„Wir sind Partner der Jugendlichen“ - Die Jugendhilfe-Einrichtung „Forellenhof“ feiert 50-jähriges Bestehen
mum. Jesteburg. „Wir wollen Partner der Jugendlichen sein“, sagt Kay Bergen, Pädagogischer Leiter der Jugendhilfe-Einrichtung „Forellenhof“ in Jesteburg. „Das ist keine leichte Aufgabe, denn es gilt auf der einen Seite, das Vertrauen der Jungen und Mädchen zu gewinnen, auf der anderen Seite müssen wir aber auch eine gewisse Distanz wahren.“ Bergen weiß, wovon er spricht. Seit Juli 1991 ist er Leiter der Einrichtung, zu der er bereits 1985 als Sozialpädagoge kam. Am heutigen Samstag feiert der „Forellenhof“ sein 50-jähriges Bestehen. Das ist Anlass genug, um die Einrichtung am Rande Jesteburgs vorzustellen.
Die pädagogische Arbeit im „Forellenhof“ basiert auf einer wertschätzenden und akzeptierenden Grundhaltung gegenüber den zu Betreuenden und deren Familien. „Unser Anliegen ist, Kinder, Jugendliche und junge Volljährige aus unterschiedlichen Lebenslagen entsprechend ihrer individuellen Voraussetzungen im sozial-emotionalen, im schulisch-beruflichen sowie im lebenspraktischen Bereich zu fördern“, sagt Bergen. Das sozialpädagogische Handeln sei darauf ausgerichtet, Entwicklungsmöglichkeiten für die jungen Menschen und deren Familien zu schaffen und sie dabei zu unterstützen, ihre individuellen Probleme zu bewältigen. Dafür stehen insgesamt 43 Plätze zur Verfügung, die sich auf unterschiedliche Bereiche aufteilen. Es gibt unter anderem Kinder- und Jugendgruppen, Trainingswohnungen und Projekte zur schulischen- und beruflichen Eingliederung. Die Bewohner kommen aus unterschiedlichen, schwierigen sozialen Lebenslagen aus Hamburg, Bremen und Niedersachsen und können vorübergehend oder auf Dauer nicht in ihrer Familie leben.
Der Erfolg der Einrichtung zeigt sich auch daran, dass kein Platz frei ist. Das war am Anfang noch nicht abzusehen. Als am 1. Juli 1965 der „Forellenhof“ eröffnet wurde, war nicht klar, wohin sich die Einrichtung entwickeln würde. Aus einem renovierten Altbau schuf Elfriede Deus eine Heimerziehungseinrichtung für Kinder und Jugendliche zwischen vier und 15 Jahren. Diese Einrichtung diente der Unterbringung schwer erziehbarer Kinder, vorwiegend Geschwistern, aus Hamburg und Berlin. Bereits im Jahre 1968 wurde die Einrichtung unter einer neuen Trägergesellschaft zunächst von den Geschwistern Heide und Ulrich Deus geführt. Inzwischen leitet Kristina Deus - unterstützt von ihrem Mann Ulrich - das Heim.
Ende der 1960er Jahre war die Nachfrage für die Unterbringung der Kinder so groß, dass man sich entschloss eine Ausgliederung einer kleinen Dependance vorzunehmen. Damit war der Grundstein für den „Forellenhof II“ in Sahrendorf für Kleinstkinder gelegt. Heute gibt es ein Haus in Bendestorf. Besonders macht den „Forellenhof“ auch seine Lage. Das Heim liegt inmitten eines großflächigen Fischteichgeländes. Pferdeställe gehören auch zur Anlage. „Die Jugendlichen lernen hier Verantwortung zu übernehmen“, sagt Kay Bergen. Die Pferde müssen täglich versorgt werden.
Im Jahre 2007 begann der Bau von Trainingswohnungen. Sie dienen der stärkeren „Verselbständigung“ der Jugendlichen. „Dort versorgen sich die Jugendlichen eigenständig“, so Bergen. Das bedeutet, dass auch der Einkauf und das Putzen allein organisiert werden muss. Bergen: „Für die Jugendlichen ist es eine große Herausforderung, zu lernen, ihren Alltag eigenverantwortlich zu strukturieren.“
2009 begann der Bau der Holzwerkstatt und der Schulungsräume für die Jugendlichen. Darauf aufbauend wurde im Jahre 2009 das Projekt zur beruflichen Eingliederung benachteiligter junger Menschen („Learning by doing – Tu was“) ins Leben gerufen. 2011 wurde die Außenwohngruppe Bendestorf gegründet, eine Wohngruppe für zehn Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 14 Jahren.
• Am heutigen Samstag findet auf dem „Forellenhof“ (Am Allerbeek 72-80) ein Jubiläumsfest für geladene Gäste statt. Unter anderem präsentieren die Kinder und Jugendlichen eine Revue, die die letzten fünf Jahrzehnte zeigt.
• Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.kinderheim-forellenhof.de.
"Forellenhof"-Geschichte auf 84 Seiten
(mum). „50 Jahre“ lautet der Titel einer Festschrift, die Kay Bergen gemeinsam mit den Mitarbeitern, Kindern und Jugendlichen erstellt hat. Besonders interessant: Auf den 84 Seiten kommen auch viele ehemalige Bewohner zu Wort. Reiner Kaminski, Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis Harburg, schildert in seinem Vorwort die Entwicklung des Heims.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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