Landvolk zeigt sich skeptisch
Geplante Cannabis-Legalisierung: Chance für Bauern?
(ts). Die Bundesregierung beabsichtigt, den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken zu legalisieren. Der Bauernverband Landvolk Niedersachsen sieht daraus aber offenbar keinen bedeutenden zusätzlichen wirtschaftlichen Zweig für landwirtschaftliche Betriebe erwachsen. Im großen Stil werde es nicht zu einer flächendeckenden Erzeugung von Hanf kommen, teilte der Landesbauernverband in dieser Woche mit.
Der Grund: Um die Pflanzen vor Wetter und vermutlich auch vor Dieben zu schützen, müssten Landwirte in den Umbau von Scheunen oder den Neubau von Hallen zu überdachten Plantagen investieren, erklärte Niedersachsens Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr. Diese Auffassung teilt auch der Bio-Landwirt und Kaufmann Markus Hensel. Er baut seit 13 Jahren Nutzhanf im Landkreis Harburg an. Eine Handvoll Produzenten erzeugten bisher bundesweit Cannabis für medizinische Zwecke, sagt er dem WOCHENBLATT.
Laut dem Landvolk Niedersachsen werden in Deutschland bereits rund 3.000 Hektar Nutzhanf angebaut. Im Landkreis Harburg sind es nach Angaben der Landwirtschaftskammer Hannover 4,79 Hektar. Bio-Landwirt Markus Hensel geht davon aus, dass es deutlich weniger seien. Im Landkreis Stade wachse laut Landwirtschaftskammer auf 25 Hektar Nutzhanf. Die Pflanzen haben einen deutlich geringeren Gehalt des berauschenden Wirkstoffs THC als eine Cannabis-Sorte. Aus den Blättern wird Tee, aus den Samen Öl und aus den Fasern zum Beispiel Kleidung oder Baumaterial hergestellt.
Botanisch handele es sich bei der Hanfpflanze um eine Ölfrucht. "Eher vergleichbar mit Senf als mit Raps", erklärt Ulrich Peper, Leiter der Landwirtschaftskammer-Außenstelle in Buchholz. Um das Jahr 2005 habe es Förderung für Ölsaatpflanzen gegeben. Deshalb sei Nutzhanf im größeren Stil im Landkreis Harburg angebaut worden. Die wirtschaftlichen Erwartungen damit hätten sich aber nicht erfüllt. Deshalb sahen die Landwirte vom Hanfanbau wieder ab, sagt Peper.
Nutzhanf habe Potenzial - davon ist Markus Hensel überzeugt. Zusammen mit seiner Frau Marion betreibt er das Unternehmen Hanf-Schnitt-Nord GmbH. Hanfprodukte vertreiben sie in einem eigenen Laden in Jesteburg - vom Anbau bis zum fertigen Produkt kommt alles aus einer Hand. Die Nutzhanfpflanze brauche trockenen Boden, sei für Böden in der Region gut geeignet. "Hanf ist für Landwirte als Zwischenfrucht ideal", sagt Markus Hensel.
THC-Hanf für medizinische Zwecke bauen Landwirte nach Angaben des Landvolks nicht an. Selbst wenn Hanfmarkt lukrative Preise böte, werde der Vertragsanbau wohl ein Nischenmarkt bleiben, heißt es in der Mitteilung des Landvolks.
Anlass der Stellungnahme des Landvolks Niedersachsen war die Aussage von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis90/ Die Grünen), er sehe bei Landwirten in Deutschland großes Interesse an der Legalisierung von Cannabis. Vize-Präsident Löhr, selbst Ackerbauer, bezweifelt das und fordert Özdemir auf, "sich erst einmal um die wahren Nöte und Sorgen der Ackerbauern" zu kümmern. Denn die Landwirte litten unter permanent steigenden Preisen, insbesondere beim Dünger.
Die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP plant, Cannabis zu legalisieren und kontrolliert in lizenzierten Geschäften an Erwachsene zu verkaufen.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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