Jesteburg: Neue Wählergemeinschaft gegründet
Drei WIN-ler gründen die JL
Drei ehemalige Mitglieder der Jesteburger Wählerinitiative WIN gründeten jetzt die neue Wählervereinigung "Jesteburger Liste" JL. Denn mit den etablierten Parteien und auch mit der Wählervereinigung UWG Jes! haben Elke und Reinhard Feldhaus sowie Siegfried Lüdtke nicht viel am Hut. Sie wollen nach dem Auseinanderbrechen der WIN einen kompletten Neustart.
Warum eine neue Wählervereinigung? "Wir wollen flexibler als die etablierten Parteien sein", erklärt Elke Feldhaus. "Die müssen sich an übergeordnete Programme halten, die nur alle zehn Jahre geändert werden." In der Kommunalpolitik sei das aber manchmal ein Problem. So hätten alle Parteien die Wähler bei der vergangenen Kommunalwahl 2021 nicht zufriedenstellen können: Die CDU habe massiv Stimmen verloren, die SPD ihren Anteil immerhin so ungefähr gehalten, die Grünen nur etwas dazugewonnen. Die UWG - ursprünglich mit Erfolg als Protestpartei gegen einen wie auch immer gearteten "Klüngel" angetreten, sei bei der letzten Wahl der große Verlierer gewesen.
"Wir wollen im Gegensatz dazu auf aktuelle Probleme auch aktuell reagieren können", bekräftigt ihr Ehemann Reinhard Feldhaus, "Und damit die Protestwähler wieder an die Urne bekommen." Bei der nächsten Kommunalwahl 2026 will die Jesteburger Liste JL anstelle der WIN antreten. Die Wählergemeinschaft soll dann in einen Verein überführt werden, erklärt Reinhard Feldhaus.
Man kann aber auch ohne Mitgliedschaft bei der JL mitmachen und auf der JL-Liste bei der nächsten Kommunalwahl kandidieren. "Jeder, der sich auf die Programmatik einlässt und die Satzung unterschreibt, ist herzlich willkommen", so Reinhard Feldhaus. Den Wahlkampf müsse allerdings auch jeder selbst finanzieren. Die Satzung ist auf der Website der JL zu finden, die in den nächsten Tagen online sein wird.
Was steht drin? Inhaltlich geht es den Feldhausens und Lüdtke vor allem darum, dass "alle Leute, die hier arbeiten, auch hier wohnen können", auch Pflegekräfte oder Verkäuferinnen. Dafür sei nicht zwangsläufig sozialer, aber zumindest "bezahlbarer" Wohnraum erforderlich. Und davon gebe es derzeit zu wenig. "Das gilt auch für Ältere", ergänzt Lüdtke. Wer zum Beispiel im Alter sein Eigenheim aufgeben und eine günstigere Wohnung beziehen wolle, habe es in Jesteburg schwer.
Mit den Wohnungsbauideen der anderen Parteien sind die JL-Gründer unzufrieden. "Da gibt es viel zu viel Überregulierung", findet Reinhard Feldhaus. Was meint er damit? "Wenn Sie zum Beispiel beim Ausweisen eines Bebauungsplanes schon festlegen, dass es keine Einfamilienhäuser geben darf und Autos draußen bleiben müssen - wie wollen Sie dann einen Investor finden, der das baut?" Vielmehr müssten möglichst vielfältige Konzepte nach den Wünschen von Investoren umgesetzt werden dürfen, mit Einfamilien-, Mehrfamilienhäusern und Reihenhäusern, Ziel: eine gesunde Mischung. Und: "Wenn man immer nur höchste Ansprüche zum Beispiel an den Klimaschutz stellt, kann das keiner mehr bezahlen und es wird am Ende gar nicht gebaut."
Was die Jesteburger Finanzen angeht, setzt die Jesteburger Liste auf mehr Einnahmen. "Gleichzeitig muss zwar gespart werden, aber es nutzt wenig, jetzt das Freibad oder den pädagogischen Mittagstisch wegzusparen", sagt Elke Feldhaus. "Das bringt auch kaum etwas. Wir brauchen dagegen junge Familien hier, die hier auch Geld ausgeben." Und mehr Flächen für "leises Gewerbe und Dienstleistungen". Auf Sylt hat Elke Feldhaus gesehen, dass auch ein Gewerbegebiet schön aussehen kann - mit viel Grün, schönen Gebäuden, und auch Wohnungen. "Wir wollen keine Speditionen, lieber inhabergeführte Betriebe", das könne man auch über den Preis regeln. Insgesamt würde eine Fläche von fünf Hektar benötigt, die man in Grundstücke von 800 bis 1.500 Quadratmetern aufteilen könnte.
Ein Gewerbegebiet könnte auch ökologisch nützlich sein, sagt Elke Feldhaus, die mit ihrem Mann auch im Vorstand des Vereins Streuobstwiese aktiv ist. Gute Ideen, wie das gelingen könnte, gebe es bei "Kommbio", einem Bündnis zur Förderung der biologischen Vielfalt in Kommunen, dem auch Jesteburg beitreten könne.
Wichtig sei auch der Straßenbau, so Reinhard Feldhaus. Hier solle man marode Straßen lieber komplett neu machen, statt immer weiter zu "flickschustern". Dafür gebe es 50 bis 70 Prozent Förderungsmöglichkeiten. Und der Klimaschutz? "Beim Thema Energie sollten Profis ran", sagt Reinhard Feldhaus. Das sei ein schwieriges Geschäft. Deshalb stehe man der Seeve-Energiegenossenschaft, die Photovoltaik PV dezentral zum Beispiel auf öffentliche Dächer bringen wolle, "mit großer Distanz" gegenüber. "Viele kleine Insellösungen machen keinen Sinn, zumal die Verwaltungsgebäude in Jesteburg überwiegend reetgedeckt sind, so dass keine darauf gebaut werden kann. Es bleiben nur Schul- und Kindergartendächer übrig", so Feldhaus, "Das ist zu wenig. Wir brauchen dagegen ein von Verwaltung und Politik unabhängiges Unternehmen. Die Bürger Energie Gesellschaft BEN bringt da vieles mit." Vor allem einen großen Investor, der den Bau eines großen Solarparks möglich mache.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.