Lüllau: SPD-interne Veranstaltung jetzt öffentlich
Wirbel um Windkraft
Wirbel um eventuell geplante Windkraftanlagen in Lüllau: Eine eigentlich im Rahmen der Reihe "SPD vor Ort" intern geplante Infoveranstaltung wurde jetzt über Flugblätter und Facebook öffentlich. Windkraftkritische Anwohner riefen alle Menschen in Lüllau, Wiedenhof, Thelsdorf und vom Reindorfer Osterberg dazu auf, sich am Samstag, 30. September, um 15 Uhr ebenfalls auf den Osterfeuerplatz am Pinnerberg (Treffpunkt am Blumenfeld) zu begeben, um sich in Sachen geplanter Windkraftanlagen in Lüllau auf dem Laufenden zu halten und der SPD ihre Meinung mitzuteilen.
Christoph Henschen, SPD-Mitglied, wollte eigentlich erstmal die Genossen ins Bild setzen, welche Windkraftanlagen in einem vom Land als Potentialfläche eingestuften Gebiet westlich der Straße Pinnerberg beim Osterfeuerplatz möglich werden könnten. Die Sozialdemokraten wollten sich auch erst einmal schlau machen, bevor sie sich eine Meinung zu dem Thema bildeten, so der Jesteburger SPD-Chef Marcel du Moulin.
Eigentlich löblich, sollte man denken, doch dies rief einige Lüllauer, darunter Peer Potschinski, Andreas Griener und Jan Spode, auf den Plan. "Wir sind misstrauisch", sagt Spode. "Wo viel Geld im Spiel ist, gibt es manchmal komische Entscheidungswege." Spode und die beiden anderen Unterzeichner des Flugblattes fürchten, dass man "quasi im Verborgenen" schon mal plant, ohne die Bürger in Kenntnis zu setzen. Die Anlagen würden "nicht weiter als höchstens 800 Meter von der Wohnbebauung westlich von Lüllau" stehen, heißt es in dem Flugblatt, und "auch nur 800 Meter südlich von der Bebauung am Reindorfer Osterberg." Man habe von Riesen-Windrädern "mit einer Flügelspitzenhöhe von 285 Metern" gehört, die "höchsten, die je in Deutschland gebaut würden".
Dem widerspricht Christoph Henschen, der die Infoveranstaltung durchführen sollte. Er steht der Bürger-Energiegesellschaft BEN (das WOCHENBLATT berichtete) nahe, die vorgeblich einen Investor für große Energiegewinnungsanlagen an der Hand hat. "Wir hier in Niedersachsen sind bisher gut weggekommen", konstatiert der Maschinenbauingenieur. "Die mit bis zu 350 Metern höchsten Anlagen stehen übrigens an der Küste." Außerdem stehe noch überhaupt nicht fest, ob und was in Lüllau geplant werde. Man wolle zunächst nur sondieren, was überhaupt möglich sei.
Windkraftanlagen müssen generell vom Kreis genehmigt werden. Um die Vorgaben der Regierung zu erfüllen, müssen allein im Landkreis Harburg 400 neue Windkraftanlagen aufgestellt werden. Die Kommunen waren kürzlich "aufgescheucht" worden, weil es - im Zuge des Ausbaus alternativer Energien als Alternative zum russischen Öl und für die Klimawende - auch im Landkreis Harburg viele Gebiete gibt, die die Landesregierung in Hannover grundsätzlich für windkraftgeeignet hält, was Windpotential, Siedlungsabstand, Naturschutz und andere Kriterien angeht. Diese "Potentialflächen" werden nun in Augenschein genommen.
In Lüllau geht es nach Angaben von Henschen um zwei jeweils zwei Hektar große Flächen, auf denen bis zu fünf oder sogar sechs Anlagen gebaut werden könnten. 15 bis 20 Grundeigentümer würden profitieren, weitere in der Nachbarschaft wären mittelbar betroffen. "Man kann nicht immer nur sagen: Windkraft ist super, aber bloß nicht in meinem Garten", sagt der Lüllauer Henschen. "Da greift das Solidaritätsprinzip." Und: "Es gibt bei solchen Projekten immer eine laute Minderheit, die dagegen ist, und eine stille Mehrheit, die dafür ist."
"Das ist schon eine interessante Idee, wenn vorgerechnet wird, dass damit auf einen Schlag ein Dorf wie Jesteburg klimaneutral werden könnte", so du Moulin. "Aber wir sind da erstmal ganz offen und sehen uns die Lage vor Ort an." Man sollte aber auch im Hinterkopf behalten, dass die Gemeinden in Sachen Windkraft relativ machtlos seien. Die Genehmigung müsse schließlich vom Landkreis erteilt werden. Und ob vorher in der Kommune noch entsprechendes Baurecht geschaffen werden müsse, sei auch noch unklar.
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