Lüllau: Biologe erstellt Vogel-Bestandsaufnahme
Gefahr für Milan und Co.

Weiab von anderen Vorrangflächen für Windkraft: die Fläche zwischen Lüllau und Reindorf (roter Kreis) | Foto: NMUEK
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Der Landkreis muss in Zukunft viele Flächen für Windkraftanlagen ausweisen (das WOCHENBLATT berichtete). Eine davon: ein Gebiet zwischen Lüllau und Reindorf, bisher Ackerland mit benachbarten Waldflächen. Dr. Andreas Dänhardt, promovierter Biologe mit den Schwerpunkten Vogelkunde und Fischkunde aus Lüllau, hat jetzt eine vogelkundliche Studie zu dem Gebiet vorgelegt.

Dr. Dänhardt ist nicht ganz objektiv, gibt er offen zu: Zusammen mit der Lüllauer Interessengemeinschaft "Erneuerbare Energien mit Verstand" hat er sich gegen Windräder auf den anvisierten Flächen ausgesprochen. Um dem Vorwurf entgegenzutreten, man handele allein aus egoistischen Motiven, hat der Wissenschaftler jetzt eine Analyse verfasst, die auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügen würde. "Ich bin der Berufsehre der Biologen verpflichtet und habe mich um größtmögliche Transparenz und Objektivität bemüht."

Die fachkundige Untersuchung belegt eine überraschende Artenvielfalt in dem auf den ersten Blick eher öden, an eine Wald grenzenden und bisher als Ackerland genutzten Gebiet. So konnten auch viele Arten beobachtet werden, die bei flüchtigen Spaziergängen nicht auffallen. Dr. Dänhardt: "Dieser Befund bestätigt, dass sich durch den Strukturreichtum in Lüllau auch viele Arten mit teilweise recht speziellen Ansprüchen wohlfühlen." Besonders Rotmilane, Mäusebussarde, Turmfalken, Kraniche, Gänse, Schwalben und Weißstörche wären durch die Windräder bedroht. Und dabei habe er sich nur durch das Tötungsrisiko durch die Windräder fokussiert. Nicht betrachtet habe er den Verlust an Lebensräumen für Vögel und andere Arten.

Ein Jahr lang hat Dr. Dänhardt wöchentlich Vögel gezählt - außer im Urlaub. Und bei Regen - denn das hätte das Bild verfälscht, da Vögel dann weniger umherfliegen. Seine Ergebnisse zeigten außerdem, dass die Situation vor Ort zu vielschichtig sei, um reine Abstandsregeln anzuwenden, so Dänhardt. Um überhaupt beurteilen zu können, ob Arten durch die Windräder besonders gefährdet seien, müsse man zunächst wissen, welche Arten vorhanden seien. Das leiste seine Untersuchung, so Dänhardt.

Der größte Wert des kleinen Lüllauer Planungsgebietes für die Natur des gesamten Landkreises bestände in der großen, bisher unzerschnittenen Umgebung. Das Gebiet liege im Übrigen isoliert von anderen Windkraftgebieten und könne aus den Planungen sicherlich herausgenommen werden, "ohne die Vorgaben des Landkreises zu gefährden", nimmt Dr. Dänhardt an. 

Deshalb hat er seine Untersuchung auch beim Landkreis eingereicht. Doch von dort herrscht Funkstille, trotz mehrmaliger Nachfrage. "Das ist schade, hatte ich doch mit dem Landkreis über Datenmangel und das Problem gesprochen, dennoch langfristige und weitreichende Planungen verantworten zu müssen", sagt Dr. Dänhardt. "Da hätte ich gedacht, ehrenamtlich erhobene Daten könnten helfen, dieses Dilemma ein wenig zu entschärfen."

"Trotz ihres unbestrittenen Potenzials der CO₂-neutralen Energieerzeugung handelt es sich bei der Windkraft um eine extrem naturschädliche Industrie", sagt Dr. Dänhardt. "Weil sie aber dringend benötigt wird, ist die kluge Standortwahl entscheidend." Sonst werde die Akzeptanz der Energiewende insgesamt sinken.

"Hier wird Natur zerstört"
Keine Windkraftanlagen in Naturschutzgebieten
Weiab von anderen Vorrangflächen für Windkraft: die Fläche zwischen Lüllau und Reindorf (roter Kreis) | Foto: NMUEK
Der Biologe Dr. Andreas Dänhardt (2. v. li.) gehört zusammen mit Wolrad Christiansen (v.li.), Jan Duggen, Michael Wüstefeld und Birgit Christiansen zur Lüllauer Bürgerinitiative Erneuerbare Energien mit Verstand | Foto: pöp
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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