Jesteburg startet Bürgerenergiegesellschaft
Klimakommune: Jetzt kommt BEN
Seit gut einem Jahr denken die Mitglieder der Energiegruppe der Klimakommune Jesteburg darüber nach, wie Jesteburg die Energiewende hinbekommen könnte, planen Sparmaßnahmen, bessere Straßenbeleuchtung. Jetzt soll ein weiteres, sehr großes Projekt starten: Am Montag, 24. April, stellen Oliver Schünke, Frank Borgstedt, Nora Thiele und ihre Mitstreiter ab 19.30 Uhr den Jesteburgern im Schützenhaus, Am Alten Moor 10, "BEN" vor, die "BürgerEnergie Nordheide".
Wichtigstes Prinzip: Jesteburger produzieren ihre eigene Energie, um langfristig unabhängig von fossilen Energieträgern wie Gas und Öl zu werden und die angestrebte Klimaneutralität, die sich die Samtgemeinde auf die Fahnen geschrieben hat, auch zu schaffen. Das heißt: Irgendwann soll die gesamte Energie, die von Jesteburgern, Bendestorfern und Harmstorfern gebraucht wird, aus Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft, vielleicht auch aus Erdwärme gewonnen werden.
Das "N" in BEN steht für Nordheide. Das heißt: Auch Energieprojekte aus anderen Kommunen - gedacht ist an Seevetal, Rosengarten, Hanstedt und Salzhausen - könnten sich anschließen. "Wir haben uns von Mitgliedern der Bürger-Solarkraftwerke Rosengarten beraten lassen, wie es dort funktioniert", erklärt Oliver Schünke. "Da wurde uns klar: Wir müssen größer denken, damit sich das auch rentiert." Denn ein paar Photovoltaikanlagen auf den Dächern öffentlicher Gebäude wie der Oberschule und der Feuerwache reichten einfach nicht aus. "Selbst wenn wir alle Jesteburger überzeugen könnten und sich alle Anlagen auf ihre Hausdächer bauen, würde das nicht ausreichen, damit sich das ordentlich refinanziert", sagt Frank Borgstedt.
Nun gibt es die Möglichkeit, wirklich groß zu denken: Ein Investor würde den Jesteburgern eine 15-Millionen-Euro-Photovoltaik-Anlage aufstellen. Jesteburger Bürger können sich beteiligen, wenn sie wollen. Man müsste daher nicht jahrelang warten, bis sich genug Interessenten gefunden hätten, sondern könnte gleich loslegen. Zwei benachbarte Äcker von sieben und acht Hektar in der näheren Umgebung sind bereits gefunden, die Verhandlungen über einen Pachtvertrag laufen. Unter den Solarmodulen sollen Schafe oder Heidschnucken grasen, ein interessierter Schäfer wurde in Hanstedt schon gefunden.
Für dieses erste Projekt würde eine Firma gegründet, voraussichtlich als GmbH & Co. KG. Zusammen mit weiteren Energieprojekten - von der Windkraftanlage bis zur Freiflächen-Photovoltaik - würde sie sich dann unter dem Dach von BEN, einer gemeinnützigen GmbH, zusammenfinden, die die Projekte als Muttergesellschaft organisiert.
Warum sind nicht auch die einzelnen Projekte gemeinnützig? "Wir wollen mit der Energieerzeugung ja durchaus Gewinne machen. Wie andere kommerzielle Unternehmen auch. Eben nur mit dem Unterschied, dass diese Gewinne den Bürgern zugutekommen und nicht in einem anonymen Großunternehmen landen", erklärt Nora Thiele. Die Jesteburger Juristin ist Geschäftsführerin der Viva Terra Energy, welche den Pachtvertrag für die Flächen zunächst abschließen könnte.
Auch die Kommunen könnten profitieren, zum Beispiel über Gewerbesteuern, die von den Energieprojekten gezahlt werden. Langfristig soll es auch für die Bürger, die nicht in die Anlage investiert haben, einen verbilligten Bürger-Stromtarif geben.
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