Ein Meilenstein für Bendestorf - „Freundeskreis Filmmuseum“ kauft für 150.000 Euro das ehemalige Vox-Klangstudio
mum. Bendestorf. „Das ist ein Meilenstein für Bendestorf“, freut sich Bürgermeister Hans-Peter Brink. Gemeinsam mit Walfried Malleskat (Leiter des Bendestorfer Filmmuseums) und Karl-Jochen Lewerenz traf er sich jetzt auf dem Gelände des ehemaligen Filmstudios. Das Trio hatte gute Nachrichten im Gepäck. „Wir haben gerade den Kaufvertrag für das ehemalige Vox-Klangstudio unterschrieben“, berichtet Malleskat. Damit kommt das kleine Heidedorf Bendestorf seinem Ziel, ein modernes Filmmuseum zu eröffnen, einen großen Schritt näher.
Der Verein zahlt etwa 150.000 Euro für den zweistöckige Gebäudekomplex (etwa 800 Quadratmeter Fläche).
An historischer Stelle wollen die Filmfreunde einen besonderen Ort schaffen. An guten Ideen mangelt es nicht: In einer Dauer-Ausstellung soll an die Bendestorfer Filmgeschichte erinnert werden. Die Besucher können alte Kameras, Scheinwerfer, Schneidetische, Plakate, Fotos, Original-Drehbücher und Autogrammkarten sehen. Zudem ist ein Forum angedacht. Dort sollen Jugendliche und Erwachsene selbst tätig werden. Kurse für Nachwuchsfilmer oder auch Filmwettbewerbe seien denkbar.
Besonders im Fokus wird das alte Produzentenkino stehen. Damals wurden dort die gerade gedrehten Filme begutachtet. Malleskat weiß um eine besondere Geschichte zu dem Raum. Im August 1950 stand Hildegard Knef für den Film „Die Sünderin“ in Bendestorf vor der Kamera. Die damals junge Film-Diva ist darin für zwei Sekunden nackt zu sehen. Sie spielte eine Prostituierte, die sich in einen kranken Künstler verliebt. Als die Szene im eigenen Vorführkino des Studios gezeigt wurde, sei es seltsam leer auf dem Gelände gewesen. Im Vorführkino aber drängelten sich etwa 200 Mitarbeiter, alle wollten die Szene sehen, die einen Skandal auslösen sollte. Skandale sollen in Bendestorf nicht mehr produziert werden. Aber Malleskat hofft auf Themenabende, Vorträge und Konzerte, die das Dorf in aller Munde bringen sollen.
Jetzt wartet auf die Filmfreunde ein großes Stück Arbeit. In den nächsten Wochen sollen bereits die Arbeiten beginnen. Das Gebäude muss entkernt und technisch auf den neusten Stand gebracht werden. Sogar ein Fahrstuhl ist vorgesehen. Das alles wird viel Geld kosten. „Wir gehen von einer Investition von etwa 600.000 Euro aus“, so Malleskat. Schon jetzt liegt eine Zusage über EU-Fördermittel in Höhe von 250.000 Euro vor.
• Die Filmfreunde hoffen auf eine Eröffnungsfeier im Spätherbst. Und sind selbstverständlich weiterhin auf Sponsoren angewiesen. Wer das Projekt unterstützen möchte, wendet sich an Hans-Peter Brink (0 41 83 - 73 70) oder Walfried Malleskat (0 41 83 - 5 09 13 67). „Jeder Betrag zählt“, sagt Malleskat. Für nur 35 Euro im Jahr ist man bereits Mitglied im „Freundeskreis Filmmuseum Bendestorf“.
Ein Blick in die Geschichte
Das Filmstudio Bendestorf entstand, weil das Ufa-Studio Babelsberg in der sowjetischen Besatzungszone lag. Für die aufkommende westdeutsche Filmindustrie musste schnell ein Ersatzdrehort gefunden werden. In kürzester Zeit habe der Regisseur Rolf Meyer in der ländlichen Idylle ein Studio aufgebaut, so Walfried Malleskat. Etliche UFA-Stars knüpften in Bendestorf an ihre früheren Karrieren an: Marika Rökk, Zarah Leander, Johannes Heesters, Gustav Fröhlich und viele andere. Bendestorf entwickelte sich zum wichtigsten Standort der westdeutschen Filmindustrie.
„Das war eine spannende Zeit“, erinnert sich Hans-Peter Brink. Gemeinsam mit Karl-Jochen Lewerenz stand er damals häufig als Statist vor der Kamera. „Bendestorf verdankt der Filmindustrie sehr viel.“ Ende der 1970er Jahre begann der Rückgang der Produktion. Die Studios waren für die Anforderungen der modernen Filmindustrie zu klein geworden. In den 1980er Jahren kamen die Produzenten von Werbefilmen in die Heide. Ariel, Kukident und Mon-Chérie-Werbestreifen entstanden in den Hallen sowie Synchronisationen für alte Edgar-Wallace-Filme mit Joachim Fuchsberger. Doch die Blüte des Nachkriegsfilms und damit die Zeit von Bendestorf als Heide-Hollywood war vorbei.
Kommentar
Ein Leuchtturm für die Region
Dieses Engagement verdient Respekt! Ein kleiner Verein mit gerade einmal 60 Mitgliedern hat es innerhalb eines Jahres geschafft, fast 200.000 Euro an Spendengeldern zu werben. Das neue Filmmuseum hat das Potenzial, Jung und Alt aus ganz Deutschland in die Nordheide zu locken.
Wenn der Tourismus in der Region in den kommenden Jahren gestärkt werden soll, dann sind jetzt Samtgemeinde und Landkreis gefordert, dieses Projekt intensiv zu unterstützen. Mit Wanderwegen und Kunstpfaden allein wird sich auf Sicht kein Tourist in die Heide verirren. Schon gar nicht, wenn es bei den Hotels und Pensionen einen riesigen Investitionsstau gibt. Das Filmmuseum hat das Zeug zu einem echten Leuchtturm!
Sascha Mummenhoff
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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