20 Millionen Euro für zwei neue Schulen?
Das hätte gewaltige Konsequenzen: Samtgemeinde Jesteburg diskutiert Einführung des Ganztags.
mum. Jesteburg. Die Samtgemeinde Jesteburg steht vor einer riesigen Aufgabe: Sowohl die Grundschule in Bendestorf, als auch ihr Pendant in Jesteburg sollen fit für den Ganztag gemacht werden. Ein Planungsbüro kommt zu dem Ergebnis, dass in beiden Fällen Neubauten sinnvoll sind. Die geschätzten Kosten: Fast 20 Millionen Euro. Erstmals öffentlich diskutiert werden die Pläne am kommenden Donnerstag, 30. August, ab 19 Uhr im Ausschuss für Jugend, Schule und Sport der Samtgemeinde (Seniorenbegegnungsstätte am Sandbarg).
Bereits seit über einem Jahr arbeiten externe Experten an dem Konzept. Im ersten Schritt wurden mit Lehrern, Schülern und Eltern inhaltliche Themen bearbeitet, dann ging es an die Infrastruktur. Diese bereitet den Planern Sorgen. "Er verglich beispielsweise die Bendestorfer Schule mit Hogwarts", so Samtgemeinde-Bürgermeister Hans-Heinrich Höper. Wie in der Schule für Hexerei und Zauberei aus den Harry-Potter-Romanen würde es in Bendestorf Treppen geben, die ins Nichts führen. "Es gibt viele Um- und Anbauten, so dass man etwa durch Klassenzimmer gehen muss, um andere Räume zu erreichen. Aus diesem Grund kommt der Planer zu dem Ergebnis, dass es sinnvoll sei, die Schule neu zu bauen. Der entsprechende Vorentwurf, der sich detailliert mit Standortalternativen auseinandersetzt, wird Donnerstag vorgestellt. Mögliche Standorte befinden sich an der Kleckerwaldstraße und an der Poststraße. Laut Höper würde der Neubau wohl fünf bis sechs Millionen Euro kosten.
Für den Standort Jesteburg gibt es mehrere Varianten - Erweiterung und Umbau oder der Neubau auf dem bestehenden oder einem gegenüberliegenden Grundstück. "Der Planer kam jedoch zu dem Ergebnis, dass der Umbau mindestens 22 Monate dauern würde", so Höper. Eine so lange Bauzeit könne man kaum Schülern und Lehrern zumuten. Die Kosten dürften bei etwa 13 Millionen Euro liegen.
Höper gibt außerdem zu bedenken: "Bisher wurden beide Standorte einzeln betrachtet. Der Vollständigkeit halber ist anzumerken, dass als weitere Option beide Schulen an einem zentralen Standort zusammengelegt werden könnten."
"Das Thema Schule zeigt die Nachteile einer Samtgemeinde auf", sagt Höper. Gemeinden - in diesem Fall Bendestorf und Jesteburg - würden mit großer Wahrscheinlichkeit nur an den eigenen Standort denken. "Dabei ist gerade beim Thema Schule strategisches Denken wichtig."
Auf die Frage nach der Finanzierung der beiden Schulen hat Höper auch keine Antwort. Jesteburg habe keinen finanziellen Spielraum mehr. Immerhin: Die Kreisschulbaukasse fördert den Schulbau mit bis zu einem Drittel (50 Prozent Zuweisung und 50 Prozent zinsloses Darlehen). Dennoch bleibt ein großer Betrag offen. "Auf Bundesebene wird derzeit ein Gesetzesentwurf diskutiert, den Ganztag verpflichtend einzuführen", so Höper. Selbstverständlich könne man dann argumentieren, dass die Kosten auch vom Bund getragen werden müssen. Der Verwaltungschef rechnet damit, dass ein mögliches Gesetz 2025 in Kraft tritt. "Ich empfehle aber, jetzt die Planungen abzuschließen und dann vorbereitet zu sein", so Höper.
Die Schule in Zahlen
Die Grundschule in Bendestorf ist aktuell zweizügig, die Grundschule in Jesteburg vierzügig ausgerichtet. Aus den aktuellen Kinderzahlen des Melderegisters für die Samtgemeinde Jesteburg (Stand Juli 2018) wird deutlich, dass in Bendestorf die Zahlen der Jahrgänge 2015/16 und 2016/17 weit von der Zweizügigkeit und in Jesteburg weit von der Vierzügigkeit entfernt sind.
Für das Schuljahr 2018/2019 liegen folgende Klassenstärken vor:
Grundschule Bendestorf:
• Jahrgang 1: 32 Kinder (17/15) - davon ein Kind mit Inklusionsbedarf (zählen wie 33 Kinder)
• Jahrgang 2: 32 Kinder (15/17) - davon ein Kind mit Inklusionsbedarf (zählen wie 33 Kinder)
• Jahrgang 3: 34 Kinder (17/17)
• Jahrgang 4: 29 Kinder (14/15) - davon zwei Kinder mit Inklusionsbedarf (zählen wie 31 Kinder)
• Insgesamt: 127 Schüler in acht Klassen
Grundschule Jesteburg:
• Jahrgang 1: 79 Kinder (20/20/20/19) - davon zwei Kinder mit Inklusionsbedarf (zählen wie 81 Kinder)
• Jahrgang 2: 71 Kinder (20/22/22 + sieben Kinder in einer Ü-Klasse. Das "Ü" steht für "Übergang". Hier bekommen Kinder, die wenig oder gar kein Deutsch können, verstärkt Deutschunterricht, bis sie den Übergang in die normalen Klassen schaffen.)
• Jahrgang 3: 70 Kinder (18/17/18 + 17 in einer Ü-Klasse - davon zwei Kinder mit Inklusionsbedarf, zählen wie 72 Kinder)
• Jahrgang 4: 71 Kinder (18/19/18 + 16 in einer Ü-Klasse - davon ein Kind mit Inklusionsbedarf, zählen wie 72 Kinder)
• Insgesamt 292 Schüler in 16 Klassen (davon sind drei jahrgangsübergreifend).
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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