Jesteburger machen sich Sorgen um ihr Dorf
Sterben kleine Läden aus?
Auch in Jesteburg verschwinden - wie in vielen, auch größeren Orten - immer mehr kleine, inhabergeführte Geschäfte. Die "tikkaliebe" in der Lüllauer Straße, kurz darauf die benachbarte Parfümerie und das Bekleidungsgeschäft "Berg und Tal" sind nur einige Bespiele. Manchmal rückt ein neuer Laden nach, doch viele können sich nicht lange halten - zentrale Baustellen im Ort in der Lüllauer Straße und für den Kreisel haben es für Geschäftsleute gerade nicht leichter gemacht. Im Ort wird es dadurch ruhiger, beklagen viele.
"Wo sind nur die ganzen Menschen hin?", fragt sich auch Simone Hardt. Sie betreibt den Jesteburger Buchladen in der Hauptstraße. Zum Jahresende will sie schließen - wieder ein kleiner Laden weniger?
Hardt fürchtet: Wenn sie keinen Nachfolger findet, verschwindet wieder ein Stück Jesteburg. Denn das Geschäft gibt es schon seit über vierzig Jahren. Hardt betreibt es seit zehn Jahren, hat nun aber "keine Energie mehr", wie sie selber sagt. "Die anstrengende Corona-Zeit hat mir den Rest gegeben." Was könnte den Gewerbetreibenden in Jesteburg helfen? "Das weiß ich gar nicht", sagt Hardt. "Das Problem ist: Hier sind keine Menschen mehr."
Auch beim Bürger- und Gewerbeverein ist man relativ ratlos: "Unsere Gesprächsangebote an Geschäftsleute wurden kaum angenommen", sagt der Vorsitzende Bernd Jost. "Aus dem Unternehmerfrühstück haben wir deshalb schon einen Treffpunkt nach Feierabend gemacht - vielleicht passt den Gewerbetreibenden das besser, dachten wir." Doch auch hier war die Resonanz bei den bisher zwei Veranstaltungen sehr übersichtlich. Jost: "Wir hören manchmal den Vorwurf: 'Ihr tut nicht genug', aber dafür müsste man uns auch mal berichten, was gewünscht wird, was wir tun sollen." Verkaufsoffene Sonntage und ähnliche Aktionen würden eher nicht gewünscht, so Jost. "Das lohne sich für sie nicht, sagen uns die Geschäftsinhaber."
Immerhin: Ladenleerstand gebe es - bis auf wenige, seit Jahren problematische Objekte nicht, eher Wechsel, bei denen man sich schon mal frage, wie das wirtschaftlich gutgehen soll. "Aber wir können doch einem Immobilienbesitzer nicht vorschreiben, was er mit seinem Gebäude machen soll", so Jost.
„Derzeit gibt es Leerstände in Jesteburg, es haben sich in den vergangenen Monaten aber auch neue Unternehmen wie beispielsweise die Eisdiele an der Ecke Brückenstraße/Lüllauer Straße angesiedelt", sagt Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden. Ärgerlich seien besonders die vereinzelten Leerstände, die schon länger anhalten. Aber: "Abgesehen von Appellen an die Eigentümer der Immobilien hat die Verwaltung nur einen geringen Spielraum, um aktiv Einfluss auf den Leerstand in Privatimmobilien zu nehmen."
Aktuell werde innerhalb der Verwaltung die Wirtschaftsförderung als Chefsache gesehen, so von Ascheraden. "Die Verwaltung ist sehr an einem regen Austausch mit den Gewerbetreibenden interessiert. Zuletzt hat es im Mai dieses Jahres im Jesteburger Schützenhaus einen Runden Tisch mit Unternehmerinnen und Unternehmern gegeben, der sich als lebendiger, konstruktiver und wertvoller Austausch entpuppt hat."
Immerhin rund 20 Gewerbetreibende hatte sich zum Workshop der Gemeinde eingefunden - von 200 Angeschriebenen. Das Ergebnis: Unternehmer wünschten sich mehr Gewerbeflächen und -gebäude, eine bessere Verkehrsinfrastruktur mit Tempo 30 innerorts, einem Bahnhaltepunkt oder einer Umgehungsstraße und mehr E-Tankstellen. Und bessere Kommunikation und eine weniger "lange Leitung" von Politik und Verwaltung. Die Treffen sollen fortgesetzt werden.
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