35 Jahre Filmmuseum Bendestorf
Museum, Kino, Ausstellung, Treffpunkt

Bendestorfs Bürgermeister Bernd Beiersdorf übergibt die reparierte Uhr an Tommy Smidt, den Vorsitzenden der Freunde des Filmmuseums | Foto: pöp
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Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war Bendestorf ein ruhiges Heidedorf mit ein paar Hundert Einwohnern. Doch als UFA-Drehbuchautor Rolf Meyer auf der Flucht vor der russischen Besatzern am Studiostandort Babelsberg per Fahrrad in Bendestorf landete, wurde alles anders: Für ein paar Jahre wurde Meyer kommissarischer Bürgermeister, Bendestorf wurde zum "Hollywood in der Heide", wie es auch eine gleichnamige NDR-Doku 2016 beschrieb. An diese große Zeit der Bendestorfer Filmateliers erinnert seit 1989 ein Filmmuseum, getragen vom Verein Freundeskreis Filmmuseum.

Mehr als 100 Filme, darunter die erste Seifenoper der Nation "Familie Schölermann", entstanden in Bendestorf, aber auch bekannte Spielfilme der Nachkriegszeit wie "Die Sünderin" mit Hildegard Knef oder "Die Csardasfürstin" mit Marika Rökk, später Werbe- und Dokumentarfilme - alles dokumentiert im Museum: So findet sich dort zum Beispiel auch das Originaldrehbuch für "Die Sündern" oder der Bademantel von Anthony Perkins aus dem Film "Der Mann von nebenan" - mit Einschusslöchern. Eine der letzten größeren Produktionen war die mit Spielszenen angereicherte Dokumentation "Die Nacht der großen Flut" mit Ulrich Tukur in der Rolle des Helmut Schmidt.

Zunächst hatte das Museum nach seiner Gründung 1989 im Dachgeschoss der Bendestorfer Gemeindeverwaltung Unterschlupf gefunden. Bendestorferin Monika Götz - sie war damals schon dabei - berichtete schmunzelnd von Indiskretionen rund um das Büro des damaligen Bürgermeisters Kurt Kaumanns. "Dann war mit dieser Nähe erstmal Schluss." Die langen Öffnungszeiten von bis zu zehn Stunden an Wochenenden konnte man nicht bis heute durchhalten: "Es fehlten schon zu Beginn die Helfer", so Götz. Heute ist das Filmmuseum - offiziell heißt es noch immer "Kulturraum Studio Bendestorf" - sonntags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen müssen vorher vereinbart werden.

2011 gründete sich der Freundeskreis Filmmuseum Bendestorf, der inzwischen 56 Mitglieder hat, mit dem Ziel, die historischen Ateliergebäude zu erhalten. 2017 zog das Filmmuseum aus dem Makens-Huus aufs Filmgelände um - "ein großer Glücksfall", so Vereinsvorsitzender Tommy Smidt, "der nur durch die Großzügigkeit eines Spenders möglich wurde." Der kaufte eines der alten Gebäude für das Museum. Bis dahin hatten die Gebäude am Schierenberg schon seit Jahren vor sich hin gemodert, vieles war verfallen. Auch die große Halle A1 musste schließlich abgerissen werden. Das Filmmuseum fand seine Heimat auf zwei Etagen in einem langgestreckten Nebengebäude, in dem bis 2014 das Vox Klangstudio beheimatet war: Es war nicht ganz so heruntergekommen wie die anderen Gebäude. Der Rest des Geländes wurde für Wohnungsbau genutzt.

Inzwischen hat das Museumskonzept vier Säulen: das eigentliche Museum mit den Filmtechnik-Exponaten, das Produzentenkino, ein Ausstellungsraum im unteren Geschoss und Raum für medienpädagogische Workshops für Schüler. Seit 20 Jahren ist man dem Programm- und Arthouse-Kino verpflichtet, erklärt Tommy Smidt. Und "man kann sagen, das Filmmuseum ist ein wichtiger sozialer Treffpunkt in Bendestorf geworden."

Zur Feier des 35. Geburtstags war das ehemalige Produzentenkino, heute das Herzstück des Museums, dann auch rappelvoll: Landrat Rainer Rempe überbrachte zwar keine Geldgeschenke des klammen Landkreises, so doch die besten Wünsche und die Zusage jeglicher Unterstützung. Der Kreis- und Landtagsabgeordnete Jan Bauer, Zeitzeugen wie der ehemalige Bendestorfer Bürgermeister Peter Brink, Freunde und Förderer der Filmkunst und des Vereins, darunter auch ein Vertreter der Sparkasse Harburg-Buxtehude, füllten die Reihen plüschiger Kinosessel, die früher in den Hamburger Kinos Streits und Savoy gestanden hatten. Samtgemeindebürgermeisterin Claudia von Ascheraden hatte krankheitsbedingt absagen müssen.

Bendestorfs Bürgermeister Bernd Beiersdorf, seit langem tatkräftiger Freund des Museums, hatte ein besonderes Geschenk dabei: Eigenhändig hatte der studierte Ingenieur die große Uhr von der Fassade des Filmmuseumsgebäudes repariert und übergab das gute Stück an Tommy Smidt: "Jetzt tickt sie wieder sekundengenau."

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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