Jesteburg: Blaue Bohnen feiern Jubiläum
Seit 70 Jahren Kameradschaft
Ein Männerbund, wie es ihn heute nur noch selten gibt, wurde jetzt siebzig Jahre alt: Am 13. März 1954 gründete sich im Gasthaus Niedersachsen der Schießclub Blaue Bohne. Seitdem wurde jeden Freitag auf einem kleinen Schießstand mit dem Luftgewehr geschossen. Ab 1958 trainierte man - bis heute - im Keller des Jesteburger Hofs, damals Kurhaus Bergeest.
Der Freitag war und ist diesen Männern heilig, und die Treffen fallen grundsätzlich nicht aus. Nur von Weihnachten bis Mitte Januar gibt es jedes Jahr eine Schießpause. Strenge Regel: Wer dreimal unentschuldigt fehlt, wird aus dem Verein ausgeschlossen, das steht sogar so in der Satzung. Einem Schützen ist das widerfahren, sein Hausbau hatte höhere Priorität. Er wurde später aber gerne wieder aufgenommen, berichten die Mitglieder.
Eine Damenriege wie in anderen Schützenvereinen gibt es bis heute nicht. Neben dem Schießen haben Kameradschaft und Geselligkeit einen großen Stellenwert im Klub. Gerne trinkt man das eine oder andere Bier, garniert mit einem klaren Korn. Das hat Tradition: Nach den Entbehrungen der Nachkriegszeit feierte man intensiv das schöne Leben. Auf dem Nachhauseweg vom Schießen hatten die jungen Männer oft Blödsinn im Kopf. Da wurden frühmorgens schon einmal Gartenpforten ausgehängt oder beim Bäcker durch die Hintertür der Backstube Brötchen eingefordert.
Einmal jährlich ging es auf Reisen quer durch Deutschland. München, Heidelberg, Malente oder
Helgoland - alle bereisten Ziele würden den Rahmen sprengen. Zimmermeister Adolf Lüllau organisierte einen Großteil der Ausfahrten. Immer wurde auch Kulturelles integriert: Museen, historische Bauwerke oder andere Sehenswürdigkeiten standen bei jeder Reise such auf dem Programm. Viermal nahmen auch die Ehefrauen an den Ausfahrten teil. Das war für den Männerklub so besonders, dass es deutlich in Erinnerung blieb. Zu den jährlichen Schützenfesten im Frühjahr wurde früher stets zu den Klängen einer Kapelle getanzt. Dann aber mit den Ehefrauen natürlich.
Von den Gründungsmitgliedern lebt heute niemand mehr. Aber Siegfried Märschel (88 Jahre) ist seit 69 Jahren aktiv dabei und gehört damit eindeutig zur alten Garde. Er wohnte 1955 noch in Schierhorn, arbeitete aber in Jesteburg beim Polsterer Otto Beecken. Freitagnachmittag, nachdem die Arbeit beendet war, schwang er sich aufs Fahrrad und fuhr forsch in die Pedale tretend nachhause. Schnell frisch machen, Kleidung wechseln und flott wieder mit dem Rad nach Jesteburg. Heute, in Jesteburg zu Hause, geht das deutlich ruhiger und einfacher vonstatten.
Der Klub hat derzeit sechs Mitglieder. Der aktuelle Schützenkönig ist auch der 1. Vorsitzende des Vereins, Thomas Kruse aus Jesteburg. Mit 69 Jahren ist er das jüngste Mitglied. Alles ist etwas ruhiger geworden, auch die Feier des 70. Jubiläums im Jesteburger Hof - mit Gattinnen. Doch die Erinnerungen kann den Senioren niemand nehmen.
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