Neue Kennzeichnung im Supermarkt
Verwirrende Kategorien bei Milch und Eiern
Eigentlich sollten die neuen Kategorien ab diesem Sommer für eine leichtere Übersicht am Kühlregal sorgen: Die freiwillige vierstufige Haltungsform-Kennzeichnung von Milch soll in Kürze durch eine fünfstufige Kennzeichnung ersetzt werden. Damit will man laut Verbraucherzentrale Niedersachsen einer möglichen gesetzlichen Kennzeichnungspflicht zuvorkommen. Was für Verwirrung und Ärger bei Verbraucherschützern sorgt: Die bisher positiv bewertete sogenannte Weidemilch wird jetzt in die nur mittlere Kategorie 3 eingeordnet, für die besser bewertete Kategorie "Auslauf/Weide" reicht es laut Handel nicht. Der Grund: In der Zeit, in der die Weidemilch-Kühe nicht auf der Weide sind - höchstens 245 Tage im Jahr -, muss ihnen kein Auslauf zur Verfügung stehen.
Aus vier Kategorien werden jetzt fünf
Bisher werden tierische Produkte bei der freiwilligen Haltungsform-Kennzeichnung des Handels auf einer Skala von 1 bis 4 einsortiert. „Diese reicht vom gesetzlichen Mindeststandard bis zur Premiumstufe“, erklärt Constanze Rubach, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Das soll sich aufgrund der Einführung einer verpflichtenden staatlichen Tierhaltungskennzeichnung in Kürze ändern. „Die zukünftigen fünf Kategorien lauten dann "1-Stall", "2-Stall und Platz", "3-Frischluftstall", "4-Auslauf/Weide" sowie "5-Bio" und sollten eigentlich Ordnung ins Chaos bringen“, so Rubach.
Wie gut ist die "Weidemilch"?
Doch zum Beispiel die "Weidemilch" will da nicht wirklich hineinpassen: Bei dieser Haltungsform müssen Kühe mindestens 120 Tage im Jahr auf der Weide stehen. Wie sie in der übrigen Zeit gehalten werden, ist aber für die Bezeichnung "Weidemilch" egal, hat zum Beispiel das Oberlandesgericht Nürnberg festgestellt. Damit entspricht Weidemilch aber nicht der Kategorie 4, bei der für die Tiere ein Laufhof zum Beispiel für Schlechtwettertage zur Verfügung stehen muss. „Damit würde sich die Weidemilch auf einer Stufe mit Produkten aus Haltungsformen befinden, in der die Tiere ausschließlich im Lauf- oder Offenfrontstall gelebt haben", sagt Constanze Rubach.
Für die Erzeuger hat die Eingruppierung natürlich Folgen: Je besser bewertet ihr Produkt ist, desto mehr Geld können sie damit erlösen. Das macht auch Sinn, weil meistens der Aufwand für tierfreundliche Haltungsformen deutlich größer und teurer ist. Die Verbraucherzentrale fordert daher den Einzelhandel nun auf, Weidemilch nicht "abzuwerten". Auch wenn kein Laufhof vorhanden ist, haben es die Tiere schließlich deutlich besser als solche ohne Weidezugang.
Schwierige Bezeichnung bei Eiern
Auch bei Eiern sind die Bezeichnungen oft irreführend: Während die in Verruf geratene reine Käfighaltung (Erste Ziffer auf dem Ei-Stempel ist die 3), bei der ein Huhn weniger Platz im Käfig hat, als ein DIN A4-Blatt groß ist, in Deutschland verboten ist, werden solche Eier immer noch importiert. "Bodenhaltung" (Ziffer 2) klingt zunächst gemütlich: Immerhin sitzt das Huhn nicht im Drahtkäfig, sondern auf einem Boden. Doch tatsächlich leben dabei neun Hennen auf einem Quadratmeter - meist in riesigen Hallen. Sind Sitzstangen und Legenester bei der sogenannten "Volierenhaltung" in mehreren Ebenen angebracht, dürfen es sogar 18 Hennen pro Quadratmeter sein.
Etwas bessere Bedingungen herrschen bei der Freilandhaltung (Ziffer 1): Nachts sind die Tiere in Ställen untergebracht, deren Bedingungen denen der Bodenhaltung entsprechen. Aber immerhin tagsüber muss ihnen ein Auslauf von mindestens vier Quadratmetern pro Tier zur Verfügung stehen.
Ziffer "0" für gute Haltung
Von allen Haltungsformen ist die Biohaltung (Ziffer 0) die tierfreundlichste. Jedes Huhn hat mindestens vier Quadratmeter Auslauf. Im Stall dürfen maximal sechs Tiere pro Quadratmeter gehalten werden. Mindestens ein Drittel der Stallfläche ist ein eingestreuter Scharraum, Legenester und Sitzstangen stehen zur Verfügung. Und: Prophylaktischer Medikamenteneinsatz ist verboten.
Ein großes Plus gegenüber allen anderen Haltungsformen ist hier die biologische Wirtschaftsweise der Betriebe. Das heißt zum Beispiel, dass nur so viele Tiere gehalten werden dürfen, wie von der Fläche ernährt werden können, und es wird nur so viel Kot erzeugt, wie der Boden an Nährstoffen aufnehmen kann. Das Futter wird ohne Pestizide, chemisch-synthetische Dünger und Gentechnik hergestellt.
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