Neu in Jesteburg: SoLaWi "Möhren & More"
Gemeinsam ackern für gutes Gemüse
Im März gibt's erste Radieschen, der Feldsalat sieht jetzt schon ganz gut aus - bei der solidarischen Landwirtschaft, kurz SoLaWi, Jesteburg wartet man schon ungeduldig auf den Start: 33 Jesteburger haben sich, zunächst unter dem Dach der Klimakommune Jesteburg, zusammengetan, um gemeinsam etwas gegen den Klimawandel und für gutes Gemüse zu tun: Sie gründeten im Oktober den Verein "Möhren & More". Vereinsziel: Eine Landwirtschaft zu fördern, bei der gesundes und leckeres Biogemüse keine langen Wege transportiert werden muss, der Landwirt besser kalkulieren kann, und das alles zu einem für Biogemüse marktüblichen Preis.
Diese Form des Anbaus wird immer beliebter: Im Landkreis Harburg gibt es schon zum Beispiel in Eckel, Wistedt und Ollsen SoLaWis. "Aber die sind nur ähnlich, wir haben uns ein eigenes, für uns passendes Modell ausgedacht", erklärt der Vereinsvorsitzende Dieter Reichert. Und das geht so: Einige Jesteburger schließen sich zusammen und organisieren den Anbau von Gemüse, nehmen regelmäßig die Ernte ab. Jedes Mitglied zahlt jährlich 600 Euro. Dafür gibt's in zehn Erntemonaten jede Woche einen Anteil an der Ernte, den man sich bei einem Depot abholen kann. Reichert: "Wir sagen dazu immer 'Ernte-Risiko-Gemeinschaft', damit gleich klar ist: Die ursprünglichen Planungen können nicht immer eins zu eins umgesetzt werden." Das liege eben am Wetter, da habe man landwirtschaftstypisch schonmal Ausfälle bei einer Sorte, eine andere sei dann vielleicht besonders ertragreich.
Was angebaut wird, legt die Gemeinschaft im Vorjahr in einem Anbauplan fest. Das war in diesem Jahr schwierig, weil die Vereinsgründung erst im Oktober erfolgte, man aber schon im November Saatgut für die kommende Erntesaison bestellen muss. Ursprünglich war der Kostenplan auf 60 Personen ausgelegt. "Das haben wir nicht hingekriegt", sagt Dieter Reichert, "Und dadurch sind die Kosten etwas höher geworden und wir mussten nochmal überlegen, ob wir das auch mit weniger Mitgliedern machen wollen." Man wollte, und so teilen sich nun 30 SoLaWi-Mitglieder die Ernte, würden sich aber über weitere Mitglieder freuen.
In der Erntekiste finden sich dann übliche Gemüse der Region: Salat, Buschbohnen, Kartoffeln, Dill, Grünkohl, Zucchini, Kürbis und vieles andere. Wenn man mal etwas gar nicht mag, kann man es über eine Tauschkiste weitergeben, haben sich Reichert und seine Mitstreiter überlegt. Für Urlaubswochen muss aber jeder selbst sorgen: Vielleicht freut sich auch der Nachbar über frisches Biogemüse vom Acker um die Ecke.
Eigene Arbeit auf dem Gemüsefeld müssen die Mitglieder nicht leisten. Das Ackern auf dem Feld übernimmt Landwirt Andreas Heitmann vom Brummhof in Itzenbüttel gegen Bezahlung. 30 Beetmeter hat Heitmann in seinem Folientunnel für die SoLaWi reserviert, auf der restlichen Fläche baut er auf eigene Rechnung Biogemüse an. "Das allein mit Mitgliedern machen zu wollen, ist schwierig: Man braucht Fachkenntnisse im Gemüsebau und regelmäßig viel Zeit", erklärt Reichert, "deshalb haben wir dafür einen Profi engagiert."
Wer möchte, darf natürlich gern helfen. Zum Beispiel auch beim wöchentlichen Transport der Ernte. Was den SoLaWis noch unter den Nägeln brennt: Es gibt noch kein Depot in Jesteburg, wo die Mitglieder ihr Gemüse abholen. "Eine Garage, ein Schuppen oder etwas Ähnliches würde reichen", sagt Dieter Reichert schmunzelnd, "Es muss auch nicht aufgeräumt sein." Die SoLaWi "Möhren & More" trifft sich das nächste Mal mit der gesamten Klimakommune am 23. Januar, um 19 Uhr im Schützenhaus, Am Alten Moor 10. Die SoLaWi ist per E-Mail unter kontakt@moehren-and-more.de und per Telefon unter 04183-409493 zu erreichen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.