Jesteburger Schützen: Sport und Tradition
Einzeln schießen - im Team trainieren
"Endlich gab es wieder Wettkämpfe" - ein Seufzer aus dem Mund von Karsten Menk, seines Zeichens Leiter der Jugendabteilung des Jesteburger Schützenvereins von 1864. Denn nicht nur das Schützenfest mit vielen Traditionen und Ausmärschen - nach der Corona-Pause war es im vergangenen Jahr übrigens ein großer Erfolg - gehört zum Verein, sondern auch der Sport. "Wir haben hoffnungsvolle Talente in der Jugendabteilung", berichtet Menk. Zum Beispiel Ben Simon, der kürzlich Vizekreismeister Luftgewehr in seiner Altersgruppe wurde.
Doch die sportlichen Erfolge fallen nicht vom Himmel. "Da muss schon regelmäßig möglichst zweimal wöchentlich trainiert werden." Gerade für heutige Jugendliche, die in einer hektischen, schnellebigen Zeit klarkommen müssen, sei das Schießen eine gute Möglichkeit "mal runter zu kommen. Denn dabei muss man sich wirklich konzentrieren", erklärt Menk. Damit der Schuss ins Schwarze geht, muss der Schütze ganz ruhig sein. Wer in Wettkämpfen antritt, trägt deshalb spezielle schwere Schießkleidung, die das Wackeln zusätzlich minimieren soll.
Aber in der Jugendabteilung geht es nicht nur um sportliche Wettkämpfe, sondern auch um eine Gemeinschaft. "Man schießt zwar allein, doch trainiert wird gemeinsam", erklärt Menk. Und dass der Sport in der bald sechs Jahre alten Anlage Am Alten Moor Freude macht, ist auch Emily Versemann anzusehen. Die 18-Jährige leitet die Jugendabteilung zusammen mit Menk. Los geht es mit zehn Jahren, da darf man mit dem Lichtpunktgewehr, umgangssprachlich Lasergewehr genannt, schießen. Ab zwölf Jahren ist das Schießen mit dem Luftgewehr möglich, ab 14 Jahren in Begleitung der Eltern mit dem Kleinkalibergewehr, ab 16 Jahren auch ohne Elternaufsicht.
Drei Schießstände gibt es im Jesteburger Schützenhaus, zwei davon mit elektronischer Treffererfassung: den Luftgewehrstand, einen Pistolenstand und die Kleinkaliberanlage, bei der auf 50 Meter entfernte Scheiben geschossen wird. Im Flur hängen Muster traditioneller Orden und auch Kuriositäten wie ein überdimensionaler hölzerner Käfer, der ebenfalls für den Wettbewerb um einen Orden steht.
Sehr familiär geht es hier zu, obwohl der Verein 275 Mitglieder hat. Die Jugendabteilung umfasst rund 15 aktive junge Schützen. "Das ist - verglichen mit anderen Vereinen - eine ganz ordentliche Zahl", sagt Manuaela Versemann, die den Spielmannszug leitet. Als Kinder wollen viele unbedingt mitmachen. Im Alter von 16 Jahren hätten die jungen Leute dann oft anderes zu tun, doch viele kämen dann später zurück zum Verein. Für sie ist es besonders erfreulich, dass die Aktivitäten alle Generationen umfassen - von der Jugend bis ins Alter. Zum Beispiel im Spielmannszug: "Da gibt es junge und ältere Mitglieder, alle spielen gut zusammen." Bei den Versemanns ist das Schützenwesen Familiensache: Manuelas Ehemann Bernd zum Beispiel organisiert als 1. Kommandeur das "Drumherum": Ausmärsche, Ehrentage, den Kontakt zu Behörden bei öffentlichen Veranstaltungen.
Einige jugendliche Schützen machen beides: schießen und musizieren. Manuela Versemann erklärt die bei Spielmannszügen üblichen Instrumente Querflöte, Trommel, Pauke, Lyra. "Das lernt man alles bei uns. Wer mitmachen möchte, braucht keinerlei Vorkenntnisse, auch keine Notenkenntnisse." "So lernt man gut nach Gehör zu spielen", lacht Tochter Emiliy, die Querflöte spielt, seit sie fünf Jahre ist. Rund 15 Stücke haben die Musiker aktuell eingeübt, vom bekannten "When the Saints Go Marching In" bis zur traditionellen "Schützenliesel" oder dem "Gruß an Kiel". Denn erst durch die Musik werden Umzüge festlich. "Wir haben auch eine schöne Kooperation mit dem Ramelsloher Spielmannszug, auch wenn der dort beim Sportverein angesiedelt ist - das geht trotzdem", lacht Manuela Versemann.
Dass man nicht nur in Traditionen verhaftet ist, zeigt die neue Darts-Gruppe, die einen Extraraum im Schützenhaus hat: "Das ist gerade sehr beliebt", erklärt Karsten Menk. "Uns fehlen jetzt nur noch Bogenschützen!"
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