Jesteburg: Bleibt das Freibad dieses Jahr geschlossen?
100.000 Euro könnten in Sanierung investiert werden / Fördervereins-Vorstand will Vorschlag diskutieren.
mum. Jesteburg. Freunde des Jesteburger Freibads müssen jetzt ganz tapfer sein: Vielleicht öffnet das Bad in dieser Saison gar nicht. "Im Raum steht die Frage, ob man die ohnehin schon kurze Saison nicht dazu nutzen sollte, fällige Sanierungsarbeiten am Gebäude, an den Durchschreitebecken und der Schmutzwasserleitung durchzuführen", sagt Henning Buss, Vorsitzender des Fördervereins "Unser Freibad". Möglich wäre dies allerdings nur, wenn das Bad überhaupt nicht eröffnen wird. Das Vorstands-Team hat sich jetzt getroffen, um die Situation zu besprechen. Mit dabei war auch Thorsten Radde von der Gebäudewirtschaft der Verwaltung.
Die Zusammenarbeit mit der Firma, die zurzeit die Beckenköpfe wiederherstellt, gestaltet sich laut Buss schwierig. "Da die Firma per Gerichtsbeschluss dazu aufgefordert wurde, ihre mangelhaften Arbeiten zu sanieren, erhält sie dafür keine Bezahlung." Das dürfte die Motivation nicht steigern. Des Weiteren sei es bis vor einigen Tagen zu kalt gewesen, um die Fliesen anzubringen. Dann sei es zu warm gewesen. Am Montag, 14. Mai, sollen die Arbeiten fortgesetzt werden - wenn das Wetter es zulässt. "Daran kann man erkennen, dass eine Vorhersage, wann die Beckenköpfe fertig werden, nicht möglich ist", so Buss. Zu rechnen sei mit zwei bis vier Wochen Arbeitszeit plus vier Wochen für die Trocknung. Die Gebäudewirtschaft halte eine Eröffnung frühestens Ende Juni für wahrscheinlich. "Erfahrungsgemäß sind die Besucherzahlen in den Ferien, die dann bereits beginnen, geringer, so dass viele das Bad nur noch in den wenigen Wochen nach den Sommerferien nutzen werden", so der Fördervereins-Chef.
Probleme bereiten auch die Badaufsichten. Die Gemeinde sucht seit einigen Wochen Personal. "Wenn sich keine weiteren Mitarbeiter finden, muss das Bad an einem Tag in der Woche geschlossen bleiben und würde auch an den übrigen Tagen nur verkürzt öffnen können", erklärt Buss.
Beim Schmutzwasserkanal besteht laut Förderverein dringend Handlungsbedarf. Dieser habe Mängel, die bei einer Besichtigung festgestellt worden seien. Die Betriebserlaubnis sei durch den Landkreis gefährdet. Außerdem würden sich die Durchschreitebecken in einem desolaten Zustand befinden. "An vielen Stellen bröckelt nicht nur Farbe, sondern jetzt auch der Beton", sagt Buss. Da nach den neuen Verordnungen diese Becken nicht mehr erforderlich sind, gibt es die Idee, den Bestand abzubrechen und den Bereich so herzustellen, dass die Duschen weiterhin verwendet werden können und gleichzeitig barrierefreie Zugänge zu den Becken entstehen. Aber auch am Gebäude besteht Sanierungsbedarf. Als wichtigste Aufgaben sehe der Verein Ausbesserungsarbeiten am Dach und die Erneuerung der Fenster.
"Bisher waren wir uns einig, alles daran zu setzen, dass unser Freibad in dieser Saison wieder eröffnet wird", so Buss. "Nun eröffnen sich aber neue Möglichkeiten." Durch die Inbetriebnahme des Bades entstehen hohe Startkosten, um etwa die Becken zu füllen und die Technik in Betrieb zu nehmen - egal wie lang das Bad geöffnet ist. "Durch eine Nichtöffnung des Bades würden Haushaltsmittel von vermutlich etwa 100.000 Euro eingespart werden", rechnet der Fördervereins-Vorsitzende vor. Da dieses Geld bereits für das Freibad im laufenden Haushalt eingestellt ist, ist eine finanzielle Grundlage vorhanden. Weitere 140.000 Euro könnten zudem aus einem Vergleich dazukommen (das WOCHENBLATT berichtete).
"Wir als Vorstand sehen die Chance, in unserem Freibad endlich die Arbeiten durchführen zu können, die seit Jahren in der Warteschleife hängen", so Buss. Es gebe allerdings auch Stimmen, die befürchten, dass eine abgesagte Saison der Beginn einer Diskussion für eine endgültige Schließung des Freibads sein könnte. Ohne ein Votum aus der Mitgliederschaft möchte der Vorstand kein Meinungsbild an die Verwaltung und den Gemeinderat abgeben. Deswegen findet am Montag, 14. Mai, ab 19 Uhr eine außerordentliche Mitgliederversammlung im "Heimathaus" statt.
"Allen muss klar sein, dass über eine Öffnung oder Nichtöffnung am Ende der Gemeinderat zu beschließen hat", so Buss. Allerdings hätten die vergangenen Jahre gezeigt, dass die Hinweise und Vorschläge des Vereins gern gehört und umgesetzt werden."
Auf ein Wort
Vorschlag, nicht zu öffnen, ist richtig
Ich ziehe meinen Hut vor dem Mut des Fördervereins-Vorstandes. Die Entscheidung, das Freibad eine Saison nicht zu öffnen, fällt den Verantwortlichen bestimmt nicht leicht. Die Kritik vieler Gäste dürfte ihnen sicher sein. Aber die Entscheidung ist genau richtig.
Jesteburg spart viel Geld ein, das die Gemeinde in die dringend notwendige Sanierung des Freibads investieren kann. Tatsächlich stellt sich zudem die Frage, ob es finanziell überhaupt gerechtfertigt ist, das Freibad nur für wenige Wochen zu öffnen. Ich hoffe für Henning Buss und seine Mitstreiter, dass die Mitglieder ihnen mit einem mehrheitlichen Votum den Rücken stärken. Vielleicht profitieren von der Nicht-Öffnung des Jesteburger Bades andere Kommunen. Die Bäder in Buchholz, Bendestorf, Hittfeld und Hanstedt könnten ihr Defizit dank zusätzlicher Besucher vielleicht etwas minimieren. Auch das Personal würde sicherlich in anderen Bädern übergangsweise unterkommen.
Sascha Mummenhoff
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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