Jonathan Brase ist Freiwasserschwimmer
Wenn andere vor Kälte aufgeben, legt er erst richtig los

Im Urlaub fährt Familie Brase gern an die Atlantikküste. Damit Jonathan dort beim Training sicher ist, schwimmt er mit einer Boje im Meer. Durch die grelle Farbe ist er gut zu sehen und kann sich bei einem Krampf an dem Schwimmkörper festhalten Fotos: Brase
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  • Im Urlaub fährt Familie Brase gern an die Atlantikküste. Damit Jonathan dort beim Training sicher ist, schwimmt er mit einer Boje im Meer. Durch die grelle Farbe ist er gut zu sehen und kann sich bei einem Krampf an dem Schwimmkörper festhalten Fotos: Brase
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as. Jesteburg. Sturm, Wellen oder Kälte machen ihm nichts aus: Jonathan Brase aus Jesteburg ist passionierter Schwimmer - und krault am liebsten in freien Gewässern und Meeren. Der 18-jährige hat früh seine Leidenschaft für das Freiwasserschwimmen entwickelt und blickt bereits auf zahlreiche Erfolge zurück. 

Unter anderem hat er in diesem Jahr den "Müritzman 3.8" gewonnen. Er hat die Strecke von 3,8 Kilometern in 54:26,02 Minuten zurückgelegt. Auch das Wismarbuchtschwimmen konnte er in diesem Jahr für sich entscheiden - bei Windstärke 6 mit 60 cm hohen Wellen. "Bei Sturm und so hohem Wellengang zu schwimmen, das war schon cool", sagt Jonathan Brase. "Die Wellen bremsen ganz schön, jedes Mal, wenn dich eine Welle trifft, stehst du still - das ist noch mal eine ganz andere Herausforderung", erzählt Jonathan begeistert. Auch wenn er gut schwimmen kann - allein würde er bei solchen Witterungsverhältnissen nicht im Meer schwimmen gehen. "Aber bei Wettkämpfen ist die Strecke gesichert mit Bojen und Rettungsbooten. Falls jemand einen Krampf kriegt, holen die einen raus."

Jonathan Brase hat mit fünf Jahren im Jesteburger Freibad Schwimmen gelernt - klassisches Brustschwimmen. Dann hat er bei seinem Vater Rainer das Kraulen gesehen - und sich die Technik durch abgucken selbst beigebracht. Noch heute ist das seine liebste Lage: "Es ist ein kräfteschonendes Schwimmen. Damit kann man gut lange Strecken schwimmen. Schnell und nicht so anstrengend."
Die erste Vereinsmeisterschaft im SC Seevetal hat Jonathan Brase mit sechs Jahren gewonnen. Seither trainiert er zwei bis drei Mal pro Woche jeweils für anderthalb bis zwei Stunden beim Verein. "Im Sommer konnten wir das Freibad nutzen, doch momentan ist das Training stark eingeschränkt, weil es kaum Hallenzeiten für uns Schwimmer gibt", sagt Jonathan Brase. Um fit zu bleiben, geht er deshalb vor der Schule eine dreiviertelstunde Schwimmen und steht dafür um viertel nach fünf auf.

Jonathans Tage sind gut gefüllt. Schule, Schwimmen, und dann ist da noch seine Freundin Nike - zum Glück ebenfalls sportlich. Auch zu den Wettkämpfen am Wochenende begleitet sie ihn meistens. "Meine moralische Stütze", sagt Jonathan. Die Wettkämpfe sind bei Brases Familienevents. Alle sind begeisterte Schwimmer, nehmen selbst teil oder feuern die anderen an.Vater Rainer hat Jonathan zum ersten Freiwasserschwimmen mitgenommen, 2015 in Hamburg. Auch Jonathans Bruder Benjamin ist mittlerweile Freiwasserschwimmer. Der dreizehnjährige hat seinen ersten Wettbewerb gleich gewonnen. Familienurlaub findet bei Brases nur am Meer statt, dort, wo man gut schwimmen kann, am liebsten in Südfrankreich.
Freiwasserschwimmer legen Distanzen ab 1 Kilometer aufwärts zurück. "Mir liegt Langstrecke mehr als Sprints", sagt Jonathan. Im Schwimmbad sei das Bahnen ziehen, von Jonathan "Becken schrubben" genannt, auf Dauer langweilig.

"Freiwasser ist für mich meditativ", sagt Brase. "Weil man nur geradeaus schwimmt, nicht nachdenken muss. Das ist sehr befreieend. Ich kriege den Kopf frei und kann völlig abschalten."
Hinzu kommt: Die Freiwasserschwimmer seien eine ganz andere Szene. Man schwimme dort zum Spaß, alle seien offen und freundlich. "Hier will nicht jeder schneller sein als der andere. Die Stimmung ist bei Wettbewerben viel besser. Mehr mit- als gegeneinander", betont Jonathan. Zwar kommt es selten vor, dass Jonathan verliert, aber wenn, dann nimmt er es gelassen. "Wenn die Gegner schneller sind als ich, dann waren sie schneller - da kann man dann nichts mehr machen."

Ob bei 20 Grad Wassertemperatur im Sommer oder bei 4 Grad Eisschwimmen, der 18-Jährige bleibt entspannt. "Da kostet das Reingehen natürlich Überwindung, aber dann hat man das Schlimmste auch schon geschafft. Das Eisschwimmen selbst ist ok. Aber man ist deutlich langsamer, und die Muskeln werden schneller müde." Wo andere einen beheizten Pool im Garten haben, entspannt Familie Brase in einem großen Holzbottich - das Wasser hat Außentemperatur.

Auch wenn Jonathan, der im kommenden Jahr Abitur macht, noch nicht weiß, was er beruflich machen will - Schwimmen wird er weiter."Es wäre toll, wenn ich auch im Alter noch schwimmen könnte. Mit 60 noch durchs Wasser pflügen - das wäre cool."

Schwimmen in offenen Gewässern
Das Schwimmen in offenen Gewässern wie Seen, Flüssen oder dem Meer wird als Freiwasserschwimmen bezeichnet. Die Schwimmer legen nicht nur längere Distanzen zurück, sondern müssen auch gegen Kälte, Strömung oder Wellen ankämpfen. 2008 wurde das Freiwasserschwimmen über zehn Kilometer in die olympischen Disziplinen aufgenommen.
Bekannte Wettbewerbe sind in Deutschland unter anderem das Sundschwimmen von Rügen nach Stralsund mit rund 1.000 Teilnehmern, das Müritzschwimmen in Waren mit rund 600 Teilnehmern oder in Österreich der Hallstattsee Schwimmmarathon (Salzkammergut).
Als Eisschwimmen werden Wettbewerbe bezeichnet, bei denen die Wassertemperatur maximal bei 4 Grad liegt.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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