Forschung zum Zweiten Weltkrieg
Einzigartiger "Fluchtwerkzeug"-Fund

Archäologe Ole Uecker erforscht Kampfflugzeug-Absturzstellen im Landkreis Harburg aus dem Zweiten Weltkrieg | Foto: M. Korupp
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  • Archäologe Ole Uecker erforscht Kampfflugzeug-Absturzstellen im Landkreis Harburg aus dem Zweiten Weltkrieg
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Er ist im Auftrag des Harburger Helmsmuseum, des Archäologischen Museums Hamburg, im Landkreis Harburg unterwegs: Auch an verschiedenen Stellen rund um Jesteburg und in Eckel suchte Archäologe Ole Uecker mit Sonden nach Wrackteilen abgeschossener Flugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg - und wurde fündig. Einige Mitglieder des Jesteburger Arbeitskreises für Heimatpflege waren an der Suche beteiligt. Jetzt stellte Uecker seine Forschungsergebnisse vor.

"Fundplatz Eckel 31" und "Fundplatz Jesteburg 86" heißen die Absturzstellen, die Uecker bearbeitete, in der Forschung schlicht. Dahinter stehen dramatische Kriegsereignisse, bei denen es um Leben und Tod ging. Mehr als 5.000 Fundstücke wurden hier insgesamt gefunden - ein ordentliches Stück Arbeit, diese alle zu registrieren und in den sachlichen Zusammenhang einzuordnen.

In Jesteburg fand man schon 2019 Reste eines Flugzeugs vom Typ "Vickers Wellington Mk. III". Sogar die Seriennummer "X3341" konnte ermittelt werden. Sechs britische und Besatzungsmitglieder und ein Australier verloren beim Abschuss durch eine deutsche Flugabwehrrakete am 28. März 1942 dort ihr Leben. Das dokumentieren die Fundstücke: Neben Wrackteilen konnten auch etliche Ausrüstungsgegenstände der Besatzung gefunden werden, Fallschirmreste, Schwimmwestenreste, ein Schlüsselbund, Kleingeld, ein Mützenabzeichen der Royal Air Force und sogenannte "Escape Tools" (Fluchtwerkzeuge, Anm. d. Red.), ein Knopfkompass und eine Säge, mit denen sich die Soldaten befreien können sollten.

Das ist ein ganz besonderer Fund, bestätigt Uecker. "Die Fluchttools sind als archäologische Funde in Deutschland soviel ich weiß einzigartig und deswegen natürlich extrem spannend für die Forschung." Zwar gebe es solche Fluchtwerkzeuge häufiger noch auf britischen Dachböden, nicht aber als archäologische Funde. "Das zeigt, dass diese Werkzeuge vermutlich sehr oft in den Einsatz kamen und als eine Art Notanker der Besatzung nach einem Absturz fungierten." Die Fundstücke sind aktuell im Landesmuseum von Nordrhein Westfalen in Herne in der Sonderausstellung „Modern times – Archäologische Funde und ihre Geschichten“ zu sehen. Im Landkreis Harburg sind im Moment keine Ausstellungen geplant.

Allerdings lassen sich die Gegenstände nicht mehr einzelnen Besatzungsmitgliedern zuordnen. Die toten Soldaten wurden vorerst in Klecken auf dem Friedhof bestattet, später auf den Commonwealth War Graves Commission Cemetery in Becklingen bei Soltau umgebettet.

In Eckel fand man Anfang des Jahres Teile eines deutschen Flugzeugs, Typ "Junkers Ju 88", zwei Besatzungsmitglieder überlebten den Absturz am 17. April 1945 nicht. Vermutlich wurde das Flugzeug von britischen Jägern abgeschossen. "In Eckel fanden wir vor allem Wrackteile", berichtet, Uecker, "Darunter auch eine Anzeige aus dem Cockpit." Die Toten waren zuerst in einem Feldbegräbnis neben der Absturzstelle bestattet worden. Später wurden sie nach Vahrendorf auf den Kriegsgräberfriedhof umgebettet.

Seit einigen Jahren werden die Absturzstellen von Flugzeugen im Zweiten Weltkrieg vom Archäologischen Museum Hamburg als "Bodendenkmäler" erfasst, zum Beispiel im vergangenen Jahr in Meckelfeld (das WOCHENBLATT berichtete). Ein Grund: Damit soll verhindert werden, dass private Militariasammler geschichtlich Bedeutsames von den Fundstellen entfernen - es ist dann nämlich verboten. Außerdem können Gefahren von den Stellen ausgehen, da dort oft noch Munition liegt und Treibstoffe ausgelaufen sind. In Jesteburg und Eckel wird es - anders als im vergangenen Jahr in Meckelfeld - keine Hinweistafeln auf die Absturzstellen geben. Die Fundorte sollen nicht bekannt gegeben werden, "weil wir versuchen diese vor Raubgräbern zu schützen", so Uecker. Noch seien längst nicht alle Absturzstellen gefunden und ausgewertet. "Das Projekt wird also weiterlaufen."

Archäologe erforscht Bomberwrack bei Meckelfeld
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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