"Die Öffentlichkeit muss dringend informiert und mitgenommen werden"
Jesteburgs Politik wurden mögliche Bahnhofsstandorte vorgestellt
as. Jesteburg. Reindorfer Feldweg, Sandbarg oder Bahnhofstraße - welches ist der beste Standort für einen möglichen Haltepunkt des Erixx in Jesteburg? Entsprechend dem parteiübergreifenden Antrag von SPD, CDU und Grünen wurde eine Machbarkeitsstudie über mögliche Standortvarianten für eine neue Bahnstation in Jesteburg erstellt.
Wie die SPD jetzt bekannt machte, wurden die Ergebnisse der 9.500 Euro teuren Machbarkeitsstudie jüngst in einer informellen Sitzung den Gemeinderäten sowie dem Samtgemeinderat vorgestellt. "Dabei handelt es sich zunächst um eine Empfehlung aus wirtschaftlichen, baurechtlichen, pendlerrelevanten Erwägungen. Wir sind noch am Anfang der Planungen und abhängig von vielen Faktoren (Landesnahverkehrsgesellschaft, DB Netze, DB Station & Service, Überwerfungsbauwerk in Meckelfeld usw.)", begründet die Erste Samtgemeinderätin Petra Buzina, weshalb die Sitzung nicht-öffentlich stattfand. Die Samtgemeinde werde die Öffentlichkeit zu gegebener Zeit beteiligen.
Das WOCHENBLATT hat die Fraktionen gefragt, wie sie zu den Ergebnissen des Gutachtens und den vorgestellten Standorten stehen:
CDU
Im Sinne der Transparenz möchte die CDU sich nicht für einen Standort aussprechen, bevor die Bürger informiert wurden. "Für die CDU ist es wichtig, dass es überhaupt einen Bahnhaltepunkt in Jesteburg gibt. Dafür werden wir uns einsetzen", teilen Ortsverbandsvorsitzender Dr. Reinhard Feldhaus sowie seine Stellvertreter Bernd Jost und Julia Neuhaus mit. "Die Öffentlichkeit sollte bei diesem Thema dringend informiert und mitgenommen werden." Der Standort des Bahnhaltepunktes bedeute einen vielfältigen Eingriff in die dörfliche Struktur. "Mit ihm sind viele Chancen und Möglichkeiten verbunden, wobei wir als CDU uns darauf freuen, gestalterisch an diesem Prozess mitzuwirken."
Zu der Machbarkeitsstudie hat die CDU eine Reihe von Fragen zu Aspekten, die das Dorfleben erheblich beeinflussen, z.B. Anzahl Parkplätze für Pkw und Fahrräder, Verkehrsfluss und neue Verkehrswege im Ort sowie Bus-Anbindungen. Deshalb sei eine Standortfestlegung zum jetzigen Zeitpunkt und ohne Bürgerbeteiligung nicht sinnvoll. "Uns geht es auch hier um Nachvollziehbarkeit und Transparenz für alle."
SPD
Die SPD hatte das Thema in ihren "Gemeinde-Nachrichten" aufgegriffen und spricht sich für den alten Bahnhof als Standort aus. Cornelia Ziegert, Sprecherin der Samtgemeindefraktion: "Der Standort für einen neuen Bahnhof am Sandbarg nördlich der Bahnhofstraße wurde bisher von der Samtgemeinde-SPD favorisiert. Für den Wechsel vom nördlichen zum südlichen Bahnsteig steht bei uns eine Fußgängerbrücke über die Bahngleise auf dem Wunschzettel; nördlich der Bahn sollte der zukünftige Bahnhof am Sandbarg durch eine neue Zufahrtstraße erschlossen werden. Dafür müssen die Flächen nördlich der Bahn baurechtlich gesichert werden."
Angelika Schiro spricht für die Jesteburger Gemeinderatsfraktion: "Die Lage ist ideal im Ortskern, die ÖPNV-Verknüpfung ist mit den Bushaltestellen an der Hauptstraße und am Sandbarg bestens, die Lage ist weitgehend ebenerdig. Da die Sandbarg-Fläche lediglich für eine Zufahrt zum Bahnsteig Richtung Buchholz und eine überschaubare Anzahl von Parkplätzen genutzt werden muss, gibt es keinen Druck, diese Freifläche umfassender zu überplanen."
Bündnis 90/Die Grünen
"Es wurde vereinbart, die Standortvarianten erst dann öffentlich zu diskutieren, wenn die Machbarkeitsstudie auch den Bürgern vorgestellt wurde", sagt Karl-Heinz Glaeser, Fraktionsvorsitzender im Samtgemeinderat. Die Bürger müssen alle Gewichtungsaspekte der drei Varianten nachvollziehen können, um sich ein vollständiges Bild machen zu können. Zudem sei das Standortthema für den Wahlkampf völlig ungeeignet, da die Samtgemeinde Jesteburg der Landesnahverkehrsgesellschaft, DB und dem Landtag geschlossen gegenübertreten muss.
Glaeser kritisiert die SPD: "Für uns Grüne ist es deutlich zu früh, dass wir uns auf eine Standortvariante festlegen und damit dem öffentlichen Diskussionsprozess vorgreifen. Es ist nicht hilfreich, dass die SPD parteilich vorgeprescht ist."
Die Grünen fordern zeitnah eine öffentliche Vorstellung der Standortvarianten mit einer verbindlichen Information über den Planungs- und Entscheidungsstand der Landesnahverkehrsgesellschaft und des Landtags.
UWG Jes!
„Ein möglicher Haltepunkt macht nur am alten Bahnhofsstandort Sinn. Er würde die Ortsmitte beleben und den Einzelhandel vor Ort stärken", sagt Hansjörg Siede, 1. Vorsitzender der UWG Jes!.
Doch die UWG Jes! fordert eine differenzierte Betrachtung: Die Reaktivierung der alten Bahnstrecke bedeute auch zusätzlichen Güterzugverkehr. Die damit verbundene höhere Lärmbelastung müsse den Bürgern bewusst sein.
"Wir wollen für Jesteburg ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept, das die Mobilität verbessert, komfortabel ist und mehr Sicherheit bietet. Dafür setzen wir z.B. auf Schnellbusse für Pendler, Anruf-sammeltaxis für Nachtschwärmer, ein sicheres Radwegekonzept und 'Mitfahrbänke'. Es liegt an den anderen Fraktionen, ob wir bereits in den nächsten Monaten gemeinsam Verbesserungen für die Bürger umsetzen. Unsere entsprechenden Anträge liegen seit 2019 vor“, kommentiert Hansjörg Siede die Diskussionen um einen Bahnanschluss, der frühestens 2027 in die Umsetzung gehen könnte.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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