Norddeutschen Obstbautage 2023 in Jork
Altes Land zeigt sich innovativ
Die 73. Norddeutschen Obstbautage in Jork standen ganz im Zeichen der Innovation. Fachleute und Vertreter aus Politik kamen zusammen, um sich über aktuelle Themen des Obstanbaus im Alten Land auszutauschen. Im Mittelpunkt standen Forschung und neue Techniken. Während des Messe-Rundgangs stellte Dr. Karsten Klopp, Leiter des Esteburg Obstbauzentrum Jork, verschiedene Projekte von Unternehmen aus der Region vor. Das Alte Land zeigt sich dabei als Nährboden für Innovation.
Als buchstäblichen Nährboden nutzen auch verschiedenste Pilze die leckeren Altländer Äpfel. Sind die Äpfel erstmal befallen, ist es meistens schon zu spät, deshalb steht die Diagnostik als Basis des Pflanzenschutzes im Vordergrund. Dr. Roland Weber, Leiter Sachgebiet Pflanzenschutz bei der Obstbauversuchsanstalt Jork, erforscht Pilze und Erreger und ist dafür zuständig, die Obstbauern über Vorsichtsmaßnahmen und Anzeichen von Fäule aufzuklären. "Immer weniger Mittel werden eingesetzt, aber es gibt immer mehr Schädlinge. Deshalb ist es wichtig, sie frühzeitig zu identifizieren, denn nur so können sie auch bekämpft werden", erklärt Karsten Klopp. Dass die Diagnostik höchste Relevanz hat, verdeutlicht auch Dr. Roland Weber: "Wenn gesunde Äpfel während der Lagerung faul werden, kann das ein massiver finanzieller Schaden werden."
An der Forschung arbeitet auch die Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN), die 2002 gegründet wurde und auf der Messe ihren Allergiker-freundlichen Apfel "Sorte 186" vorgestellt hat. "Diese Innovationen sind ein Sinnbild dafür, dass wir unsere Zukunft mitgestalten und unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden", sagt Claus Schliecker, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Landvolk Niedersachsen.
Mit dem digitalen Wandel rücken auch die Obstbauern immer weiter in Richtung Automatisierung durch modernste Technik. So stellte etwa die Firma Palm eine Maschine der niederländischen Hol Spraying System (HSS) vor, die das autonome Spritzen auf die nächste Stufe bringt. In Zeiten von Umweltschutz besonders wichtig: Das Gerät erkennt Blüten und Früchte und spritzt gezielt dort, wo es nötig ist, und die Menge, die sinnvoll ist. Ohnehin war die Schädlingsbekämpfung ein großes Thema auf der diesjährigen Obstbaumesse. Unzufriedenheit herrschte vor allem nach dem Besuch der niedersächsischen Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Miriam Staudte (Grüne), die nach Meinung vieler Messebesucher nur wenig Verständnis für die Arbeit der Obstbauern zeigte und mehr Bio, dafür aber weniger Schadstoffe einforderte. Auch Lühes Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke schätzte den Auftritt der Ministerin als ernüchternd ein. "Der Obstbau hier ist einzigartig in Europa und absolut unbedenklich. Wir sind froh, dass Birgit Butter und Corinna Lange ebenfalls hier waren und die Belange der Altländer mit nach Hannover nehmen", so Gerke.
Die beiden Landtagsabgeordneten Birgit Butter (CDU) und Corinna Lange (SPD) folgten dem Messerundgang aufmerksam und verkosteten den einen oder anderen Apfel. "Das Alte Land ist ohne den Obstbau nicht vorstellbar", sagt Corinna Lange. "Ökologischer und integrierter Obstanbau dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sie gehen Hand in Hand", mahnt Birgit Butter, die damit den Stellenwert des gemeinsamen Dialogs herausstellt. Weiter findet sie lobende Worte für die Obstbauern im Alten Land, denen unter anderem auch der Ukraine-Krieg zu schaffen macht. "Ich möchte eine Lanze brechen für die Obstbauern, sie nehmen jede politische Hürde. Dass die Landwirtschaft sich trotz der unsicheren Rahmenbedingungen innovativ zeigt und sich den Gegebenheiten anpasst, zeigt, wie gut aufgestellt sie ist", so Butter.
Weitere Themen waren der Ausbau des Mobilfunk- und Breitbandnetzes, die für die voranschreitende Technik von großer Bedeutung sind, sowie die Förderung von Regionalität im Konsum der Bürgerinnen und Bürger. Hiermit müsse bereits in den Kitas begonnen werden.
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