Ziel: Fahrradfreundliche Kommune
Landkreis Harburg will neue Stelle schaffen, um den Radverkehr besser zu koordinieren.
(mum). Die Planungen für neue Radschnellwege nach Hamburg, der Zustand der Radwege im Landkreis Harburg und Ideen, um mehr Leute zum Umsteigen vom Auto aufs Fahrrad zu motivieren - um eine Vielzahl von Themen ging es jetzt bei einem ersten Treffen von Vertretern der Kreisverwaltung, des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und der Niedersächsischen Behörde für Straßenbau und Verkehr. Landrat Rainer Rempe hatte dazu ins Kreishaus eingeladen. Ziel war es, mögliche Projekte zu diskutieren, aber auch die Anliegen der ADFC-Vertreter zu besprechen.
Im Anschluss zogen die Beteiligten eine positive Bilanz. "Gemeinsam wollen wir den Radverkehr im Landkreis Harburg weiter nach vorn bringen", so Rempe. "Wir wollen den Verkehrsanteil des Radverkehrs sowohl im Alltag als auch in der Freizeit erhöhen, um so einen guten Beitrag zur umweltfreundlichen Mobilität leisten zu können."
Auch ADFC-Kreisvorsitzende Karin Sager zeigte sich "guter Dinge, dass der Radverkehr im Landkreis Harburg noch stärker berücksichtigt wird". Der touristische Radverkehr werde bereits gut gefördert, nun komme es darauf an, auch den Alltagsverkehr stärker in den Blick zu nehmen.
Ziel des Landkreises ist die Zertifizierung als fahrradfreundliche Kommune. Dazu tragen eine Vielzahl von Projekten bei. Um Maßnahmen zu initiieren und zu begleiten, soll eine Stelle für die Radverkehrskoordination in der Stabsstelle Kreisentwicklung/Wirtschaftsförderung geschaffen werden.
Eine Möglichkeit, besonders Pendler zum Umsteigen zu motivieren, könnten Radschnellwege sein. Um das zu prüfen und die Chancen auszuloten, finden derzeit Machbarkeitsstudien für die Routen statt. "Die Wege haben Potenzial, zukünftig als Rückgrat eines regionsweiten Radverkehrsnetzes zu dienen und auch den Pendlerverkehr im Landkreis Harburg positiv zu verändern", so Rempe. Südlich der Elbe werden die Trassen Lüneburg-Winsen-Hamburg, Stade-Buxtehude-Neu Wulmstorf-Hamburg und Tostedt-Buchholz-Hamburg geplant.
Der ADFC wies außerdem darauf hin, dass an vielen Stellen noch Abstellanlagen fehlen. Das soll sich aber ändern: Um den Fahrradverkehr besonders zu fördern und langfristig den Verkehrsanteil des Radverkehrs zu erhöhen, wurden schon im vergangenen Jahr im Projekt "Bügel your Bike 1.0" knapp 800 Fahrradbügel an Bahnhöfen, Bushaltestellen und anderen öffentlichen Stellen aufgestellt. Die Aktion wird in diesem Jahr mit weiteren 1.417 neuen Fahrradbügeln an weiterführenden Schulen fortgesetzt.
Weitere gemeinsame Gespräche und Aktivitäten von Landkreis und ADFC sind geplant. Personalkosten sind noch nicht bekannt
Auf ein Wort:
Personalkosten sind nicht bekannt
"Gemeinsam wollen wir den Radverkehr nach vorn bringen", wird Landrat Rempe nach dem Gespräch zitiert. Wer nun glaubt, dass die Stelle für die Radverkehrskoordination schon in den nächsten Wochen besetzt wird, der täuscht sich. Laut Landkreissprecher Andres Wulfes beginne man nun erst mit der Ausarbeitung der Stellenbeschreibung. "Daher kann ich auch noch nicht sagen, wie der Posten vergütet werden soll." Nur so viel: Es handele sich um eine Vollzeitstelle. Gut Ding braucht Weile - auch beim Landkreis. Laut Wulfes hatte der Kreistag bereits 2016 grünes Licht für den Job gegeben.
Vielleicht tut sich der Landkreis auch schwer damit, die Summe preiszugeben, weil es zuletzt Stress bei solchen neuen Posten gab. Zur Erinnerung: Satte 36.700 Euro pro Jahr soll die Pflege des Plattdeutschen kosten. Das wurde Ende vorigen Jahres vom Kreistag beschlossen. Viel Geld bei einem zum damaligen Zeitpunkt prognostizierten Schuldenstand von mehr als 200 Millionen Euro im Dezember 2018 und einem Sanierungsstau von etwa 100 Millionen Euro allein an den Landkreis-Schulen.
Deswegen war der Landkreis wohl auch kreativ bei der Finanzierung und setzt auf eine Kooperation mit dem Freilichtmuseum am Kiekeberg. Von den 36.700 Euro belasten nach offizieller Sprachregelung nur 13.500 Euro den Haushalt. Der größte Batzen, die Personalkosten von 22.000 Euro, werden auf Förderverein und Landkreis verteilt. Der Landkreis übernimmt demnach 12.000 Euro, der Förderverein 10.000. Interessant wird es bei der restlichen Summe: Die fehlenden 14.700 Euro (unter anderem für Marketing und Reisekosten) übernimmt bis auf 1.500 Euro (zahlt der Landkreis) die Stiftung des Kiekeberg-Museums. Das Geld stammt aus einem Budget für "kulturelle Aufgaben", die der Landkreis der Stiftung zu Verfügung stellt. Insgesamt pumpt der Kreis übrigens in eben jene Stiftung jedes Haushaltsjahr siebenstellige Zuschüsse. Kritiker wie Grünen-Kreistagsmitglied Ruth Alpers nennen das Ganze deswegen auch ein "Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Prinzip". Mal sehen, auf welche kreative Lösung der Kreis beim Radverkehrskoordinator kommt.
Übrigens: Wie Marion Junker, Pressesprecherin des Freilichtmuseums, mitteilte, habe man bereits einen geeigneten Kandidaten gefunden. Er soll bald vorgestellt werden.
Sascha Mummenhoff
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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