Jesteburg: "Hier sind nur Porsche-Fahrer willkommen"
„In Jesteburg sind nur Immobilien-Spekulanten, Finanzhaie und Porsche-Fahrer willkommen!“ Davon ist Heino Spielbrink überzeugt. „Fleißige Handwerker will hier doch niemand sehen.“ Spielbrink muss es wissen; immerhin vermietet er seit vielen Jahren im Großraum Hamburg (unter anderem in Pinneberg, Stapelfeld und Maschen) Zimmer an Handwerker und Monteure. Auch in Jesteburg ist sein Unternehmen „ABA Spielbrink Vermietung“ tätig. Ist Spielbrinks provokante These berechtigt?
Nachdem das WOCHENBLATT darüber berichtet hatte, dass der Gemeinderat einer weiteren Unterkunft für Handwerker an der Hauptstraße 84 vorerst nicht zustimmen wird, fand in Internetforen eine einigermaßen befremdliche Diskussion zu dem Thema statt. Da heißt es unter anderem: „Jesteburg wird sowieso derzeit überschwemmt mit diesen Leuten“ oder „Morgens um 6 Uhr auf der Hauptstraße kommt man sich vor wie beim heiteren Länderraten. Nationalitätskennzeichen, die man noch nie sah, findet man dort an jedem Wagen...“
Diese Aussagen bringen Spielbrink auf die Zinne. „Ich kann die Kritik nicht verstehen. Das sind fleißige Handwerker und keine Verbrecher.“
Heinz-H. Maack, Inhaber des „Hotel Niedersachsen“, reagiert zurückhaltend, wenn er auf die Vermietung an Monteure angesprochen wird. „Am liebsten möchte ich zu diesem Thema nichts sagen“, so Maack. Schon gar nicht, wie viele seiner Zimmer von Handwerkern belegt sind. Er räumt ein, dass er an alle vermiete, die es sich leisten können. „Selbstverständlich zahlen Dauergäste weniger als Tagesgäste.“ Maack gibt offen zu, dass die Vermietung in Jesteburg an touristische Besucher schwierig sei. „Besonders in der Nebensaison kommen kaum Anfragen.“ Dann sei in dem Nordheide-Dorf nichts los.
Lohnt es sich in die „Handwerker-Hotels“ zu investieren? „Nein“, sagt Spielbrink. Es gebe inzwischen genügend Unterkünfte im Landkreis Harburg. „Bei den Benzinpreisen suchen die Handwerker zudem eher Unterkünfte, die näher an Hamburg dran sind.“
Diese Tatsache sei auch der Grund, warum Spielbrink sich ein neues Konzept für die Immobilie an der Harburger Straße 1 (gegenüber des „Jesteburger Hof“) überlegt hat. „Das Gebäude wird schöner als manche Villa an der Alster“, kündigt der 71-jährige Unternehmer an. Seine Zielgruppe seien Ärzte und Akademiker. „In Deutschland beschwert man sich doch immer darüber, dass es hier einen Fachkräftemangel gibt. Ich sorge dafür, dass diese Menschen irgendwo schick wohnen können.“ Allerdings: Meint es Spielbrink tatsächlich ernst mit seinen Ideen? Ursprünglich sollte dort ein „Handwerker-Hotel“ mit 59 Plätzen entstehen.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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