Jesteburg: Energiegenossenschaft informierte
Energie vom Dach für alle

Gründungsteam mit Bürgermeisterin: Marcus Richter (v. li.), Angelika Schiro, Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden, Christoph Kröger, Aydin Yakin, Nathalie Boegel, Ulf Gerkensmeyer und Dieter Reichert. Es fehlt Gründungsmitglied Steffen Burmeister | Foto: Bernd Jost
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  • Gründungsteam mit Bürgermeisterin: Marcus Richter (v. li.), Angelika Schiro, Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden, Christoph Kröger, Aydin Yakin, Nathalie Boegel, Ulf Gerkensmeyer und Dieter Reichert. Es fehlt Gründungsmitglied Steffen Burmeister
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Die Seeve Bürgerenergie Genossenschaft ging jetzt an die Öffentlichkeit: Zur Infoveranstaltung in die Oberschule kamen etwa 100 Jesteburger, um sich zu informieren: Was genau ist eine Energiegenossenschaft? Wie profitieren die Bürger und Kommune davon? Was hat das mit der Energiewende zu tun? Diese und viele andere Fragen sollten vom Gründungsteam der Seeve Bürgerenergie beantwortet werden.

Ab sofort heißt die Energiegenossenschaft offiziell übrigens „Seeve Bürgerenergie eG i.G.", der bisherige Name wurde um das Wort „Bürger“ erweitert. Warum? Weil es im Gerichtsbezirk Lüneburg eine GmbH mit einem sehr ähnlichen Namen gebe. Mit dem neuen Namen werde eine Verwechslung von vornherein ausgeschlossen. "Eine 'Bürgerenergiegesellschaft' genießt darüber hinaus bestimmte Privilegien, die der Gesetzgeber im EEG 2023 definiert - wie Unterstützung bei Planungs- und Genehmigungsverfahren, finanzielle Anreize und Vorrang bei der Netzeinspeisung", erklärt Sprecherin Nathalie Boegel. Der neue Name wird auch beim Registergericht eingetragen.

Die neu gegründete Genossenschaft möchte in der Samtgemeinde Photovoltaikanlagen (PV) zunächst auf schon versiegelten Flächen wie Dächern und Parkflächen errichten und so erneuerbare Energie für die Gemeinde und ihre Bürger erzeugen und verkaufen. Auch gemeinde- oder kreiseigene Dächer und Flächen sollen dafür herangezogen werden, zum Beispiel Schuldächer. Das Problem: Diese Flächen sind knapp, denn einige Gemeindegebäude sind nur gemietet oder mit Reet eingedeckt, auf das keine Solaranlage montiert werden kann.

An der Energiegenossenschaft können sich Bürger direkt beteiligen, indem sie für je 250 Euro einen oder mehrere Mitgliedsanteile kaufen. Sie erhalten dann einen Anteil am Gewinn als Dividende. Mitglieder sollen später verbilligt Strom kaufen können, insbesondere, wenn sie gestatten, dass auf ihrem Dach eine PV-Anlage errichtet wird. Es wird aber keine "Dumpingpreise" geben, sagt Nathalie Boegel. "Die Preise sind so günstig, wie wir sie anbieten können, um langfristig als genossenschaftlicher Stromanbieter für die Samtgemeinde am Markt zu bleiben." Denn die Seeve Bürgerenergie will ihre PV-Anlagen auch auf privaten Dächern installieren. "Hier haben wir neben Wohnhäusern vor allem gewerbliche Dachflächen im Blick. Gewerbetreibende: Bitte bei uns melden!"

Die erste Anlage soll im ersten Quartal 2024 aufgebaut werden. "Aktuell haben wir mehrere Projekte für die erste Anlage in der Pipeline. Darunter befinden sich kleinere, aber auch größere Anlagen", so Boegel. "Für die ersten kleineren Dächer verfügen wir bereits über ausreichend Kapital." Um alle Dächer in der Planung belegen zu können, benötigt die Genossenschaft aber noch mehr Geld.

Etwa 900 Energiegenossenschaften gibt es bereits in Deutschland. "Einige sind sogar so erfolgreich, dass sie vor Ort mehr Energie erzeugen, als in ihrer Kommune insgesamt verbraucht wird", erklärt Nathalie Boegel. "Die so genannte 'bilanzielle Stromautarkie' ist auch das langfristige Ziel der Seeve Bürgerenergie."

Bei den Jesteburgern stieß das Konzept der Genossenschaft auf viel Interesse: Die ausgelegten Mitgliedsanträge seien nach der Veranstaltung jedenfalls vergriffen gewesen, so Boegel. Auch Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden zeichnete als Privatperson einen Anteil. „Mir liegt die Energiewende auch in unserer Samtgemeinde sehr am Herzen, und deswegen unterstütze ich die Seeve Bürgerenergie mit meiner Mitgliedschaft“, so die parteilose Verwaltungschefin.

Gibt es da nicht ein Interessenkonflikt, zum Beispiel, wenn es um die Vergabe knapper PV-Flächen an die beiden Jesteburger Energiegesellschaften geht? "Meine Information war, dass die Energiegenossenschaften nicht um diese Flächen konkurrieren, sondern gut nebeneinander bestehen können. Sollte dies dennoch der Fall sein, dann entscheide nicht ich darüber, wer den Zugriff erhält, sondern der Rat der Gemeinde Jesteburg", erklärt von Ascheraden. "Insofern besteht kein Interessenkonflikt, da ich keine Stimme im Gemeinderat habe." Generell müsse noch geprüft werden, ob und in welchem rechtlichen Rahmen öffentliche Dachflächen belegt werden könnten und ob eine Kommune selbst Genossenschaftsanteile kaufen könne, erklärt die Verwaltungsfachfrau. "Wir sind dabei, dies zu prüfen."

Die Seeve Bürgerenergie strebt künftig eine Kooperation mit der Samtgemeinde und den Gliedgemeinden Harmstorf, Bendestorf und Jesteburg an, nach dem Vorbild Neu Wulmstorfs. Die Energiegenossenschaft könnte zum Beispiel günstigen Strom für öffentliche Gebäude wie z.B. Schulen liefern und so die Finanzen der Gemeinde entlasten. Die Wertschöpfung aus der Energiegewinnung bliebe dabei vor Ort.

Gründungsteam mit Bürgermeisterin: Marcus Richter (v. li.), Angelika Schiro, Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden, Christoph Kröger, Aydin Yakin, Nathalie Boegel, Ulf Gerkensmeyer und Dieter Reichert. Es fehlt Gründungsmitglied Steffen Burmeister | Foto: Bernd Jost
Andrang bei der Infoveranstaltung in der Oberschule: Die Seeve Bürgerenergie Genossenschaft informierte über ihr Vorhaben | Foto: Volker Otte
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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