Jesteburg: Neues Projekt in der Flüchtlingshilfe
So finden Geflüchtete schneller Arbeit

Melanie Backhaus koordiniert Ehrenamtliche und Geflüchtete | Foto: pöp
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Netzwerken und "Speeddating" / Ehrenamtliche willkommen

"Das größte Problem ist, dass wir erst sehr kurzfristig erfahren, wer überhaupt in Bendestorf untergebracht werden soll", bringt Melanie Backhaus, Flüchtlingskoordinatorin der Samtgemeinde Jesteburg, es auf den Punkt. "So ist es sehr schwer, passende Hilfen vorzubereiten." Zusammen mit vier Aktiven aus Bendestorf plant sie ein neues Projekt, um die bis zu 60 in Bendestorf erwarteten Geflüchteten, aber auch die bereits in Jesteburg wohnenden, schneller in Lohn und Brot zu bringen. "Das ist gut für die Integration und die Menschen selbst wollen auch unbedingt Beschäftigung", sagt Backhaus. Und für die Landkreiskasse wäre es auch gut, wenn die Menschen selbst für sich sorgen könnten.

Aus der Untätigkeit herauskommen

Ihrer Erfahrung nach - seit 2016 kümmert sich Melanie Backhaus um Geflüchtete in der Samtgemeinde - muss das noch nicht einmal immer Erwerbsarbeit sein: Viele Geflüchtete engagierten sich - auch in Jesteburg - ehrenamtlich oder für eine sehr geringe Aufwandsentschädigung von 40 Cent pro Stunde, um etwas Nützliches zu tun, die Sprache besser zu lernen, aus der Unterkunft herauszukommen und neue Menschen kennenzulernen. So arbeiteten zum Beispiel in Jesteburg kürzlich zwei Geflüchtete beim Bauhof mit.

Trotzdem ist ihr und des neuen Helferkreises Ziel natürlich, die Menschen in Arbeit zu bringen, sodass sie ihren Unterhalt irgendwann selbst finanzieren können. "Aber die Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich - der eine hat eine Tischlerausbildung in Eritrea gemacht, ein anderer hat kaum die Grundschule abgeschlossen und kann nicht schreiben, ein Dritter hat in Syrien ein Hochschulstudium absolviert." Die Zahlen ändern sich zwar stetig, aber zurzeit leben in der Samtgemeinde in den drei Unterkünften ca. 150 sowie in privatem Wohnraum ca. 190 Personen aus insgesamt 20 bis 25 Nationen. Sie alle müssen passgenau vermittelt werden.

Mit möglichen Arbeitgebern zusammenbringen

Zu diesem Zweck wollen die Bendestorfer Arbeitskreismitglieder auch ihre persönlichen Verbindungen nutzen, um Geflüchtete direkt - ähnlich wie beim Speed-Dating - mit möglichen Arbeitgebern zusammenzubringen. "Das muss zwischen Arbeitgeber und Beschäftigtem auch passen", sagt Backhaus. 

Die praktische Flüchtlingshilfe in Jesteburg - und auch anderswo - wird nach wie vor überwiegend ehrenamtlich organisiert. Rund 140 Ehrenamtliche hat Backhaus in ihrer Kartei, die regelmäßig von ihr über Neues zum Thema Geflüchtete informiert werden. Die meisten haben sich nach der großen Geflüchtetenwelle 2015 zu verschiedenen selbstorganisierten Helferkreisen wie "Hausaufgabenhilfe", "Fahrradwerkstatt", "Nähkreis", "Sprachförderung" zusammengefunden. Nicht alle Helferkreise haben überdauert: "Bei manchen gab es auch gar keinen Bedarf mehr", erklärt Backhaus. Oder die Betreuung sei in eine Eins-zu-eins-Betreuung übergegangen, als sich Helfer und Geflüchtete näher kennengelernt hätten.
Jedoch können sich gerne weitere Ehrenamt-Interessierte in der gesamten Samtgemeinde bei der Flüchtlingskoordinatorin (E-Mail: M.Backhaus@lkharburg.de, Tel.: 04183-9747-37) melden.
Zum neuen Arbeitskreis "Jobvermittlung" gehören bisher nur vier Personen aus dem kommunalpolitischen Raum, aber das reiche aktuell auch, sagt Melanie Backhaus: Das Konzept stehe schon, und "derzeit gibt's gar nichts zu tun, wir müssen erst wissen, wer überhaupt kommt." Doch auch der Landkreis erfährt erst etwa zwei Wochen vor Ankunft Genaueres über die Geflüchteten aus aller Welt, die zunächst in einer Auffangeinrichtung unterkommen, von dort auf die Landkreise und dann in die Kommunen verteilt werden.

Veranstaltungen zur Alltagsbewältigung

Außerdem plant Melanie Backhaus gerade Veranstaltungen zur Alltagshilfe. "Eine Teilnahmebescheinigung kann den Geflüchteten auch bei der Job- oder Wohnungssuche hilfreich sein", sagt sie. Denn es geht bei diesen Veranstaltungen um Themen wie "Welche Putzmittel sind die richtigen?", "Wie heize und lüfte ich richtig" oder "Warum muss ich Energie sparen?" Aber auch hier müsse man für die Planung mit einer Referentin natürlich wissen, wie viele Menschen etwa teilnehmen würden, sagt Backhaus. Dass Geflüchtete wie vom Landkreis vage angenommen im September einziehen, hält sie eher für unwahrscheinlich. "Ich plane derzeit schon für den Oktober."

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Wie sieht es in der Wohnanlage aus?
58 Geflüchtete aus aller Welt
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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