CDU möchte nach Veröffentlichung des möglichen Kunstpfad-Kurators Kaestle Projekt auf Eis legen
Deutliche Mehrheit lehnt Kunstpfad-Akademie in Jesteburg ab
mum. Jesteburg. Das ist ein deutliches Ergebnis: 77,07 Prozent der WOCHENBLATT-Leser sprechen sich dagegen aus, mehr als 250.000 Euro in den Kunst- und Naturpfad zu investieren. Lediglich 22,93 Prozent finden die Idee gut. Wie berichtet, hatte UWG Jes!-Vorsitzender Hansjörg Siede zuletzt vorgeschlagen, die Bürger zu befragen, ob sie an einer weiteren Umsetzung interessiert sind. Allerdings lehnten SPD und Grüne den Vorschlag ab. Bis zu 115.000 Euro sollen jetzt für die "Akademie für Kunst in öffentlichen Räumen" ausgegeben werden. Konkret haben sich dafür Cornelia Ziegert und Hans-Jürgen Börner (beide SPD) sowie Karl-Heinz Glaeser (Grüne) im Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Kultur ausgesprochen. Bernd Jost (CDU) und Hansjörg Siede (UWG Jes!) stimmten gegen das Konzept.
Für das Geld bekommt Jesteburg - wie berichtet - kein einziges Kunstobjekt. Es geht nur darum, die Jesteburger für das Projekt "Kunst im öffentlichen Raum" zu begeistern. Die Gemeinde selbst zahlt 15.000 Euro. Die restliche Summe soll bei verschiedenen öffentlichen Einrichtungen eingeworben werden - Steuergeld bleibt es trotzdem. Workshops und Ausflüge - unter anderem nach Hamburg, Bremen und Hannover - sind geplant. Zwölf Künstler und zwei Landschaftsarchitekten sollen auf Kosten der Steuerzahler und von Sponsoren Jesteburg erkunden.
Unterdessen sorgt eine Online-Veröffentlichung des möglichen Kunstpfad-Kurators Thomas Kaestle für Unverständnis. "Der Ton rund um die Weiterentwicklung des Kunstpfades hat aktuell an Schärfe und persönlicher Befindlichkeit zugenommen", kritisieren die CDU-Spitzen Britta Witte und Dr. Reinhard Feldhaus die Wortwahl Kaestles, der offensichtlich damit ein Problem hat, dass seine Arbeit hinterfragt wird. Daher werde die CDU am heutigen Mittwoch, 15. Juli, im Zuge der Ratssitzung (19.30 Uhr, Schützenhaus) einen Antrag einbringen, den Tagesordnungspunkt "Weiteres Vorgehen Kunstpfad" auf die letzte Ratssitzung im Dezember zu verschieben. "Die CDU fühlt sich im besonderen Maße der Erhaltung und Vitalisierung unseres kulturellen Zusammenlebens verpflichtet, mithin auch und grade der Kunst in unserer Samtgemeinde", so Witte. "Daher möchte die CDU möglichen Schaden von der Kunst- und Kulturszene in Jesteburg fernhalten und allen Beteiligten noch einmal Gelegenheit geben, sich mit der Thematik vertraut zu machen und eine Empfehlung zu erarbeiten, die breiten Konsens in der Bevölkerung und in der Politik ermöglicht. Kurzum: Das Gebot ist Deeskalation."
Auf ein Wort
Wissentlich am Bürger vorbei
Selbstverständlich ist die WOCHENBLATT-Umfrage nicht repräsentativ. Aber sie darf gern als Diskussionsgrundlage verstanden werden. Fast 80 Prozent wollen den Kunst- und Naturpfad nicht. Wenn SPD und Grüne immer noch krampfhaft an der Umsetzung festhalten, dann zeigt das vor allem eines: Sie stehen für eine Politik, die sich nicht am Wunsch der Bürger orientiert. Schlimm daran ist, dass sie dies wissentlich in Kauf nehmen, denn anderenfalls würden sie einer Befragung zustimmen. Doch weil das Ergebnis nicht gravierend anders ausfallen würde, als das der WOCHENBLATT-Umfrage, lässt man davon lieber die Finger.
Auf den ersten Blick mag es seltsam anmuten, wegen eines Kunstprojekts eine Bürgerbefragung in die Wege zu leiten. Doch nachdem das Thema aufgrund von zahllosen Pannen und noch mehr Unzulänglichkeiten der handelnden Personen im Ort einfach "verbrannt" ist, sollten die Ratsherren nun endlich über ihren Schatten springen und im Sinne der Jesteburger entscheiden. Das Kunstpfad-Aus wäre konsequent - eine Bürger-Befragung das Mindeste.
Da leider nicht davon auszugehen ist, dass sich im Rat die Vernunft durchsetzen wird, sei daran erinnert, dass die Jesteburger spätestens im Herbst kommenden Jahres die Chance bekommen werden, abzustimmen - im Zuge der Kommunalwahl. Dann obliegt es ihnen, zu entscheiden, welche Partei die Bürger ernst nimmt und gerade in Corona-Zeiten verantwortungsbewusst mit Steuergeld umzugehen weiß.
Sascha Mummenhoff
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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