Coronatest-Beipackzettel
Winzige Schrift, Chaosoptik: Wird das kontrolliert?
pöp. Landkreis. Die Schrift ist mikroskopisch klein, der Textverlauf unklar - Beipackzettel in Medikamentenschachteln sind für die Patienten oft eine Zumutung. Jüngstes Beispiel: Die Anleitung für einen Corona-Test namens "Green Spring SARS-CoV-2-Antigen-Rapid test set" des Herstellers Shenzhen Lvshiyuan Biotechnology Co. Ltd, mit Sitz in Shenzen/China, Importeur MedRhein GmbH in Seelze.
Nun funktionieren die meisten Corona-Selbsttests ähnlich, so dass der Nutzer sich ungefähr denken kann, wie's geht. Doch in Sachen Testdauer oder Probenentnahme gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Herstellern. Da wäre es schon hilfreich, wenn der Anwender das nachlesen könnte.
Kann er im Falle des "Green Spring SARS-CoV-2-Antigen-Rapid test set" aber nicht. Werden Schriftgröße und Layout nicht geprüft, bevor der Test in Deutschland verkauft werden darf? Im Falle eines Corona-Selbsttests wird inzwischen nur noch eingeschränkt geprüft: Seit dem Beginn der Pandemie Anfang 2020 musste ein Hersteller unter anderem Verpackung und Beipackzettel zunächst noch vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI), einer Bundesoberbehörde in der Zuständigkeit des Gesundheitsministeriums, prüfen lassen. Seit dem 30. Juni 2022 ist es aber nach Auskunft von Sprecherin Susanne Stöcker "nicht mehr in die Bewertung der Corona-Antigen-Tests (...) eingebunden". Auf der Green-Spring-Website ist aktuell zu lesen: "Der Test ist außerdem BfArM-gelistet und wurde vom PEI nach den neuesten Leistungskriterien evaluiert" - das stimmt so also gar nicht?
Inzwischen werden Corona-Tests nicht mehr von einer staatlichen Einrichtung geprüft, Hersteller können die Beipackzettel also beschriften, wie sie wollen.
Ein so genanntes "EU-Konformitätszeichen" reicht. Es besagt, dass der Hersteller das Produkt von einer so genannten "Benannten Stelle", englisch "Specified Body", daraufhin hat prüfen lassen, ob es europäischen Richtlinien entspricht. Ein solches CE-Zeichen sollte der Test schon tragen, empfiehlt auch Stöcker vom PEI.
Das "Green Spring SARS-CoV-2-Antigen-Rapid test set" trägt auf der Verpackung das Kennzeichen CE 1434. Dahinter steht eine polnische Prüfstelle, das "Polskie Centrum Badan I Certyficaji" in Warschau, die demnach bestätigt hat, dass der Test den EU-Standards entspricht - auch der Beipackzettel.
Auf der Green-Spring-#+Website findet man davon allerdings nichts, stattdessen diverse Zertifikate des belgischen Unternehmens Obelis aus Brüssel. Sie bestätigen, dass Obelis autorisierter europäischer Repräsentant des chinesischen Herstellers ist - mehr nicht. Interessant auch ein weiteres "Zertifikat": Hier bestätigt ein gewisser Simon Qian, mit seiner Firma "Luxus Lebenswelt GmbH" aus Willich ebenfalls, europäischer Repräsentant des chinesischen Herstellers zu sein.
Eine CE-Nummer oder ein entsprechendes Zertifikat eines so genannten "Benannten Stelle", die dies bescheinigt, ist allerdings nicht zu finden. Das CE-Zeichen erscheint zwar auch auf der Seite, aber mit einem winzigen Infotext versehen: "This ist not a CE-mark and is only provided as a template for informational purposes." - "Dies ist kein CE-Kennzeichen und wird nur als Muster für internationale Zwecke verwendet."
Wer trotz all dieser Ungereimtheiten den Test nutzen und wissen möchte, wie er angewendet wird: Eine Kurzanleitung ist auf der Website https://greenspring.de zu finden. Dort wird empfohlen: "Der Abstrich ist einfach zu handhaben. In der Regel wird die höchstmögliche Genauigkeit empfohlen, daher ist ein Nasen-Rachen-Abstrich in der Regel die beste Option. Manche Menschen empfinden dies als unangenehm. In vielen Fällen kann unser Test auch mit der Nase-zu-Stirn-Methode durchgeführt werden, wenn dies für die Betroffenen angenehmer ist." Alles klar?
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