Jesteburg: Das Freibad bleibt geschlossen
Fördervereins-Chef Henning Buss erklärt, warum die Becken seit zehn Jahren nur provisorisch repariert werden.
mum. Jesteburg. Die Nachricht von der sofortigen Schließung des Jesteburger Freibads sorgte am Freitagnachmittag für hitzige Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Wie das WOCHENBLATT online berichtet hatte, sah sich die Gemeinde zu diesem drastischen Schritt veranlasst, „weil akute Verletzungsgefahr aufgrund diverser Fliesenschäden besteht“, so Thorsten Radde. Er ist bei der Samtgemeinde Jesteburg für die Gebäudewirtschaft zuständig. „Bevor sich Personen aufgrund gerissener oder wackeliger Fliesen verletzen, muss das Bad geschlossen und die Schäden in angemessener Weise behoben werden.“
Auch der Vorstand des Freibad- Fördervereins war von der Nachricht des vorzeitigen Saisonendes überrascht. „Natürlich sind wir davon nicht begeistert“, sagt Vorsitzender Henning Buss. „Da die Schließung an einem Freitagmittag angeordnet wurde, war es leider für uns nicht mehr möglich, alle offenen Fragen mit der Verwaltung der Gemeinde Jesteburg als Betreiber des Bades zu klären.“ Trotzdem nannte Buss einige Informationen, „die es hoffentlich erleichtern, den aktuellen Stand im Freibad zu verstehen“.
Laut Buss wurden bei der Sanierung des Freibades 2006 auch sämtliche Beckenköpfe (also der obere Bereich am Beckenrand) erneuert. Dabei unterlief dem Hersteller ein Fehler. Der Beton hat laut dem Fördervereins-Vorsitzenden eine sehr schlechte Qualität, ist spröde und bricht. Die Firma wurde seinerzeit von der Gemeinde Jesteburg verklagt. Der Prozess dauerte knapp zehn Jahre und wurde Ende vergangenen Jahres zu Gunsten der Gemeinde entschieden. Im Raum steht eine Ersatzzahlung in Höhe von 90.000 Euro.
Zusätzlich gab es bei der Sanierung weitere Fehler der beteiligten Unternehmen. Das Ergebnis war, dass beispielsweise alle Becken 15 Zentimeter zu tief sind. Auch hier hat die Gemeinde Jesteburg Klage eingereicht. Die abschließende Verhandlung dazu sollte im Mai 2017 stattfinden, wurde dann aber auf März 2018 verschoben. In der Hoffnung, diesen Prozess ebenfalls zu gewinnen, hat die Gemeinde daher die Sanierung des Teilbereiches Beckenkopf verschoben. Denn sollte die Gemeinde mit ihrer Klage Recht bekommen, muss das gesamte Becken saniert werden, um unter anderem die Beckentiefe zu korrigieren. Laut Buss gehe es in diesem Prozess um einen Schaden in Höhe von 600.000 Euro.
Seit 2007 werden in jedem Frühjahr die auffindbaren Schäden an den Fliesen am Beckenrand „geflickt“. So hat sich das Freibad von Saison zu Saison „gerettet“, immer mit dem Bewusstsein, dass es irgendwann eine Instandsetzung geben wird. In der Regel hielten die Sanierungsarbeiten immer bis zum Saisonende. Diesmal nicht. „In den letzten Wochen bestand die Gefahr, dass man durch einfaches Festhalten am Beckenrand Fliesen samt Untergrund abreißt“, so Buss. Es gebe zudem Schäden direkt an den Treppen zum Becken. Darüber hinaus sei in der letzten Woche sogar ein Kind auf der Überlaufrinne eingebrochen. „Wir konnten leider keine Lösung finden, die umfangreichen Schäden kurzfristig zu beseitigen oder nur einen Teilbereich zu öffnen, da alle Becken betroffen sind“, so Buss.
• Damit sich jeder einen eigenen Eindruck von den Schäden machen kann, lädt der Förderverein alle Interessenten ein, das Freibad am heutigen Mittwoch, 9. August, um 17 Uhr zu besichtigen.
• Aktuell versucht Buss mit der Samtgemeinde eine Lösung zu finden. Unter anderem ist eine kostenlose Nutzung des Bendestorfer Freibads für Saisonkarten-Inhaber im Gespräch. Auch Ermäßigungen für das kommende Jahr sind vorstellbar.
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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