Bendestorf: Probelauf im Porzellanmuseum
"Fast jedes Stück hat eine Geschichte"
Seit über zehn Jahren ist es in Planung, seit 2019 in Bau: Noch in diesem Sommer wird das Porzellanmuseum Bendestorf eröffnet, kündigte Dr. Ronald Begemann an, Bevollmächtigter von Margot Sobottka (86), die zusammen mit ihrem 2016 verstorbenen Ehemann Horst das Museum gestiftet hatte. Es wird das erste seiner Art in ganz Norddeutschland sein.
Die Sobottkas hatten bis 1989 ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Porzellan- und Haushaltswarengeschäft in Harburg betrieben. Nachdem sie das Geschäft an WMF verkauft hatten, blieb einiges an Lagerbestand zurück, da WMF keine Manufakturware im Sortiment führte. Fein säuberlich verpackt in 1.600 Kartons mit ein bis 24 Stücken schlummerten die mit bis zu 45.000 Euro bewerteten Service und Einzelstücke im Untergeschoss des Sobottkaschen Hauses und wurden jetzt zum Grundstock zur heutigen Sammlung. Außerdem hatte Horst Sobottka zusätzlich viele außergewöhnliche Stücke aller namhaften Porzellanmanufakturen Deutschlands und des europäischen Auslands als langjähriger Sammler zusammengetragen.
Jetzt sind sie im Erdgeschoss und später auch im Untergeschoss des 700 Quadratmeter großen Hauptgebäudes an der Jesteburger Chaussee zu sehen, das an sich schon sehenswert ist: Es erhält das Fachwerk und Gebälk eines historischen Zweiständerhauses aus dem Jahre 1790 aus dem Landkreis Rotenburg, ist trotzdem barrierefrei. Im Untergeschoss wird sich neben Ausstellungsräumen das Depot mit gerade nicht ausgestellten Stücken sowie die Haustechnik befinden, im Obergeschoss gibt es einen 100 Quadratmeter großen Tagungsraum.
Für die Vitrinen ist Julie Sodre zuständig, gelernte "Sachillustratorin Flora und Fauna", die auch familiären Bezug zum Porzellan mitbringt: Ihre Großmutter war Porzellanmalerin. Sie zeigte den ersten Probe-Besuchern, Landfrauen des Ortsvereins Hittfeld, die darin zu sehenden Schätze: Formen, die schon seit dem 17. Jahrhundert verwendet werden, mit verschiedenen kunstvollen Dekoren in prächtigen, mit Gold und Platin verzierten Farben, aber auch aktuelle Stücke aus den 1980er Jahren. "Hier hat fast jedes Stück eine Geschichte", sagt Sodre, die rund fünf Monate lang über die Ausstellungsstücke recherchiert hat. Diese Erkenntnisse sollen noch verschriftlicht an den Vitrinen angebracht werden.
Und auch die Stücke selbst erzählen bei genauem Hinsehen. "Früher gab es nicht so viel Unterhaltung, sodass Geschirr und Dekoration auf festliche Tafeln auch immer Geschichten erzählte", erklärt Sodre. Zum Beispiel das Service "Sommernachtstraum" aus der Meissner Porzellanmanufaktur, ein persönlicher Favorit von Margot Sobottka. Oder das für den sächsischen Premierminister Heinrich Graf von Brühl gefertigte "Schwanenservice" aus Meissener Porzellan. Dabei sind die Stücke teilweise nicht nur sehr wertvoll, sondern auch sehr schwer. Bis zu 60 Kilogramm wiegen die teilweise massiven Figuren, weiß Sodre - eine besondere Herausforderung für die Konstruktion der Vitrinen. Neben der ständigen Basisausstellung wird es in Zukunft auch Sonderausstellungen zu bestimmten Themen geben.
Gleich gegenüber dem Museum befindet sich ein Café. An dessen supermoderner Erscheinung mit bodentiefen Fenstern und Holzfassade wird gerade noch gearbeitet. Doch im August soll auch hier alles für eine Erfrischung der Museumsbesucher bereit sein.
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