Kreisverkehr Jesteburg: Baustart im Juni
Kosten steigen auf 7,8 Millionen Euro
Schon im Frühjahr 2022 wurde die 250 Jahre alte Stieleiche an der Kreuzung gefällt und Gebäude für den Bau eines Kreisverkehrs im Jesteburger Ortszentrum abgerissen. Viele Jesteburger fragen sich inzwischen: Musste das sein? Denn bisher passierte an der Kreuzung Hauptstraße, Lüllauer Straße, Brückenstraße nichts.
Dass die Bagger lange nicht anrücken konnten, lag weniger an der geplanten Baumaßnahme selbst, als vielmehr an der fehlenden Oberflächenentwässerung. Die Gemeinde Jesteburg hat hier Nachholbedarf - wie viele Gemeinden im Landkreis, die jahrzehntelang ihr Oberflächenwasser ungeklärt in Bäche und Seen abfließen ließen. Deshalb musste auch an dieser großen Kreuzung vor Baubeginn geklärt werden, wohin das Oberflächenwasser abfließen soll. Das hatte im Spätsommer 2022 zu großen Diskussionen im Gemeinderat und einer erheblichen Verzögerung geführt (das WOCHENBLATT berichtete), weil die geplante Lösung - eine Entwässerung unter dem Kreisel - komplett verworfen wurde und neu geplant werden musste.
Gemeinderat musste zustimmen
Jetzt musste nur noch der Gemeinderat zustimmen: Die Ausschreibungen für den Bau des Kreisverkehrsplatzes, die Oberflächenentwässerung und den Ausbau des Sandbargs endete Anfang Mai. Das Ergebnis: Alles wird teurer. Allein beim Kreiselbau entstehen durch veränderte Planungen und Baukostensteigerungen seit Oktober 2020 Mehrkosten von rund 1,1 Millionen Euro. Er soll jetzt 1,6 Millionen Euro kosten.
Die heftigste Kostensteigerung (plus fast zwei Millionen Euro) betrifft die Oberflächenentwässerung. Die aktuelle Lösung: Das Oberflächenwasser wird mittels eines Kanals in der Brückenstraße und eines sogenannten "Dükers", einer Rohrleitung auf die andere Seite der Seeve, in ein offenes Regenrückhaltebecken westlich der Brückenstraße geleitet, wo das Wasser gereinigt und dann in die Seeve eingeleitet wird. Sie schlägt jetzt mit 4,3 Millionen Euro zu Buche.
Gesamtkosten:7,8 Millionen Euro
Die gute Nachricht: Mit dem Entwässerungssystem kann zusätzlich zu den Verkehrsflächen rund um den Kreisverkehr der südliche und der nördliche Bereich Jesteburgs entwässert werden. Dazu kommen Ausbau und Sanierung des Sandbargs: Die Fahrbahn wird verbreitert, barrierefreie Bushaltestellen sowie Grüninseln zur Verkehrsberuhigung eingebaut und der Sandparkplatz wird umgestaltet. Eine Abbiegerspur wird eingerichtet und die Parkbuchten an der Hauptstraße werden verbreitert. Das kostet etwa 1,4 Millionen plus rund eine halbe Million Euro für Nebenanlagen. Gesamtkosten für alle drei Maßnahmen: rund 7,8 Millionen Euro. Noch im August 2022 hatte man mit nur 4,6 Millionen gerechnet und war schon entsetzt gewesen.
Geschockt von den Gesamtkosten aller drei Maßnahmen zeigten sich die Mitglieder des Gemeinderates. "Eine erschreckende Preissteigerung", sagte Birgit Heilmann (Grüne). Doch über einen Stopp der Planung dachte man nur kurz öffentlich nach, denn "die Oberflächenentwässerung ist keine freiwillige Sache, das müssen wir so oder so machen." Weil man etwas für Fußgänger und Radfahrer tun müsse, fielen ohnehin auch bei einer anderen Lösung weitere Kosten an. Auch Angelika Schiro (SPD-Fraktionsvorsitzende) war "entsetzt ob der Teuerungsrate". Aber die SPD bliebe bei der Gesamtlösung. Ebenso die CDU. Ratsherr Aydin Yakin: "Man muss sich klar machen: Bisher waren das alles nur Schätzungen", erst nach der Ausschreibung habe man echte Summen.
Nur UWG Jes! dagegen
Bis zuletzt dagegen blieb die UWG Jes! UWG-Chef Hansjörg Siede: "Das Prinzip 'Hoffnung auf Zuschüsse' kann für uns nicht Entscheidungsgrundlage sein." Der aktuelle Haushalt stelle die ganzen Mehrkosten nicht dar. Und die Ausgaben seien fragwürdig vor dem Hintergrund, dass Schule und Kita aus Geldmangel nicht aus- bzw. neugebaut werden könnten.
Nur mittelmäßig beruhigend fiel dann auch die Aussage des Kämmerers Henning Oertzen aus: "Wir können den Kreisel finanziell realisieren. Problematisch wird erst das Regenrückhaltebecken 2025." Die Finanzierung werde "sportlich, aber es gibt vielleicht dann auch mal Einnahmen." Trotzdem gab der Gemeinderat schließlich mehrheitlich den Weg für den Bau frei, dagegen stimmte die UWG Jes!/WIN-Gruppe.
Baustart für den 16. Juni geplant
Der Baustart für den Kreisverkehr ist aktuell für den 16. Juni vorgesehen. Die Fertigstellung ist für Dezember 2023 geplant. Damit ist noch ein Puffer von wenigen Wochen vorhanden, denn der Kreisverkehr muss zum Jahresende fertig sein. Denn ab Anfang 2024 gehört die Jesteburger Ortsdurchfahrt zur Umleitungsstrecke für eine Baumaßnahme in Ramelsloh. Dort wird die Eisenbahnbrücke zwischen Ramelsloh und Harmstorf abgerissen und erneuert. Erst 2024 soll der Sandbarg umgebaut werden. Das geht, weil über diese Straße nicht umgeleitet wird. Und der Ausbau des südlichen Teils der Brückenstraße mit Düker und offenem Regenrückhaltebecken ist für 2025 geplant.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.