das Grab hindeuten", so Rothweiler. "Der ausdrückliche Wunsch des Verstorbenen war es, dass lediglich der natürliche Waldboden sein Grab schmückt."
Aber: "Immer wieder setzen sich leider Angehörige und Besucher des RuheForst über den Wunsch der Verstorbenen hinweg", so Rothweiler. "Ich finde immer wieder - vor allem zu den Feiertagen - an den Biotopen Blumen, bunte Steine, Figuren und manchmal auch brennende Friedhofskerzen." Auch wenn es ihm manchmal leid tue, entferne er diesen "Friedhofsschmuck" sofort. Vor allem Kerzen seien verboten. "Im ganzen Wald ist zu jeder Jahreszeit, auch bei Regen, absolutes Verbot von offenem Feuer. Auch Kerzen in mitgebrachten Laternen sind verboten."
Möchten Angehörige dennoch Blumenschmuck beim Besuch des RuheForst mitbringen, so können sie diese an dem dafür extra geschaffenen Gedenkplatz ablegen. Auch dort sind brennende Kerzen oder Laternen allerdings verboten. "Beim Mitbringen von Figuren, bunten Steinen oder Laternen sollten die Angehörigen bitte bedenken, dass der Gedenkplatz nicht wie ein Jahrmarktladen aussehen soll", so Rothweiler. Auch dort sei die Würde des RuheForst zu berücksichtigen. Und noch eine Bitte hat Klaus Rothweiler: Hundebesitzer, die selbstverständlich den RuheForst besuchen dürfen, müssen ihre Hunde anleinen und ihre Hinterlassenschaften in die aufgestellten Abfallbehälter werfen.
"Besuchen Sie den wunderschönen RuheForst", lädt Rothweiler ein. Interessenten treffen ihn an den meisten Tagen in der Woche in dem Wald. Unter der Rufnummer 0171 – 8789111 oder via E-Mail an klaus.rothweiler@lohof.de können Termine für Führungen vereinbart werden.
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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