Jesteburg: Grüne stellen Reitplatzbebauung vor
Autos müssen draußen bleiben
Im Moment stehen auf einem Teil des Reitplatzgeländes Wohncontainer für Ukraine-Flüchtlinge. Doch später soll das Gelände, das die Gemeinde 2018 nach dem Umzug des Reitvereins gekauft hatte, mit einem Bebauungsplan aufgewertet und gewinnbringend verkauft werden.
Das würde dringend benötigtes Geld in die leere Gemeindekasse spülen. Soweit sind sich alle einig. Dabei müsse nicht unbedingt ein Großinvestor ins Boot geholt werden, bemerkten jetzt die Grünen. "Wir können uns auch eine Vermarktung der Einzelgrundstücke über einen Makler vorstellen", sagt Birgit Heilmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Jesteburger Gemeinderat und Mitglied des Bauausschusses.
Schwerpunkt Wohnungsbau
Doch was soll auf dem Reitplatz entstehen? Die Grünen veröffentlichten jetzt unter der Überschrift "jung, ökologisch, ökonomisch" ihre Vorstellungen von der Entwicklung des 1,5 Hektar großen Geländes. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Wohnungsbau: Das Gelände soll hauptsächlich zum Wohnen, aber auch für ruhiges Gewerbe genutzt werden. Man stelle sich planungsrechtlich ein "Dorfmischgebiet (MD)" oder "urbanes Gebiet“ vor.
"Besonders wichtig ist uns, dass es einen 30-Prozent-Anteil an günstigem Wohnraum gibt, damit junge Leute und Geringverdiener im Ort leben können", sagt Heilmann. Die Hälfte davon soll für 20 Jahre als mietpreisgebundene Sozialwohnungen gebaut werden. Denn die Preise für Mietwohnungen erreichten auch bei Neubauten in Jesteburg inzwischen Hamburger Niveau - ein Problem für Singles, Alleinerziehende und Berufsanfänger.
Forderung nach Klimaneutralem Bauen
Der B-Plan soll so gestaltet werden, dass überwiegend kleine und mittlere Wohnungen bis 80 Quadratmeter entstehen können. Einzelne größere Wohnungen sollen aber möglich sein. Für das gesamte Quartier fordern die Grünen, den höchsten energetischen Standard festzulegen. Derzeit ist das - analog zum Passivhaus - das so genannte „klimaneutrale Bauen“.
Maximal zwei Vollgeschosse mit einem Staffelgeschoss und auch niedrige Dachneigungen von unter elf Grad sollen auf höchstens 40 Prozent der Fläche erlaubt sein. Einfamilienhäuser sind ausdrücklich nicht vorgesehen. Stattdessen sollen Mehrfamilien- und Reihenhäuser gebaut werden, die so angeordnet werden, dass sie einerseits zur Energiegewinnung genutzt werden können, sich andererseits durch Verschattung gegenseitig vor zu viel Wärme schützen.
Autofreie Wohnwege
Pro Wohneinheit soll ein Autoparkplatz möglich sein, der allerdings am Rand des Wohngebietes, etwa an Famila oder die Oberschule angrenzend, liegen soll. Die Wohnwege sollen autofrei bleiben, nur für Rettungswagen und Feuerwehr frei sein. Im Wohngebiet selbst soll man sich zu Fuß, mit Roller, Fahrrad oder Inlineskates fortbewegen. Das Viertel soll zudem klimaneutral mit Nahwärme von einer noch zu gründenden "gemeinwohlorientierten Gesellschaft" versorgt werden, die auch die Autoladesäulen mit Strom versorgen soll.
Außerdem sollen gute Bedingungen für die Artenvielfalt geschaffen werden. Falls möglich, soll der bestehende Bewuchs des Gebietes geschützt werden. Neue Bäume sollen an das zukünftige Klima angepasst, die Außenbeleuchtung insektenfreundlich gestaltet sein.
Lassen sich diese detaillierten Vorstellungen schon im B-Plan festlegen? "Was nicht im Bebauungsplan festgelegt werden kann, kann in einen städtebaulichen Vertrag mit Käufern einfließen", sagt Birgit Heilmann.
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