Landkreis Harburg: Assistenzhund "Viki" ist fertig ausgebildet, kann aber nicht zu Kimi und seiner Mutter
Wer vermietet eine Wohnung oder ein Haus an Familie Sasse?

Die Geschichte von Kimi Sasse, der am seltenen Kleefstra-Syndrom erkrankt ist, berührte im vergangenen Jahr die WOCHENBLATT-Leser. Viele haben gespendet, um Kimi einen Assistenzhund zu ermöglichen. 
Hündin "Viki" ist nun fertig ausgebildet - doch sie darf nicht zu Familie Sasse kommen, da in ihrer jetzigen Wohnung ein Hund nicht erlaubt ist. Seit anderthalb Jahren suchen Kimi und seine Mutter Karen schon nach einer neuen Wohnung - bislang ohne Erfolg. Alleinerziehend, mit behindertem Kind und Hund - "das ist wie ein Stigma", sagt Sasse | Foto: as
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  • Die Geschichte von Kimi Sasse, der am seltenen Kleefstra-Syndrom erkrankt ist, berührte im vergangenen Jahr die WOCHENBLATT-Leser. Viele haben gespendet, um Kimi einen Assistenzhund zu ermöglichen.
    Hündin "Viki" ist nun fertig ausgebildet - doch sie darf nicht zu Familie Sasse kommen, da in ihrer jetzigen Wohnung ein Hund nicht erlaubt ist. Seit anderthalb Jahren suchen Kimi und seine Mutter Karen schon nach einer neuen Wohnung - bislang ohne Erfolg. Alleinerziehend, mit behindertem Kind und Hund - "das ist wie ein Stigma", sagt Sasse
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as. Klecken. "Es ist zum Verzweifeln. Ich fühle mich wie ein Mensch zweiter Klasse", sagt Karen Sasse. Sie ist die Mutter von Kimi (8), der am Kleefstra-Syndrom, einer sehr seltenen genetischen Störung, erkrankt ist (das WOCHENBLATT berichtete mehrfach).

Ein Assistenzhund sollte das Leben von Kimi und seiner Familie leichter machen. Im Dezember 2019/Januar 2020 gelang es Familie Sasse, dank der großen Hilfsbereitschaft der WOCHENBLATT-Leser, in nur wenigen Wochen 26.000 Euro für einen Autismusbegleithund zu sammeln - ein Weihnachtsmärchen. Doch ob es zum Happy End kommt, scheint jetzt fraglich.

Es könnte alles so schön sein: Die Hündin "Viki", ein Labrador, wurde speziell für Kimis Bedürfnisse fertig ausgebildet und sollte jetzt eigentlich zu Familie Sasse nach Hause kommen - doch das geht nicht, denn Karen und Kimi Sasse haben noch immer kein neues Zuhause gefunden. Sasse lebt in Scheidung, das Haus, in dem sie und Kimi derzeit noch wohnen, ist zu groß für die beiden allein, zudem soll dort kein Hund gehalten werden. Seit anderthalb Jahren sucht Karen Sasse deshalb nach einer Dreizimmerwohnung im Landkreis Harburg für sich, Kimi und die Assistenzhündin "Viki" - bislang ohne Erfolg (das WOCHENBLATT berichtete). "Mir ist klar, dass die Lage auf dem Wohnungsmarkt angespannt ist. Aber dass uns niemand eine Chance gibt, ist hart", sagt Karen Sasse. "Man verliert den Mut."

Aufgrund von Kimis Erkrankung, die sich unter anderem in frühkindlichem Autismus äußert, ist Familie Sasse an bestimmte Vorgaben gebunden. Gesucht werden drei Zimmer, ca. 80 Quadratmeter, für maximal 850 Euro kalt. Da Kimi eine Förderschule in Buchholz besucht, sollte die Wohnung im Landkreis Harburg liegen. Ganz wichtig: Die Wohnung muss im Erdgeschoss liegen und sollte einen kleinen Garten, Terrasse oder zumindest einen Gartenzugang haben. "Eine Wohnung im Dachgeschoss oder mit Balkon kommt für uns nicht in Frage. Kimi kann Gefahren nicht erkennen und würde womöglich herunterstürzen", sagt Karen Sasse. Und natürlich sollte der Vermieter die Hundehaltung erlauben - auch wenn ein Assistenzhund eigentlich als Hilfsmittel und nicht als Haustier gilt.

Etliche Wohnungen hat Karen Sasse in den vergangenen Monaten besichtigt und eine Absage nach der anderen kassiert. "Kimi und ich werden von vornherein aussortiert", ist sie überzeugt. Mal ist angeblich der Hund das Problem, mal die Tatsache, dass Karen Sasse nicht arbeitet. "Man muss sich verteidigen, dass man zuhause bleibt, um sich um sein schwerbehindertes Kind zu kümmern", ärgert sich Kimis Mutter. Kimi wurde in den höchsten Pflegegrad fünf eingestuft. Die Miete ist durch Pflegegeld und Unterhalt gesichert.

Den Hund zuerst zu holen und dann nach einer Wohnung zu suchen, sei keine Option. "'Viki' muss sich ja erst mal an uns gewöhnen und lernen, mit Kimi zu kooperieren. 'Vikis' Trainer hat uns von einem Umzug mit dem Hund dringend abgeraten", berichtet Karen Sasse. Einige Wochen darf "Viki" noch im Servicehundzentrum bleiben, doch dann wird der Platz dort für andere Hunde benötigt. Deshalb hofft die Familie, schnell eine neue Bleibe zu finden, in der auch "Viki" willkommen ist.

Karen Sasse hofft, durch den Aufruf im WOCHENBLATT endlich eine passende Wohnung zu finden. Sie ist erreichbar unter Tel. 0160-96613083.

Das Kleefstra-Syndrom
Beim Kleefstra-Syndrom handelt es sich um eine sehr seltene genetische Störung. Bis heute wurden etwa 114 Betroffene gemeldet. Das Kleefstra-Syndrom zeigt sich bereits im Neugeborenen- bis Kleinkindalter und geht einher mit geistiger Behinderung, Muskelhypotonie (Mangel an Muskelstärke und Muskelspannung), Entwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen. Häufige Folgen der Erkrankung sind auch Herzfehler, Autismus, Epilepsie oder Verhaltensstörungen.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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