Bahnhöfe in Jesteburg und Ramelsloh
Entscheidung bis zum Herbst
Wird die Bahnstrecke Buchholz-Jesteburg-Harburg reaktiviert? Und: Hat neben Jesteburg auch Ramelsloh eine Chance auf einen Haltepunkt für Personenzüge, wo bisher nur Güterzüge durchrauschen? Eine Mitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung (MWVBD) macht den Jesteburgern und Ramelslohern jetzt Hoffnung.
Anfang Juni tagte der Parlamentarische Lenkungskreis Streckenreaktivierung des MWVBD aus Vertretern der Landtagsfraktionen, Fachorganisationen und kommunalen Spitzenverbänden. Zwar steht die Strecke Buchholz-Jesteburg-Harburg dort nicht ganz oben auf der Reaktivierungsliste, ist aber immerhin schon im Gespräch. Das Land setzte sich "weiterhin mit Nachdruck dafür ein, dass auch die kurz vor der Umsetzung stehenden Reaktivierungsprojekte Buchholz-Jesteburg-Hamburg-Harburg (...) so schnell wie möglich reaktiviert werden", heißt es in einer Pressemitteilung des MWVBD. 2019 hatte Bernd Althusmann (CDU), damals niedersächsischer Minister für Wirtschaft und Verkehr, eine Reaktivierung im Jahr 2027 angekündigt. Neue Zeitangaben macht das MWVBD nicht.
"Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum der Haltepunkt Jesteburg nicht reaktiviert werden sollte" - das sagt der Jesteburger Bahn-Experte Dieter Maretzki. Der Ingenieur und Technische Regierungsoberamtsrat im Ruhestand war über 41 Jahre bei der Bahn, zuletzt bei der Außenstelle Hamburg-Schwerin des Eisenbahn-Bundesamtes und kennt die Materie genau. "Es könnte höchstens wieder am Geld scheitern." Er und viele andere Jesteburger wünschen sich wieder eine Bahnanbindung. "Mit dem Bus nach Harburg dauert das einfach zu lange", sagt Maretzki, "Mit der Bahn von Buchholz aus nur 19 Minuten, aber da muss man erstmal hinkommen."
Seit 1981 hält in Jesteburg kein Zug mehr: Die Strecke Buchholz-Lüneburg wurde für den Personenverkehr stillgelegt, auf der Strecke Buchholz-Harburg rauschen nur noch Güterzüge durch. Zwei Jahre lang schöpften die Jesteburger Hoffnung, dass sich das wieder ändern würde: Zumindest am Wochenende fuhren Personenzüge durch, hielten aber nicht. Als die Strecke Buchholz-Klecken-Hittfeld-Harburg im Oktober 2022 wegen Bauarbeiten gesperrt war, wurden die Personenzüge über Jesteburg umgeleitet. "Technisch ist das also offenbar durchaus machbar", so Maretzki. "Früher hat man immer argumentiert, man brauche alle Kapazitäten für den Güterverkehr."
Doch seitdem tat sich wenig. Viele Jesteburger schöpften Hoffnung, dass sich das mit den Streckenneubauambitionen der Bahn zwischen Hamburg und Hannover (das WOCHENBLATT berichtete) ändern würde, doch diese Hoffnung zerstob, als klar wurde: Die Bahn will nur den ICE nach Hannover schneller machen und im Übrigen nur Güterzüge aus dem Hamburger Hafen auf der neuen Strecke gen Süden rollen lassen. Nur für diese Güterzüge sollen neue Haltepunkte gebaut werden - damit der ICE ungehindert überholen kann.
Doch Dieter Maretzki hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Das Land Niedersachsen bekomme immerhin einen erheblichen Bundeszuschuss für den Regionalverkehr, sagt er, damit müsste man auch den Bahnverkehr entwickeln können. Aber ein zu großer Anteil des Geldes ginge bisher in den Ausbau der Busverkehrs, ist er überzeugt.
Ein Jesteburger Haltepunkt dürfte nicht schwer zu bauen sein: Hier gab es schon früher einen Bahnhof, Flächen für Bahnsteiganlagen, und auch die nötigen Grundstücke für Bahnnutzungen seien möglicherweise leichter zu reaktivieren, falls sie noch nicht "endwidmet" seien, weiß Maretzki. Der alte Bahnhofsstandort wäre auch der beste für einen neuen Haltepunkt, hatte auch eine Machbarkeitsstudie 2021 ergeben (das WOCHENBLATT berichtete). In Ramelsloh ist das wegen fehlender Grundstücke schwieriger. Aber auch Ramelsloh kann einen Bahnanschluss gut gebrauchen: Die nächsten erreichbaren Bahnhöfe befinden sich derzeit in Hittfeld (12 Kilometer entfernt), Meckelfeld (14 Kilometer) und Stelle (11 Kilometer), da der Bahnhof Maschen seit Jahren wegen der Sperrung der Decatur-Brücke nicht erreichbar ist.
Jetzt wird in Hannover erst einmal geprüft, welche der ins Auge gefassten Strecken sich wirtschaftlich betreiben lassen, das heißt, wie viele Menschen die Züge nutzen würden, teilte das MWVBD mit. Strecken, die keinen großen "Nutzwert" haben, also sich nicht rechnen, dürften zügig wieder aus dem Programm fliegen. Erste Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen, kündigte das MWVBD an.
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