Bendestorf trauert um Wilhelm Marquardt
Sportler, Schulleiter, Chronist

Wilhelm Marquardt | Foto: bim

Seit 1970 lebte Wilhelm Marquardt in Bendestorf. Am 20. Juni ist der Bendestorfer Ehrenbürger im Alter von 91 Jahren gestorben. Er hinterlässt Ehefrau Elke und vier Kinder, Jan-Willem, Christoph, Kathrin und Klaas Hinnerk, und sehr viele Weggefährten, die nun ohne seinen Rat und Einsatz auskommen müssen, nicht zuletzt sein Dorf Bendestorf und die evangelische Kirchengemeinde, die ihm sehr wichtig waren.
Wilhelm Marquardt hat nicht nur seine Schüler nachhaltig vorangebracht, sondern auch sein Dorf: "Er war ein sehr wichtiger Bürger für Bendestorf", bekräftigt Bürgermeister Bernd Beiersdorf. "Er hat sich sehr für unsere Pfarrstelle eingesetzt, und auch die von ihm überarbeitete Chronik war ein sehr wichtiger Beitrag. Da steckte sehr viel Arbeit drin", würdigt er Marquards Verdienste.
Bendestorf war für den Lehrer, Schulleiter und Chronisten nicht nur irgendein Wohnort, sondern Heimat geworden, für deren Gemeinwesen er sich einsetzte - vom schwierigen Einsatz für eine evangelische Pfarrstelle Mitte der 1970er Jahre über die aktualisierte Bendestorf-Chronik bis zu seinen letzten größeren Werken gegen das Vergessen - Erinnerungen seines Vaters Wilhelm an dessen Kriegserlebnisse als junger Mann im Ersten Weltkrieg an der Somme, und eine Schrift über einen jungen Bendestorfer im Dritten Reich als Widerstandskämpfer hingerichtet wurde. Die Gemeinde hatte es ihm 2020 mit der Ehrenbürgerwürde gedankt.
Gebürtig 1933 in Immenbeck als eines von sieben Geschwistern, besuchte Wilhelm Marquardt das Halepaghengymnasium in Buxtehude, studierte in Hamburg Englisch, Philosophie und Sport auf Lehramt. Der Sport spielte auch sonst eine wichtige Rolle in seinem Leben: Nachdem er zuletzt für den Buxtehuder SV gekickt hatte, entdeckte er in der Unimannschaft das Volleyballspiel für sich - und lernte dabei Ende der 1950er Jahre seine Frau Elke kennen. "Wir haben den ersten Volleyballverein an der Uni Hamburg gegründet", erinnern sich die beiden, die später im Hamburger Schuldienst arbeiteten und in Othmarschen lebten.
Wilhelm Marquardt wurde Lehrer, ganze Schülergenerationen werden sich erinnern: 25 Jahre lang, ein Vierteljahrhundert, leitete er die Geschicke des Gymnasium Hittfeld, das er selbst Anfang der 1970er Jahre, als Hamburg die Aufnahme weitere Schüler aus Niedersachsen ablehnte, mit aufgebaut hatte. Auch ich lernte bei "Herrn Marquardt" nicht nur englische Grammatik: Er legte stets Wert auf das traditionnelle Lernen, klassische Bildung, auch das Auswendiglernen, und den Bezug zu unseren freiheitlichen Grundwerten, zum Gemeinwesen, zur Demokratie. So lernten wir im Englisch-Oberstufenkurs den Anfang der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung "by heart" - und begriffen erst später den Plan des Pädagogen zur politischen Bildung dahinter. Nicht jeder erkannte damals, warum man den ersten von Hamlets Monologen rezitieren können sollte - ich kann ihn in Teilen heute noch. Wir verstanden erst viel später, dass Wichtiges darin steckt, ebenso wie in den poetischen Klassikern (ich erinnere die "Golden Daffodils" von William Wordsworth, denen wir Schüler damals nicht viel abgewinnen konnten), Wichtiges, dass man immer parat haben kann, wenn es im Kopf verankert ist.
So wird Wilhelm Marquart eine schmerzliche Lücke hinterlassen, bei seiner Familie, Freunden, Weggefährten, Nachbarn. Aber er wird durch seine besondere, menschenfreundliche Art auch in vielen Köpfen "verankert" sein.

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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