Jesteburg: Energiegenossenschaft gegründet
"Wir wollen Energiegewinner sein"
Jesteburg scheint sich zu einem Zentrum für erneuerbare Energiegewinnung zu mausern: Mit der "Seeve-Energie Genossenschaft" (SEG) ist hier schon die zweite bürgernahe Energiegesellschaft gegründet worden, diesmal als Genossenschaft. "Das hat viele Vorteile", sagt Gründungsmitglied Nathalie Boegel. "Wir haben uns für diese Form entschieden, weil Genossenschaften gemeinwohlorientiert sind und deshalb bei Planung und Genehmigung bevorzugt werden."
Der zentrale Gedanke: Nicht jeder kann sich eine eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach leisten, entweder, weil das Geld fehlt, oder aber das Dach verschattet ist oder einem Mieter gar nicht gehört. "Wir bieten die Möglichkeit, finanziell und durch persönliches Engagement beim Ausbau erneuerbarer Energien dabei zu sein. Wir nehmen die Energiewende vor Ort in unsere Bürgerhände, um zu Energiegewinnern zu werden", sagt Boegel.
Genossenschaft bietet Anteile an
Während die erste Energiegesellschaft "Bürger Energiegesellschaft Nordheide" als gemeinnütziges Dach über gewinnorientierten örtlichen Energieunternehmungen für den ganzen Nordheideraum gegründet wurde (das WOCHENBLATT berichtete), bietet die Genossenschaft ihre Anteile vor allem Jesteburgern, Bendestorfern und Harmstorfern an. Der Mindestanteil beträgt 250 Euro, "sodass sich möglichst viele Menschen einen Genossenschaftsanteil leisten können sollen", so Boegel.
Maximal 200 Anteile darf ein Mitglied besitzen. Mehr als eine Stimme hat er bei Abstimmungen trotzdem nicht: Man legt Wert auf Demokratie und Solidarität, nicht auf Gewinnmaximierung, wie die Gründungsmitglieder ausdrücklich betonen. Dass keine Großinvestoren im Hintergrund stehen, sehen die Genossenschaftler als Vorteil. Boegel: "Wichtig ist uns auch, die Wertschöpfung aus den Projekten im Ort zu halten." Eine Dividende ist für die ersten Jahre nicht vorgesehen. Denn zunächst müssen die Energieprojekte finanziert und Rücklagen gebildet werden, um die Genossenschaft abzusichern.
Die Gründer bringen Fachwissen aus verschiedenen Berufen mit: Zu ihnen gehören unter anderem Genossenschaftsbanker, Volljuristen, Kaufleute, Techniker, IT-ler. Wichtig ist ihnen, dass das Team auch überparteilich arbeitet: SPD-, CDU- und Grünen-Ratsmitglieder sind an Bord. Das Ziel: Die Samtgemeinde soll langfristig ihre gesamte benötigte Energie selbst produzieren.
Potential für Photovoltaik
Doch so weit ist man noch nicht. Die SEG startet zunächst nur im Geschäftsfeld "Bau und Betrieb von großen Photovoltaik-Dach- und Parkplatzanlagen" auf bereits versiegelten Flächen. "Wir sehen hier reichlich Potenzial, denn kommunale und private Dach- und Parkplatzflächen sind reichlich vorhanden", sagt Boegel. Später können man auch über Windkraft, Car- and E-Bike-Sharing, Bürgerstrom durch Energy-Sharing und Quartierswärme nachdenken, "doch das ist Zukunftsmusik".
Bis Ende August soll die Gründungsprüfung abgeschlossen sein. Dann wird es eine Infoveranstaltung geben. Bis dahin können sich die Jesteburger auf www.seeve-energie.de einen ersten Eindruck verschaffen und sich per E-Mail an mitmachen@seeve-energie.de an die Genossenschaftsmitglieder wenden.
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