VfL Jesteburg
Verein oder Gemeinde - wer zahlt die Bewässerungsanlage?
Dem VfL Jesteburg macht seit Jahren ein großes Problem zu schaffen: die Bewässerung seines Sportrasens. "Wenn da nicht bald etwas passiert, haben wir im Sommer hier eine Steppe", sagt der Erste Vorsitzende des 1.300 Mitglieder starken Vereins. "Dann wird's nichts mit dem Fußballspielen."
Schon seit Jahren streitet der Verein mit der Gemeinde Jesteburg darum, wer eine neue Bewässerungsanlage bezahlen muss. Die würde rund 100.000 Euro kosten. Die bisherige Anlage - sie stammt wohl aus den 1970er Jahren - ist "komplett abgängig und kann auch nicht mehr repariert werden", so Bockisch. Daran zweifelt tatsächlich niemand. "Hier wird viel Wasser vergeudet, es liegt wohl auch ein Leitungsproblem vor - das kostet viel Geld!"
Ohnehin musste der Verein im vergangenen Jahr rund 5.000 Euro Wasserentnahmegebühr allein für 2022 entnommenes Grundwasser berappen, ebenso viel als Vorauszahlung für 2023. "Vorauszahlung auf eine Gebühr - wo gibt's denn sowas", empört sich Bokisch. "Dafür wird ja keine Leistung erbracht!" Das Land Niedersachsen hatte 2022 das Wassergesetz geändert. Die bisher niedrige Gebühr zur Entnahme von Grundwassers war extrem gestiegen. Zwar gab es Ausnahmeregelungen für Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Gartenbau, die gemeinnützigen Sportvereine hatte man aber wohl "vergessen".
"Vor der Neuregelung haben wir 500 Euro gezahlt", so Bockisch. Die rot-grüne Landesregierung zeigte sich nun kompromisswillig und könnte neben den Ausnahmen für Forstwirtschaft, Gartenbau und Landwirtschaft auch eine für Sportvereine gesetzlich festschreiben. Aber das gezahlte Geld ist erstmal weg. Umso wichtiger sei eine funktionierende moderne Bewässerung in der Zukunft, so Bockisch. "Doch seit eineinhalb Jahren tut die Gemeinde einfach nichts."
"Für mich ist das ganz klar: Für den Ersatz der nicht reparablen Anlage ist die Gemeinde als Verpächterin zuständig." Denn: Die Gemeinde hat im Pachtvertrag mit dem VfL aus dem Jahr 2011 festgelegt, dass alle baulichen Anlagen, die 2002 auf dem VfL-Gelände vorhanden waren - eben auch die Bewässerungsanlage-, in den Besitz der Gemeinde fallen. Dafür zahlt der VfL auch nur eine symbolische Summe Pacht. So sicherte sich die Gemeinde ab, nach einem Ende des Pachtverhältnisses keine Ablösesummen für die von VfL errichteten Gebäude und Anlagen in unbestimmter Höhe zahlen zu müssen. Das hieße nach Bockischs Ansicht aber auch: Der Ersatz der Bewässerungsanlage müsste von der Gemeinde bezahlt werden - zu 100 Prozent.
"Ich weiß ja auch, dass die Gemeinde gerade klamm ist", sagt Bockisch. Deshalb habe der VfL einen Kompromiss vorgeschlagen, der aber bisher unbeachtet verhallt sei: Der Verein könne einen Zuschuss von 30 Prozent vom Sportbund bekommen, müsste dann zehn Prozent selbst zahlen. Für die Gemeinde blieben dann nur noch 60 Prozent, also etwa 60.000 Euro. Der VfL könnte darüber einen Kredit aufnehmen, den die Gemeinde dann über einen längeren Zeitraum zurückzahlt. Die Zinsen würde der VfL übernehmen. "Mir geht es darum, dass jetzt bald eine gute Lösung gefunden wird", so Bockisch.
Stattdessen bewilligte der Gemeinderat im Mai einen Zuschuss von 28.500 Euro. "Überflüssig", sagt Bockisch. "Nach meinem Rechtsverständnis, und ich habe mich auch beraten lassen, muss die Gemeinde alles zahlen. Denn es besteht ein Rechtsanspruch, und da kann die Politik nicht mitentscheiden."
Das sieht die Gemeinde anders. Gemeindedirektorin Claudia von Ascheraden: „Es gibt einen geltenden politischen Beschluss, dass die Gemeinde Jesteburg die Bewässerungsanlage mit 28.500,- Euro gemäß der Sportförderrichtlinie bezuschusst. Die Bezuschussung beruht auf der Bruttosumme der beantragten Maßnahme. Der Kompromissvorschlag des VfL Jesteburg muss verwaltungsintern noch bewertet werden, zumal hier die Historie aufgearbeitet werden muss, um eine rechtliche Einschätzung einfließen lassen zu können. Aufgrund knapper Kapazitäten ist diese Bewertung aktuell noch nicht abgeschlossen.“
Damit der Fußballrasen inzwischen nicht völlig den Bach 'runtergeht, hat der Verein schon jetzt ein Unternehmen beauftragt, dass nach dem Ende der Frostperiode mit dem Bau einer neuen Anlage beginnen wird. "Das muss alles vor Beginn der neuen Saison fertig sein", sagt Bockisch. Denn wenn der Sommer so trocken wie der im Jahr 2022 werde, sei der Rasen endgültig hinüber. Manche Unbedarfte schlügen vor, einfach Kunstrasen zu verlegen, der brauche kein Wasser. Bockisch: "Der ist mit rund 800.000 Euro erst recht unbezahlbar und muss auch gepflegt werden."
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