Jesteburg: Ausstellung in der Kunststätte Bossard
Den Künstler besser verstehen

Ausstellungskuratorin Svenja Weikinnis (v.li.), Kuratorin Katharina Groth und Kunststätten-Leiterin Heike Duisberg-Schleier vor dem Hauptwerk der Sonderausstellung: "Das Gesetz" | Foto: pöp
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  • Ausstellungskuratorin Svenja Weikinnis (v.li.), Kuratorin Katharina Groth und Kunststätten-Leiterin Heike Duisberg-Schleier vor dem Hauptwerk der Sonderausstellung: "Das Gesetz"
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"Von kosmisch bis weltlich" heißt die neue Sonderausstellung, die ab sofort bis zum Sonntag, 11. Juni, in der Kunststätte Bossard, Bossardweg 95, gezeigt wird. Die Idee dahinter: Es werden nicht nur Werke aus der Hauptschaffenszeit Bossards in der Kunststätte gezeigt, sondern auch die Früh- und Spätphase beleuchtet, um ihn und seine Weltanschauung besser zu verstehen. 39 Werke sollen dazu beitragen, Bossards abstrakte, mit Figuren und Strukturen gefüllte Szenen zu begreifen.

"Johann Michael Bossard ist nicht leicht zu verstehen. Wir wollen nach der kritischen Auseinandersetzung der vergangenen Jahre einen neuen Zugang zu seinem Werk finden", erklärt Ausstellungkuratorin Svenja Weikinnis. Dazu hat sie neben zentralen Werken einen QR-Code angebracht: Er führt Smartphone-Nutzer direkt in einen virtuellen Rundgang zu weiterführenden Objekten. "Eine tolle Idee", findet Kunststättenleiterin Heike Duisberg-Schleier. "Sonst müsste man viel hin und her laufen." Dazu gibt es einiges an erklärendem Text. "Ich denke, das ist hier notwendig und sinnvoll", sagt Weikinnis.

Eine kleine Sensation wird ebenfalls zu sehen sein: ein ganz neues, erst vor einer Woche aus der Schweiz eingetroffenes Bronzerelief. Die Entdeckungsgeschichte ist spannend wie ein Kunstkrimi: Im Sommer 2022 ging in der Kunststätte ein Foto und eine Anfrage ein, ob es sich bei dem Relief um ein Werk Bossards handeln könnte. Das Werk steckte hinter einer Rigipswand eines Schweizer Geschäftshauses. Als die Wand bei Umbauarbeiten eingerissen wurde, kam das Werk zum Vorschein. "Man kann sogar noch Werkzeugspuren sehen", erklärt Kuratorin Katharina Groth.

Mithilfe des Bossard-Archivs - im Schaumagazin in der Jesteburger Ole School auf dem Sandbarg lagern noch etwa 6.000 zum Teil noch nicht gesichtete Werke, Briefwechsel, Dokumente - konnten die Jesteburger schnell bestätigen: Es handelt sich um eine Relief Bossards aus dem Jahr 1909, eine frühe Auftragsarbeit für die Volksbank Bern. "Aus dem Schriftwechsel konnten wir ermitteln, dass Bossards erstes geplantes Motiv eines 'Sämannes' vom Auftraggeber abgelehnt wurde." Bossard setzte dann die für ihn typischen Motive "Baumpflanzer" und "Mutter mit Kind" um, die in den folgenden Jahren den Eingangsbereich der Bank zierten. Die letzten Besitzer der Bronze schenkten sie der Kunststätte, für Transport und Zoll zahlte der Freundeskreis der Kunststätte.

Das etwa 150 Kilogramm schwere, 2,50 mal 1,20 Meter große Werk wird allerdings nicht dauerhaft im Kunsttempel zu sehen sein. Nach der Sonderausstellung soll es im Schaumagazin in der Olen School gezeigt werden. "In der früheren Schulaula haben wir genug Platz, auch so große Werke angemessen zu präsentieren", sagt Museumsleiterin Duisberg-Schleier.

Ein weiteres wichtiges Projekt der Kunststätte startet im Sommer: In dem Vorgutachten zum Verhältnis Bossards zum Nationalsozialismus waren im Frühjahr 2022 auch weiterführende Fragen gestellt worden, die noch beantwortet werden müssten. Zwei davon will die Kunststätte jetzt vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin von Privatdozent Tobias Hof bearbeiten lassen: Einmal soll es um die 1996 verstorbene Jutta Bossard gehen: "Wir werden hier mit einem Blick ins Private einen neuen Forschungsansatz verfolgen", so Duisberg-Schleier. In einer weiteren Untersuchung soll es um Johann Bossard im Zusammenhang mit seinen Zeitgenossen gehen. Die Finanzierung steht, erste Ergebnisse werden für das Frühjahr 2024 erwartet.

Die Kunststätte Bossard ist dienstags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr, ab März bis 18 Uhr geöffnet.

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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