Auf ein Wort: Was zählt das Wort eines Politikers?
Grünes Licht für Schierhorner Weg wirft Fragen auf - auch wenn der Deal für alle Seiten gut ist
Die Sitzung des Bauausschusses der Gemeinde Jesteburg am Mittwochabend wird mir vermutlich noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Denn seit Ausschuss-Vorsitzende Britta Witte (CDU), Karl-Heinz Glaeser (Bündnis 90/Die Grünen) und Cornelia Ziegert sowie Steffen Burmeister (beide SPD) grünes Licht für das Wohnquartier "Schierhorner Weg" gegeben haben - nur Tim Pansegrau (UWG Jes!) stimmte dagegen -, frage ich mich, was das Wort eines Jesteburger Politikers wert ist.
Gebetsmühlenartig wiederholte man stets, dass es kein Kopplungsgeschäft zwischen Investor Steffen Lücking und der Gemeinde geben wird. Selbst am Mittwoch blieb man bei der Aussage, dass es keinen Zusammenhang gibt. Lücking darf sein Mega-Projekt am Schierhorner Weg (106 Wohneinheiten) umsetzen und das hat nichts damit zu tun, dass er für die Gemeinde das Kreisel-Problem löst.
Ich kann verstehen, dass manche Politiker diesen Eindruck aufrechterhalten möchten. Viel zu sehr hatten sie versucht, Lücking immer wieder Steine in den Weg zu legen. Um das nochmals deutlich zu machen: Schon vor zwei Jahren hatte Lücking angeboten, 3.000 Quadratmeter für einen Kindergarten zur Verfügung zu stellen - jetzt werden es 3.500 Quadratmeter. Auch bezahlbarer Wohnraum war Teil seines Konzepts. Dennoch wurde das Projekt auf die Agenda Jesteburg 2030 verschoben. Warum jetzt die Rolle rückwärts?
Ich wage eine kühne Vermutung: Demnächst wird Jürgen Meyer in das Rathaus schlendern und einen Teil seines Grundstücks an die Gemeinde verkaufen, damit diese endlich den so dringend benötigten Kreisel an der Einmündung Lüllauer Straße bauen kann. Die Verträge sollen zur Unterschrift bereitliegen. Meyer tut dies allerdings nicht, weil die Gemeinde ihm so ein gutes Angebot unterbreitet hat. Er unterschreibt, weil Lücking ihm die Restfläche zu einem stolzen Preis abnehmen wird. Für Lücking wiederum wird dieses Geschäft vermutlich keinen Gewinn bringen. Muss es auch nicht, denn das große Geld verdient er am Schierhorner Weg.
Um das deutlich zu sagen: Alle Seiten profitieren! Jesteburg bekommt Kreisel und Kindergartenfläche, Meyer seine Million für einen glücklichen Lebensabend und Lücking 106 Wohneinheiten. Der Deal ist total in Ordnung. Schade ist nur, dass dieses nicht ehrlich kommuniziert wird. Vielleicht auch nicht darf. Ärgerlich ist, dass Jesteburg vermutlich schon vor zwei Jahren dieses Ergebnis hätte haben können, wenn man gleich auf Lückings Vorschlag eingegangen wäre. Damals sagte er in einer Sitzung: "Ich löse Jesteburg Verkehrsproblem. Ich kümmere mich um den Kreisel!"
Aktuell scheint es so, dass Lücking Wort hält. Auf das Wort mancher Politiker kann man nicht so viel Wert legen. Auch wenn sie es jetzt gern so darstellen möchten.
Sascha Mummenhoff
• Im Zuge der Sitzung empfahl der Ausschuss mit Stimmen der CDU und SPD auch die Erweiterung des Gewerbegebiets Am Allerbeek. Die Bedenken des Kirchenvorstands der St. Martins-Kirche, der Friedhof würde dann in der Mitte eines Gewerbegebiets liegen und die Friedshofsruhe gestört, blieb ungehört.
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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