Neue Krippen-Lösung gefunden: Nach Schadstoff-Fund - Jesteburger Rat entscheidet sich für schnelle und günstige Variante
mum. Jesteburg. Die Jesteburger zeichnet in der Regel eine gewisse Souveränität aus. Selten ergreifen die Bürger das Wort, wenn es im Gemeinderat um kontroverse Themen geht. Doch beim Thema Krippenplätze schlagen die Emotionen in dem kleinen Heidedorf hoch. Aus gutem Grund, denn eigentlich sollten im Herbst dieses Jahres zwei Gruppen für insgesamt 30 Kinder zur Verfügung stehen. Doch daraus wird nichts. Wie das WOCHENBLATT berichtet hat, wurde bei vorbereitenden Untersuchungen im Fußbodenbereich der alten Schule am Sandbarg (dort sollte die neue Krippe im Mitteltrakt entstehen) eine Schadstoffbelastung festgestellt. Gleich mehrere Eltern machten während der Gemeinderatssitzung am Mittwoch ihrem Unmut Luft.
„Im Vertrauen darauf, dass mein Kind in Jesteburg gut betreut wird, habe ich einen Job angenommen“, sagte eine Mutter. „Soll ich den jetzt wieder kündigen?“, „Erklären Sie meiner Frau, dass sie ihre Karrierepläne wieder an den Nagel hängen kann, nur weil Sie nicht richtig planen können?“ oder „Ich fahre mein Kind täglich 110 Kilometer durch die Gegend, um es zu einer Krippe in Hamburg zu bringen. Stellen Sie sich so ein familienfreundliches Jesteburg vor?“ - lautete die Eltern-Kritik.
„Das Gebäude wurde erst im Januar vom Landkreis an uns übergeben“, so Verwaltungschef Hans-Heinrich Höper. „Wir sind froh, dass unser Architekt Bohrungen vorgenommen hat, sonst wären wir gar nicht auf die Schadstoffbelastung aufmerksam geworden.“ Höper und die Politiker machten deutlich, dass sie keine Zeit verlieren wollen. Wohl auch, weil schon jetzt klar ist, dass mindestens 19 Kinder im Herbst einen gesetzlich zugesicherten Betreuungsplatz erwarten. Nicht ausgeschlossen, dass diese Eltern vor Gericht einen Schadensersatz fordern, sollte es keine zeitnahe Lösung geben.
Vier Alternativen hatte die Verwaltung vorbereiten lassen:
• Variante „A“: Den Umbau wie geplant durchführen. Bislang war man von knapp einer Million Euro ausgegangen. Dazu müssten dann die zusätzliche Kosten für die Sanierung ermittelt werden.
• Variante „B“: Die zweite Variante sieht den Abriss des Mitteltraktes vor. An seiner Stelle würde dann ein Krippen-Neubau entstehen. Geschätzte Kosten: 1.4 Millionen Euro.
• Variante „C“: Die dritte Alternative sieht vor, dass der Mittelteil nicht abgerissen wird, sondern als Lagerraum und Kleiderkammer genutzt wird. Außerdem würde auf dem Sandbarg-Gelände eine neue Krippe gebaut werden. Kosten: 1,03 Millionen Euro.
• Variante „D“: Im Westflügel des bestehenden Sandbarg-Gebäudes werden im Untergeschoss zusätzlich zur Senioren-Begegnungsstätte zwei Krippengruppen eingerichtet. Dafür müsste die Kunststätte Bossard Lagerräume im Mitteltrakt zugewiesen bekommen. Der ursprüngliche geplante Sitzungsraum entfällt. Im Obergeschoss zieht weiterhin ein Anbieter für ambulante Tagespflege ein. Geschätzte Kosten für den Krippen-Umbau: 983.000 Euro.
Am Ende setzte sich Variante D durch - bei 14 Ja- und 5-Nein-Stimmen.
Kommentar
Schnell und günstig - aber auch die beste Variante?
Die Politiker haben eine Entscheidung getroffen. Von vier möglichen Varianten ist es die auf den ersten Blick günstigste und wohl auch am schnellsten zu realisierenste Alternative geworden. Ist es auch die Richtige? Selbstverständlich stehen die Ratsherren unter Druck. Sie wollen nicht Schuld sein, wenn Eltern Karrierepläne über den Haufen werfen müssen. Aber: Stellt sich am Ende heraus, dass auch dieses Gebäude teuer saniert werden muss, verliert die Gemeinde nicht nur noch mehr Zeit, sondern am Ende auch Geld.
Sehr bedauerlich ist zudem, dass die Ratsherren nicht auf die Empfehlung des Deutschen Roten Kreuzes hören. Der künftige Träger hat sich sehr deutlich für die Variante 2 (Abriss und Neubau) ausgesprochen. Zuletzt hatte man seitens der Politik gerade das gute Miteinander gelobt.
Sascha Mummenhoff
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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