Diskussion um Bossard-Erweiterung
"Bossard wird zum Disneyland der Nordheide"

Die Skizze zeigt, wo die "Kunsthalle der Lüneburger Heide" entstehen soll | Foto: Frenzel & Frenzel
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UWG Jes! bezieht als erste Jesteburger Fraktion deutlich Stellung gegen die Erweiterungspläne. 

mum. Jesteburg. "Für uns ist das Konzept aus ökologischer, gesellschafts- und verkehrspolitischer Sicht nicht zu verantworten", sagt UWG Jes!-Vorsitzender Hansjörg Siede. Als erste Fraktion im Jesteburger Gemeinderat bezieht die Wählergemeinschaft öffentlich deutliche Position zur Mega-Erweiterung der Kunststätte Bossard. Wie berichtet, fördert der Bund die Zukunftsvision, in deren Zentrum der Bau einer "Kunsthalle für die Lüneburger Heide" als neuer Eingangshalle zum Gesamtkunstwerk steht, mit 5,38 Millionen Euro. Zwei Millionen Euro für die mit insgesamt 10,76 Millionen Euro veranschlagte Erweiterung übernimmt der Landkreis, sofern der restliche Betrag durch weitere Zuschüsse Dritter aufgebracht wird. Außerdem soll der laufende jährliche Zuschuss auf jetzt 400.000 Euro erhöht werden.
"Die Kunststätte wird oft als ein künstlerisches Kleinod mitten im Wald bezeichnet", so Siede. "Im neuen Konzept wird ein anderer Schwerpunkt gesetzt. Aus unserer Sicht mit katastrophalen Folgen für die Kunststätte, das umliegende Naherholungsgebiet und die Jesteburger." Siede weiter: "Stagnierende Besucherzahlen, bröckelnde Gebäude, restaurierungsbedürftige Kunstwerke und verwilderte Gartenanlagen - Kunstliebhaber schlagen Alarm und wollen die Kunststätte umfassend modernisieren und das Angebot erheblich erweitern. Dafür scheinen sie bereit zu sein, die Kunststätte in eine Art Disneyland der Nordheide zu verwandeln."
Laut Siede haben die Bossards ihre Lebens- und Schaffenswelt in ein Gesamtkunstwerk verwandelt, das nach Einschätzung vieler Kunstverständiger einzigartig und erhaltenswert ist. "Auch wir wollen, dass die Kunststätte langfristig erhalten bleibt, denn sie spiegelt in beeindruckender Weise einen Zeitgeist wider, in den politisch umstrittenes Gedankengut seinen Eingang fand." Doch der jetzt angedachte Weg passe weder in das Naherholungsgebiet noch sei erkennbar, welchen nachhaltigen Nutzen die Jesteburger von einer Umsetzung haben würden.
Die geplante Neuausrichtung als Kunsthalle der Lüneburger Heide mit Streichelzoo und Indoor-Kinderspielplatz würde den Besucherstrom fast verdreifachen (geplant sind 30.000 Besucher pro Jahr). "Ob diese Entwicklung im Sinne von Johann Michael Bossard wäre?", fragt Siede und nennt weitere Fakten. "Der geplante Komplex - die Gesamtfläche soll etwa 2.300 Quadratmeter betragen - soll direkt am Bossardweg entstehen."
Ob auf die Gemeinde weitere Belastungen zukommen werden, ist laut Siede bisher nicht klar. "Sollten die Neubaupläne umgesetzt werden, müssen auf jeden Fall weitere Infrastrukturinvestitionen getätigt werden, über deren Umfang und Kostenübernahme bisher geschwiegen wird." Das aktuelle Konzept sehe 360 Parkplätze für Pkw und Busse vor. "Dafür müsste ein intaktes Waldgelände in der Größe von fünf Fußballfeldern - etwa 20.000 Quadratmeter - geopfert werden", so Siede. "Außer den ökologischen Folgen ist aus unserer Sicht eine sinnvolle Verkehrsanbindung über den Bossardweg, den Hasseler Weg oder den Schierhorner Weg nicht möglich."
"Alle Finanzierungszusagen wären nichts wert, wenn Jesteburg nicht die planerischen Voraussetzungen wie die Aufstellung eines Bebauungsplanes (Gemeinderat) und eine Änderung des Flächennutzungsplanes (Samtgemeinderat) schaffen würde", gibt Siede zu bedenken. Ob Jesteburg dazu bereit ist, wird in den kommenden Wochen im Bauausschuss öffentlich beraten werden.
• Eigentlich sollte das Konzept bereits am heutigen Mittwoch, 29. Januar, im Bauausschuss diskutiert werden. Doch Britta Witte (CDU) teilte mit, dass das Thema von der Tagesordnung genommen wird (das WOCHENBLATT berichtete). "Bevor wir darüber diskutieren, soll die vom Bossard-Förderverein geplante Info-Veranstaltung stattfinden", so Witte. Ein Termin ist noch nicht bekannt.

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Die Skizze zeigt, wo die "Kunsthalle der Lüneburger Heide" entstehen soll | Foto: Frenzel & Frenzel
UWG-Vorsitzender Hansjörg Siede
Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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