„Weihnachten hat hier mehr Stil!“
Die Austauschschüler Luis Off aus Handeloh und Joseph Kurek aus Indianapolis berichten von ihren Eindrücken in der Fremde.
mum. Bendestorf/Manistee. Es gibt Zufälle, die sind wirklich ziemlich einmalig.3 Luis Off (17) aus Handeloh (Samtgemeinde Tostedt) verbringt ein Highschool-Jahr in Manistee (Michigan). Eigentlich sollte er im Mittelpunkt einer Geschichte unter dem Motto „Weihnachten im Ausland“ stehen. Da meldete sich Joseph Kurek (16) in der Redaktion. „Joey“ stammt aus Indianapolis (Indiana) und absolviert sein Auslandsjahr in Bendestorf (Samtgemeinde Jesteburg). In Deutschland liegen knapp 15 Autominuten zwischen ihren Wohnorten. In den USA sind es gut fünf Autostunden - aber das ist für amerikanische Verhältnisse ein Katzensprung. Jetzt sind sie mehr als elf Flugstunden von zu Hause entfernt. Wie es der Zufall will, verbindet die beiden Teenager eine ganze Menge. Sie verbringen das Jahr jeweils mit einem Geschwisterpaar - Luis mit Allison (22) und Nick (18); Joseph mit Tim (14) und Jule (10). Zudem fordert jeweils ein Golden Retriever als Familienhund ihre Aufmerksamkeit.
WOCHENBLATT-Redakteur Sascha Mummenhoff fragte die beiden Jungs via Chat, wie ihnen Weihnachten in der Fremde gefällt.
WOCHENBLATT: Was fällt Euch beiden in der Weihnachtszeit besonders auf?
Luis: Die Amerikaner lieben Weihnachten. Alle Häuser und die Gärten sind extrem geschmückt und beleuchtet.
Joseph: Stimmt. Aber in Deutschland ist es viel schöner. Es hat einfach mehr Stil. Außerdem gibt es hier Weihnachtsmärkte. Das haben wir nicht.
Luis: Dafür habt Ihr Schnee. Ich erlebe hier zum ersten Mal weiße Weihnachten mit richtig viel Schnee. Einfach traumhaft!
Joseph: Der Regen hier nervt ganz schön. Da ist Schnee schon deutlich besser. In Deutschland habe ich mir als erstes eine Regenjacke gekauft.
WOCHENBLATT: Wie ist es mit den Geschenken?
Luis: In Amerika gibt es die Geschenke erst am 25. Dezember. Das wird schon seltsam sein, wenn diesmal die Bescherung an Heiligabend ausfällt.
Joseph: Ich bin Katholik und gehe gewöhnlich am 24. Dezember um Mitternacht in die Kirche. Davor sind wir mit Freunden und der Familie zusammen. Auch mit meiner Gastfamilie geht es in die Kirche.
WOCHENBLATT: Apropos Essen: Was kommt auf den Tisch?
Joseph: Zuhause in den USA essen wir Heiligabend Schinken mit Brötchen - und ganz viele Kekse. Meine Gastmutter hat mir erzählt, dass diesmal die ganze Familie in Bendestorf zusammenkommt und es einen großen Braten geben wird.
Luis: Das Festtags-Essen ist in Amerika ganz anders als ich es aus Deutschland kenne. Heiligabend gibt es bei uns in Handeloh Gans. Auch an den anderen beiden Tagen wird eher festlich gegessen. In meiner Gastfamilie in den USA soll es Heiligabend Fingerfood bei uns geben. Und weil die Großeltern meiner Gastfamilie aus Schweden stammen, essen wir am 25. Dezember Köttbullar - diese Hackbällchen.
Joseph: Das ist ja lustig. Meine Mutter stammt aus Ecuador. Darum gibt es bei uns am 25. Dezember Spezialitäten aus ihrer Heimat.
WOCHENBLATT: Was ist Euch sonst aufgefallen?
Luis: Die kennen hier in den USA keine Adventskalender! Meine Mutter hat für uns alle Kalender in die USA geschickt. Und wenn ich meine Familie nicht gestoppt hätte, dann hätten die bestimmt alle Türen auf einmal geöffnet.
Joseph: Ich finde es interessant, dass die Tradition hier sehr stark gelebt wird, obwohl die Menschen gar nicht so gläubig sind.
WOCHENBLATT: Werden Euch Eure „echten“ Familien fehlen?
Joseph: Ja, schon etwas. Vor allem meine kleine Schwester. Aber ich habe wirklich Glück mit meiner Gastfamilie. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Luis: So geht es mir auch. Natürlich wird mir meine Familie fehlen. Aber es gibt ja Skype und Whatsapp.
WOCHENBLATT: Danke für Eure Zeit!
• Luis hat in Buchholz die Integrierte Gesamtschule besucht und im Sommer seinen Realschulabschluss gemacht. Nach dem USA-Jahr möchte er eine Ausbildung zum Zimmermann beginnen. Er spielt gern Fußball - zuletzt für den TV Welle - und trifft sich gern mit Freunden. Er besitzt großes handwerkliches Geschick und unterstützt häufig seinen Onkel in dessen Küchenbetrieb. Luis hat zwei Brüder - Ben (15) und Ennis (7). Der 17-Jährige ist mit Dr. Frank Sprachen & Reisen (DFSR, www.dfsr.de) in die USA gereist.
• Joseph ist ein echtes Sprachwunder. Außer Englisch beherrscht er Spanisch, Französisch und jetzt auch Deutsch perfekt. „Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Vielleicht lerne ich deswegen schnell neue Sprachen“, sagt „Joey“, der in Buchholz das Albert-Einstein-Gymnasium besucht. Außerdem spielt er Tennis und Querflöte, reist gern, fährt Rad und steht auf Filme. Seine kleine Schwester heißt Anna Isabel (13). „Joey“ ist Stipendiat des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms (PPP) und wird von der Organisation Deutsches Youth For Understanding Komitee (YFU, www.yfu.de) betreut.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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