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Jesteburg: Nur noch 29 Anmeldungen
Oberschule in Bedrängnis

Zukunft ungewiss? Für das laufende Schuljahr meldeten nur 29 Eltern ihre Kinder in der Oberschule Jesteburg an | Foto: pöp
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  • Zukunft ungewiss? Für das laufende Schuljahr meldeten nur 29 Eltern ihre Kinder in der Oberschule Jesteburg an
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Es kommt nicht wirklich überraschend: Seit vor zwei Jahren direkt in der Nachbarschaft die IGS Hanstedt eröffnet hat, geht es mit den Anmeldezahlen bei der Oberschule Jesteburg bergab: Nur noch 29 Schüler wurden laut Landkreis Harburg für das gerade gestartete Schuljahr angemeldet. Trotz gymnasialer Oberstufe und neuer Konzepte ist die Schule nur noch ganz knapp zweizügig. Im Jahr zuvor waren es 41 Fünftklässler gewesen. Ist die Oberschule mit gymnasialem Angebot schon nach zwölf Jahren ein Auslaufmodell, weil Eltern lieber integrierte Gesamtschulen wählen?

Schon seit dem Start der Oberschule Jesteburg kämpft die Schule um eine Oberstufe. 2022 wurde ein Modellversuch "Oberschule mit Oberstufe" von der Landesregierung deutlich abgelehnt. Auch eine Umwandlung in eine IGS wie in Hanstedt oder in ein Gymnasium war für Jesteburg nochmals vom Land abgelehnt worden.

Im Moment müssen die Schüler nach der zehnten Klasse die Schule wechseln, um das Abitur zu machen. Die Oberschule bereitet lediglich aufs Abitur vor: Ab der neunten Klasse lernen die Schüler in drei Zweigen auf Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialniveau. Allein um dies anbieten zu können, ist eine Dreizügigkeit in den höheren Klassen erforderlich. Ab der sechsten Klasse wird in den Fächern Mathe, Englisch, Deutsch differenziert auf Gymnasial-, Real- oder Hauptschulniveau gelernt. Inzwischen hat die Oberschule Jesteburg außerdem einen Kooperationsvertrag mit der IGS Hittfeld für ihre Schüler geschlossen: Wer auf gymnasialem Niveau lernt, kann ab Klasse 11 an der IGS Hittfeld die Oberstufe absolvieren und das Abitur machen.

Wird die Oberschule Jesteburg durch den erforderlichen Schulwechsel jetzt zum Auslaufmodell? Schulleiterin Iris Strunk sieht das entschieden anders: "Es hat immer schon mal schwierige Zeiten gegeben. Aber wir sind dabei, zusammen mit der Lüneburger gemeinnützigen GmbH 'Bewirken' ganz neue Konzepte auf den Weg zu bringen, und ich gehe davon aus, dass dann auch wieder die Anmeldezahlen steigen werden."

Der Landkreis verweist auf die grundsätzlich wichtige Funktion von Oberschulen in der Schullandschaft. So stehe "der Bestand der Oberschule Jesteburg aktuell nicht zur Diskussion." Sprecher Andres Wulfes räumt aber ein, dass eine Oberschule mit gymnasialem Zweig entsprechend den gesetzlichen Vorgaben normalerweise dreizügig geführt werden müsse, davon mindestens ein Zug im gymnasialen Schulzweig. In den höheren Jahrgängen sei das auch gegeben. Der Grund: "Die Oberschule Jesteburg profitiert in den höheren Jahrgängen von Schülerinnen und Schülern, die von anderen Schulformen zur Oberschule wechseln."

Was sagen Kommunalpolitiker zur Zukunft der Schule?

Nathalie Boegel (Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Samtgemeinde Jesteburg), von Anfang an große Befürworterin der Oberschule Jesteburg, sah das aktuelle Problem kommen. "Wir haben uns schon lange für alternative Lösungen starkgemacht, entwickelt u.a. mit der Leuphana Uni. Sei es eine gemeinsame IGS an zwei Standorten (Jesteburg und Hanstedt, Anm. d. Red.) oder die Einrichtung einer Oberstufe mit Abi-Möglichkeit für die leistungsorientierte Schülerschaft vor Ort. Doch alle Lösungsvorschläge für zwei starke Schulstandorte und ausgewogene Anmeldezahlen wurden abgelehnt. Die Lösung, die ich kurzfristig sehe, ist, dass die OBS Jesteburg ihre moderne Pädagogik und ausgezeichnete Arbeit weiter fortsetzt, in Zusammenarbeit mit der IGS Hittfeld beim Thema Oberstufe." Selbstverständlich sei es richtig, dass der Landkreis diese pädagogisch erfolgreiche Schule weiterführe. Boegel: "Auch wenn in diesem Schuljahr die Anmeldezahlen (...) leider schwach ausfallen, gehen hier weiterhin über 400 Schülerinnen und Schüler täglich zur Schule."

Julia Neuhaus (CDU-Fraktionsvorsitzende in der Samtgemeinde Jesteburg) will auf keinen Fall auf eine weiterführende Schule mit gymnasialem Angebot in der Samtgemeinde verzichten, "da ein Großteil der Schüler aus der Samtgemeinde Jesteburg die Grundschule mit einer gymnasialen Empfehlung verlässt." Das sei auch wichtig für die Attraktivität Jesteburgs. Sie könnte sich auch eine engere Zusammenarbeit der OS Jesteburg mit dem Gymnasium Hittfeld vorstellen.

Falk Siede, bildungspolitischer Sprecher der UWG Jes!, findet die Entscheidung der Politik für Hanstedt als IGS-Standort aufgrund von Schülerzahlen und geografischer Lage grundsätzlich "nachvollziehbar". Es bleibe abzuwarten, ob sich der Abwärtstrend bei den Anmeldezahlen in Jesteburg verfestige. In früheren Diskussionen habe es Stimmen im Jesteburger Samtgemeinderat gegeben, "die hier lieber ein weiteres Gymnasium eingerichtet sähen. Das wäre aus Sicht der UWG Jes! eine bildungspolitische 'Rolle rückwärts', was die Verteilung von gerechten Bildungschancen im Landkreis anginge. Und es widerspräche der Präferenz der Familien im Landkreis." Die UWG hoffe, dass sich durch die neue Kooperation der Jesteburger Oberschule mit der IGS Hittfeld die Anmeldezahlen wieder besser entwickeln.

Hans-Heinrich Aldag (Vorsitzender CDU-Fraktion Kreistag) verweist auf das Interesse des Kreistages "und natürlich auch der CDU", dass jede Einheits- oder Samtgemeinde eine eigene weiterführende Schule haben sollte. Eine IGS für Jesteburg sei allerdings nicht genehmigungsfähig gewesen, da man für die vom Land vorgegebene Vierzügigkeit mindestens 96 Schüler pro Jahrgang brauche - zu viel für Jesteburg. Angesichts der aktuellen Probleme der Oberschule gibt er zu bedenken, dass die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren auch insgesamt gesunken seien. Immerhin sei die Oberschule Jesteburg in den vergangenen Jahren besonders stark aus dem gesamten Kreisgebiet nachgefragt gewesen. Aldag hält feste Kooperationen mit IGSen und Gymnasien jetzt für das Mittel der Wahl für die Jesteburger Oberschule, um die Schülerzahlen zu stabilisieren. Außerdem werde gerade die besondere Qualität der Oberschulen bei der Berufsvorbereitung für Haupt- und Realschüler noch einmal gestärkt. Und: Auch bei der IGS Hanstedt müsse sich erstmal zeigen, ob es in der Oberstufe mindestens 70 Schüler für eine Dreizügigkeit mit gymnasialem Fächerangebot gebe. Sonst werde auch dort "die Genehmigung für eine Oberstufe vom Land versagt".

Thomas Grambow, Fraktionsversitzender der SPD im Kreistag, sieht auch: "Jetzt haben das wohl die Eltern entschieden." Seine Fraktion sei grundsätzlich ein IGS-Befürworter, man habe sich über die Eröffnung der IGS Hanstedt gefreut. Aber "29 Schüler - das wird für die Schule nicht auskömmlich sein." Man werde irgendetwas tun müssen, vielleicht können man langfristig das Angebot verändern. Und man müsse Buchholz in die Überlegungen einbeziehen.

Ruth Alpers (Vorsitzende Grünen-Fraktion Kreistag) sieht den Oberschulstandort Jesteburg als "extrem gefährdet" an. Die Diskussionen der letzten Jahre über die Schulen im Landkreis habe gezeigt, dass viele Eltern sich Schulen wünschten, die alle Bildungswege ermöglichen. Das zeigten die Anmeldezahlen, die starke Nachfrage bei den Integrierten Gesamtschulen und schwaches Interesse bei den Oberschulen. "Wir Grüne setzen uns für die Stärkung und den Erhalt des Schulstandorts Jesteburg ein, eventuell über eine Änderung der Schulform und oder auch durch eine Kooperation."

Arno Reglitzky, er sitzt für die FDP im Kreistag, findet, das sei "ein schwieriges Thema". Die FDP glaube nicht, dass die geringen Anmeldezahlen "ein Richtungsentscheid" sind: "Sicher hat die IGS Hanstedt einen Einfluss, aber wir sollten das zunächst beobachten. Wir meinen deshalb, nicht 'paniken', sondern zunächst die Füße stillhalten." Ein früheres Gutachten habe auch einen Bedarf an Gymnasialplätzen für Jesteburg ausgewiesen. "Hier wäre für uns eine Stellschraube für Jesteburg".

Der Schulausschuss des Kreistages wird das Thema in seiner Sitzung am 9. September (Kreishaus, Schloßplatz 6, Raum B-013/Sitzungssaal) aufgreifen. Dann sollen konkrete Informationen darüber vorliegen, an welchen weiterführenden Schulen Jesteburger Kinder tatsächlich angemeldet wurden.

Jesteburger Schul-Initiative kämpft für eine IGS mit Oberstufe
Eine große und lebendige Schulgemeinschaft
Hanstedt soll eine IGS erhalten, Jesteburg hofft auf Modellversuch

Landkreis HarburgSchloßplatz 6

Zukunft ungewiss? Für das laufende Schuljahr meldeten nur 29 Eltern ihre Kinder in der Oberschule Jesteburg an | Foto: pöp
Aktuelles Projekt der Oberschule: ein gemeinsamer Schulgarten mit der benachbarten Grundschule | Foto: pöp
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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