Klimawandel deutlich spürbar
Landwirtschaftsministerium veröffentlicht Waldzustandsbericht: Kronenverlichtung steigt an.
(mum). Mitte Dezember veröffentlichte das Landwirtschaftsministerium den aktuellen Waldzustandsbericht für den Zeitraum September 2017 bis August 2018. Danach ist die mittlere Kronenverlichtung aufgrund der Wärme und Trockenheit in diesem Sommer im Durchschnitt über alle Baumarten und Altersklassen hinweg um zwei Prozentpunkte auf 19 Prozent angestiegen. Bei älteren Eichen sind Verluste von bis zu einem Drittel der Blattmasse deutlich sichtbar. Außer der Trockenheit setzte auch der Fraß von Schmetterlingsraupen wie der vom Eichenprozessionsspinner, deren Brennhaare auch beim Menschen gesundheitliche Schäden hervorrufen, den Eichen sehr zu. Viele schädliche Arten werden durch den angehenden Klimawandel in ihrer Ausbreitung stark begünstigt.
Norbert Leben, Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen: "Das sind erst die Auswirkungen, die wir bis zum Ende der Außenaufnahmen im August wahrgenommen haben, im weiteren Jahresverlauf sah es dann noch wesentlich schlechter aus. Und auch in den nächsten Jahren werden wir wohl noch mit den Auswirkungen dieses Jahrhundertsommers zu kämpfen haben." Erst dann werde sich zeigen, wie die Bäume mit dem verfrühten Laubabwurf zurechtkommen und wie groß die kommende Borkenkäferkalamität wird. "Wir brauchen finanzielle Hilfe für unsere Waldbesitzer, um mit diesen Schäden zurecht zu kommen, vor allen Dingen aber um das Sturmholz und die bereits von Käfern befallenen Bäume schnellst möglichst aus unseren Wäldern zu bekommen", so Leben, der in Schätzendorf (Samtgemeinde Hanstedt) wohnt, weiter.
Sturm, Dürre und Käfer haben vor allem in Südniedersachsen, der Region Osnabrück aber auch in anderen Landstrichen verheerende Schäden angerichtet. Außer ausgewachsenen Bäumen wurden leider auch die Kulturen großflächig Opfer dieser Katastrophe. "Um die jetzt kahlen Flächen wieder aufzuforsten, das Schadholz bewältigen zu können und gegen den nächsten Borkenkäferangriffe gewappnet zu sein, sind personelle und finanzielle Hilfen dringend erforderlich", macht Leben deutlich. Es zeige sich, wie wichtig der Kampf gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels ist. Hierbei könne die Forstwirtschaft, als große CO2-Senke in Wald und Holzprodukten, einen immensen Beitrag erbringen. "Wir leisten gern unseren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel", sagt Präsident Leben.
Forstwirte hoffen auf milden Winter
(mi). Was für den Privatwald gilt, dass kann Knut Sierk, Pressesprecher der Niedersächischen Landesforsten, auch für den Staatswald bestätigen. Sierk: "Der Klimawandel ist im Wald angekommen, darunter leidet vor allem die Fichte." Immer trockenere Sommer machten der Kiefernart laut Sierk schwer zu schaffen. Auch für die mit dem Klimawandel einhergehenden häufigen Stürme ist der Flachwurzler sehr anfällig. Sierk: "Eine Zukunft hat der Nadelbaum nur noch dort, wo er wirklich Standort-angepasst gepflanzt ist." Im allgemeinen ließe sich außerdem sagen, dass der Wald generell unter der großen Trockenheit gelitten habe. Sierk: "Setzlinge sind vertrocknet und der Schädlingsbefall hat zugenommen." Die Forstwirtschaft hoffe jetzt auf einen milden Winter ohne heftigen Frost, damit zu den Trockenheits- nicht auch noch Frostschäden hinzukommen.
Ein Jahr nach "Friederike"
(mum). Mitte Januar 2018 fegte Orkan "Friederike" durch Niedersachsen und allein in den Wäldern der Landesforsten wurden mehr als eine Million Bäume umgeworfen. In ganz Niedersachsen kamen laut einem Bericht des NDR etwa 3,2 Millionen Kubikmeter Sturmholz zusammen, davon rund 1,6 Millionen Kubikmeter in den Landesforsten. Dort sind die Aufräumarbeiten inzwischen vielerorts abgeschlossen und das Sturmholz ist aufgearbeitet. In vielen privaten und Genossenschaftswäldern läuft die Aufarbeitung teilweise noch.
Der Sturm führte zu einem Überangebot auf dem Holzmarkt. Dieses wurde zusätzlich durch den Borkenkäfer befeuert. Wegen der Insekten mussten im vergangenen Sommer zahlreiche Fichten zusätzlich gefällt werden. Weil der Holzverkauf derzeit nur wenig Geld einbringt, lagern die Landesforsten mehr als 130.000 Kubikmeter Fichtenstämme in Nass- und Folienlagern. Erst wenn die Preise steigen, soll das Holz verkauft werden.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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