Jahresrückblick 2019
"Gemeinsam handeln statt Kirchturmdenken"
Rück- und Ausblick von Verwaltungschef Hans-Heinrich Höper und Gemeindedirektor Henning Oertzen.
mum. Jesteburg. Der Jahreswechsel ist traditionell die Zeit für ein Fazit. Jesteburgs Samtgemeinde-Bürgermeister Hans-Heinrich Höper schaut gemeinsam mit Jesteburgs Gemeindedirektor Henning Oertzen im WOCHENBLATT auf ein bewegtes Jahr zurück und wagt gleichzeitig einen Ausblick. Sie beginnen mit einem Zitat von Marion Gräfin Dönhoff: "Wir müssen wieder lernen, in einer Gemeinschaft zu leben und weniger von nationaler Identität zu reden."
Diese großen Worte sind auf unsere Kommunen übertragbar. Dort nennt man es Kirchturmpolitik. Die Herausforderungen, wie Schaffung von Kita-Plätzen oder Digitalisierung der Verwaltung und weitere Aufgaben können wir nur gemeinsam angehen. Wer das nicht erkennt, wird scheitern.
Gemeinsam engagieren sich viele Bürgern an unterschiedlichsten Stellen in unserer Samtgemeinde. Dafür vielen Dank. Die Verleihung des Kulturpreises "Blauer Löwe" an das Jesteburger Projekt "Fremd bin ich eingezogen, fremd ziehe ich wieder aus" ist eine besondere Auszeichnung für ein Integrationsprojekt unter der Leitung von Frau Cornelia Salje.
Mein Dank gilt allen Mitarbeitern in der Samtgemeinde und in den Mitgliedsgemeinden für ihre stets engagierte Arbeit im Interesse der Bürger. Die Organisation der Verwaltung wurde von drei auf zwei Fachbereiche umgestellt. Neuer Leiter des Fachbereiches Finanzen und Internes ist Henning Oertzen. Leiter des Fachbereiches Bürger und Bauen ist Thomas Burmester. Burmester, der gleichzeitig allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters ist, wird zum 1. Juli nächsten Jahres in Pension gehen. Die Stelle ist neu zu besetzen.
Die größte Herausforderung für die Samtgemeinde ist und bleibt die Entwicklung der beiden Grundschulen zu Ganztagsschulen. Es wird ein Investitionsvolumen zwischen 15 und 17 Millionen Euro aufgerufen. Diese Mittel müssen finanziert werden. Die Samtgemeinde wird sich damit für die nächsten 30 Jahre belasten. Deshalb ist es für die Ratsmitglieder eine sehr schwierige und weitreichende Entscheidung. Es wurden verschiedene Varianten zu Sanierungen mit Erweiterungen und Neubauten geprüft. Ergänzend wurde eine Schulentwicklungsplanung mit wichtigen Daten zur Bevölkerungsentwicklung und Demografie erstellt. Die Bevölkerungsentwicklung ist bei uns negativ. Bleibt es bei der heutigen Ausrichtung der sehr geringen Entwicklung, ist das Bauprogramm der Schulen zu reduzieren. Nur mit einer Entwicklung, die moderat sein kann, können die Schulen im Bestand gehalten werden. Der Bund will zum Jahr 2025 einen Anspruch auf Ganztag in den Grundschulen einführen und stellt dafür großzügig zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Es handelt sich aber um ein vergiftetes Geschenk. Es geht um etwa 15.000 Grundschulen in Deutschland, macht für jede Grundschule 133.000 Euro.
Der Landkreis Harburg hat eine Schulentwicklungsplanung erstellen lassen. Die Ergebnisse haben Auswirkungen auf die Standorte der Oberschulen. Um ein gutes Schulangebot in unserem Raum zu erhalten, wird eine gemeinsame IGS an den Standorten Hanstedt und Jesteburg vorgeschlagen.
Für die Gemeinden sind die explodierenden Kosten für die Kindertagesstätten eine große Last. Die Kosten haben sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Die Einnahmen sind aber nicht in dem Umfang gestiegen. Hinzu kommt, dass Stellen nur sehr schwierig zu besetzen sind. Leider hat sich hier seitens des Landes noch nichts Entscheidendes getan, um die Ausbildung von Fachpersonal zu forcieren.
Das Feuerwehrgerätehaus in Bendestorf muss erweitert werden. Dafür soll der Bauhof dort weichen. Ziel ist es, einen neuen, gemeinsamen Bauhof mit Bendestorf und Jesteburg einzurichten. Es wäre gut, wenn nach nunmehr fast 50 Jahren nach Gründung der Samtgemeinde eine gemeinsame Einrichtung entsteht. Die Samtgemeinde ist auf Zusammenarbeit angelegt und nicht auf Kirchturmdenken. Wenn wir die Samtgemeinde und damit die Eigenständigkeit der Gemeinden erhalten wollen, müssen wir uns den Herausforderungen stellen und Aufgaben neu verteilen, sonst wird uns eines Tages eine Reform von außen diktiert.
Das Freibad Jesteburg konnte nach Abschluss der Sanierungsarbeiten pünktlich zur Saison 2019 seine Tore wieder öffnen. Es musste 2017 geschlossen werden und wurde 2018 saniert. Außer den erforderlichen Fliesenarbeiten wurden der Eingangsbereich und die Außenanlage mit dem Bistro neu gestaltet. Die Eröffnungsfeier im Mai fand bei bestem Wetter mit vielen großen und kleinen Besuchern statt. 35.000 Besucher konnten in der gesamten Saison verzeichnet werden.
Das Rathaus muss erweitert werden. Die Räume entsprechen nicht modernen Standards eines Dienstleistungsbetriebes mit heutigen Datenschutzanforderungen und barrierefreier Erreichbarkeit. Als Arbeitgeber steht die Samtgemeinde in Konkurrenz zu anderen Kommunen und zur Privatwirtschaft. Gute Arbeitsbedingungen sind für die Mitarbeitergewinnung und Bindung wichtig.
Im Rahmen der Städtebauförderung wurde der Parkplatz "Am Sandbarg" umgestaltet. Die Parkplatzfläche Richtung Heimathaus wurde befestigt, das Parken am Heimathaus direkt eingeschränkt, um die Grünfläche dort zu erhalten. Neben dem Heimathaus ist eine Boulebahn entstanden.
Der Neubau der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (KWG) am Pfarrweg in Jesteburg konnte am 10. Juli sein Richtfest feiern. Die Fertigstellung des Mehrfamilienhauses mit barrierearmen, barrierefreien und einer rollstuhlgerechten Wohnung ist für Anfang 2020 geplant. Auf der Fläche an den Brettbeekskoppeln ist der Bau weiterer Häuser geplant, der die Schaffung bezahlbaren Wohnraums zum Ziel hat.
In Bendestorf wird im nächsten Jahr der Bebauungsplan für das Porzellanmuseum fertig werden, dann kann gebaut werden. Bebaut werden kann auch das ehemalige Filmgelände.
Die Pläne der Deutschen Telekom, einen Mobilfunkmast am Reindorfer Osterberg aufzustellen, führten zur Gründung einer Bürgerinitiative. Im kommenden Jahr sollen im Dialogverfahren mit den Mobilfunkbetreibern Standorte für Funkmasten festgelegt werden.
Anlässlich des Vorhabens, den Spielplatz am Seeveufer neu zu gestalten, hat sich ein Förderverein gegründet. Die Ideen des Vereins "Jesteburger Spielplätze" sind in ein Konzept geflossen, das mit EU-Mitteln in Höhe von 100.000 Euro gefördert wird. Es wird eine neue Freizeitfläche an der Seeve entstehen, die zu einem Anziehungspunkt für Jung und Alt werden soll.
Zum Jahresende gab es in Jesteburg noch zwei große Ereignisse. "famila" konnte endlich seine Türen öffnen und die Waldklinik feierte Richtfest für den Erweiterungsbau.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien für das Jahr 2020 alles Gute, Gesundheit und ein erfolgreiches Jahr, viele interessante Begegnungen und Ereignisse. Dafür haben Sie nächstes Jahr einen Tag mehr Zeit. Es ist ein Schaltjahr.
Samtgemeinde-Bürgermeister
Hans-Heinrich Höper
Gemeindedirektor
Henning Oertzen
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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