1.200-km-Tour bis an die Belastungsgrenze
Radrennfahrer Stefan Jaks hat es geschafft: Paris-Brest-Paris in 78,5 Stunden
os. Jesteburg. "Es war total verrückt. Ich bin immer noch voller Emotionen, weil ich so viele tolle Dinge erlebt habe." Stefan Jaks (57) hat es tatsächlich geschafft: Der Radrennfahrer aus Jesteburg (Landkreis Harburg) ist beim Radmarathon Paris-Brest-Paris in der vorgegebenen Zeit von 80 Stunden geblieben. Für die rd. 1.200 Kilometer von Rambouillet bei Paris in die Bretagne und zurück benötigte der Vertriebsleiter 78:33:25 Stunden. "Ich musste körperlich deutlich an die Belastungsgrenze gehen, aber insgesamt war die Erfahrung die Strapazen wert", bilanzierte Jaks. Zurück in Deutschland, kämpft er noch immer um jede Minute Schlaf, denn davon bekam er während des Rennens nur insgesamt siebeneinhalb Stunden.
Auf der Strecke erlebte der erfahrene Radrennfahrer jede Menge Aufs und Abs. Sein erstes Ziel, die ersten 300 Kilometer durchzufahren, erreichte Jaks in einer größeren Gruppe. Nachts um 4 Uhr fand er ein Plätzchen zum Schlafen, "direkt neben einer Küche", wie Jaks schmunzelnd berichtet. Bereits nach drei Stunden klingelte der Wecker, nach einem kurzen Frühstück ging es weiter gen Westen. Unterwegs mussten die Teilnehmer 13 Kon-trollstationen anfahren. Dort habe es professionell zubereitetes Essen gegeben, "für das wir natürlich bezahlt haben", erklärt Jaks.
Bis Kilometer 800 verlief das Rennen für den Jesteburger perfekt, dann bekam Stefan Jaks auf dem Rückweg in Richtung Rambouillet erhebliche Probleme mit der linken Achillessehne und dem rechten Knie. Der Besuch bei einem Physiotherapeuten und einem Arzt bei den nächsten Kontrollstationen brachte nur kurzfristig Besserung. Zwischendurch waren die Schmerzen so groß, dass Stefan Jaks mental schon abgeschlossen hatte. "Ich habe das Rennen nur deshalb nicht vorzeitig beendet, weil es bei der nächsten Kontrollstation keinen Bahnhof gab", berichtet Jaks. Auch das gehört zu Paris-Brest-Paris: Wer vorzeitig aussteigt, das taten in diesem Jahr fast 30 Prozent der ca. 6.000 Teilnehmer, muss den Rücktransport zum Zielort selbst organisieren.
Jaks kämpfte sich stattdessen weiter in Richtung Ziel. Zwischendurch brachte der Tipp eines anderen Starters, der ähnliche körperliche Probleme hatte, kurzfristig Besserung: Er modifizierte seine Pedalen, sodass er den Druck von den schmerzenden Körperpartien nahm. Auch das half aber nur kurz. "Ich bin so euphorisch gewesen, dass ich die nächsten 60 Kilometer Vollgas gegeben habe. Das war natürlich dumm", sagt Jaks lachend. Die Schmerzen kehrten zurück, die Gedanken ans Aufgeben aber nicht. Bis zum Ziel waren es da "nur" noch 160 Kilometer. Die hielt Jaks durch: "Im Ziel kamen mir die Tränen, so überwältigt war ich."
Dass so viele Menschen die Straßenränder säumten, egal ob tagsüber oder in der Nacht, beeindruckte Stefan Jaks und half über die Schwächephasen hinweg. Auch die Kontakte mit den anderen Teilnehmern, einem "kunterbunten Haufen" aus der ganzen Welt, möchte Jaks nicht missen. Ob er sich die nächste Ausgabe von Paris-Brest-Paris im Jahr 2023 aber noch einmal antut, kann er derzeit noch nicht sagen: "Ich glaube, derzeit würde meine Frau nur eine Antwort akzeptieren ..."
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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