Restauration des Gebäudes wird ca. 690.000 Euro kosten
Kunststätte Bossard: Sanierung des Kunsttempels begonnen

Freuen sich, dass die Sanierung des Kunststempels jetzt starten kann (v. li.): Christoph Probst, Geschäftsführer Probst Projektierung GmbH, Landrat Rainer Rempe, Stefanie Nagel, Restauratorin der Kunststätte Bossard, und  Museumsleiterin Heike Duisberg-Schleier Fotos: as
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  • Freuen sich, dass die Sanierung des Kunststempels jetzt starten kann (v. li.): Christoph Probst, Geschäftsführer Probst Projektierung GmbH, Landrat Rainer Rempe, Stefanie Nagel, Restauratorin der Kunststätte Bossard, und Museumsleiterin Heike Duisberg-Schleier Fotos: as
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as. Jesteburg. Ein Gebäude als Gesamtkunstwerk, erbaut von leidenschaftlichen Künstlern, aber ohne fachliches Wissen und mit minderwertigen Materialen: Die Sanierung des Kunsttempels der Kunststätte Bossard (Bossardweg 92) in Jesteburg ist eine echte Herausforderung. Umso glücklicher ist Museumsleiterin Heike Duisberg-Schleier, dass jetzt mit der Restaurierung des knapp 100 Jahre alten Bauwerks begonnen wurde. Rund 688.000 Euro wird die von zahlreichen Förderern unterstützte Sanierung kosten.

Die Arbeiten erfolgen in zwei Bauabschnitten, in sechs bis acht Monaten soll der Kunsttempel in neuem Glanz erstrahlen. Der erste Bauabschnitt umfasst die Restaurierung von Mauerwerk und Bauplastiken, der zweite Bauabschnitt die Restaurierung der bemalten Glasdecken sowie der Fenster.

"Die Steine wurden mit Mörtel aufeinandergestapelt, aber es gibt keinen richtigen Mauerverband. Das Vorbau hat ein Dach, aber keinen Dachüberstand - das Regenwasser läuft am Kupferrand entlang und dringt auf dem Weg nach unten ins Mauerwerk ein. Mörtel, Steine und Hintermauerwerk sind deshalb feucht", erklärt Christoph Probst, staatlich geprüfter Restaurator und Geschäftsführer von Probst Projektierung GmbH, die die Planung, Projekt- und Bauleitung der Sanierung übernimmt. Hinzu kommt eine ganz besondere Herausforderung: "Hier ist jeder einzelne Stein Kunst."

Der gesamte Kunsttempel wurde in Parzellen aufgeteilt und jeder Stein hochauflösend fotografiert. "So halten wir fest, welcher Stein wo sitzt, damit er anschließend genau an dieser Stelle auch wieder eingebaut werden kann", sagt Probst. Das Ziel: Soviel Original-Substanz zu erhalten wie möglich." 
Diplom-Restaurator Sejad Norouzi von der Firma Nuthen aus Paderborn hat den Vorbau gereinigt, jetzt muss er die kaputten und gerissenen Fugen mit Hammer und Meißel entfernen - alles in Handarbeit, und äußerst vorsichtig, damit die Steine dabei nicht beschädigt werden. Wo Steine gerissen sind, werden diese geklebt, wo das nicht möglich ist, ausgetauscht. Etwa zweieinhalb Tage arbeitet der Fachmann an einem Pfeiler. 

"Diese Art von Keramiken sieht man nicht häufig", sagt Diplom-Restauratorin Julia Diezemann. Sie kümmert sich um die rund 400 Bauplastiken aus Keramik am äußeren Mauerwerk des Kunsttempels. Mit Heißdampf befreit sie die Figuren von Moos und Flechten und entfernt anschließend den Grauschleier bei jeder Figur, ebenfalls alles von Hand. Einige der Figuren sind im Laufe der Jahre gerissen, diese werden von ihr geklebt.

"Wir erfahren während der Sanierung viel über Johann und Jutta Bossard und ihre Arbeitsweise", sagt die Museumsleiterin. Erst jetzt wurde entdeckt, dass Bossard die Keramiken nicht nur mit Mörtel, sondern auch mit Draht am Mauerwerk befestigt hat. "Johann Bossard stellte die Formsprache vor die Funktionalität, z.B. bei der Wasserabdichtung", so Duisberg-Schleier. Die Restauratoren können jedoch nicht einfach Regenrinnen anbauen, denn die Optik des Bauwerks darf nicht verändert werden.

Eine große Herausforderung wird das Instandsetzen der Fenster. "Jedes Fenster hat 18 Scheiben, die müssen alle raus und gereinigt werden", berichtet Christoph Probst. Das Problem: Bossards haben die Fenstern mit Nägeln am Rahmen befestigt. "Die Nägel sind gerostet und so kaum noch aus dem Holz herauszukriegen." Christoph Probst schätzt, dass die nächste Sanierung in 20 Jahren fällig ist - und die Wartungsintervalle werden mit der Zeit immer kürzer. "Eine Idee, um den Kunststempel vor Witterungseinflüssen zu schützen, wäre, ein Glasdach darüber zu errichten."

Die Sanierung wird unter anderem gefördert von der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, der Freundeskreis der Kunststätte Bossard, Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege und die Niedersächsische Sparkassenstiftung / Stiftung Sparkasse Harburg-Buxtehude.

Führungen über die Baustelle
Während der Dauer der Sanierung finden an der Kunststätte "Sanierungsführungen" statt, die nächsten am Donnerstag, 1. Juli, und Samstag, 3. Juli, um 15 Uhr. Anmeldung unter Tel. 04183-5112 oder per E-Mail an info@bossard.de. Der Innenraum bleibt für Besucher in dieser Zeit geschlossen, der Eintrittspreis reduziert sich von 8 auf 6 Euro. • www.bossard.de

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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