Forschungsprojekt: Biobauer setzt Hühner zur Schädlingsbekämpfung ein
lt. Altes Land. Zu einem landwirtschaftlichen Betrieb gehören auch Tiere, findet Henning Quast (29). Der Jung-Obstbauer aus dem Alten Land, der in diesem Jahr den gut 45 Hektar großen Demeter-Biohof von seinem Vater übernommen hat, musste deshalb nicht lange überlegen, ob er sich an einem Projekt zur Geflügelhaltung in Obstanlagen zur Schädlingsbekämpfung (siehe unten) beteiligen soll.
"Ich habe da schon lange richtig Bock drauf gehabt", sagt Henning Quast. Doch hohe Auflagen und viel Bürokratie hätten seinen Plan vom tierischen Obsthof bislang erschwert. Umso glücklicher ist der Jungbauer jetzt, denn seit März leben insgesamt 221 Hühner und vier Hähne in einem mobilen Stall auf seinem Biohof in Neuenfelde.
Sie arbeiten sich fleißig durch die Apfel- und Birnbaumreihen und erfüllen dabei gleich mehrere Aufgaben. Zum einen halten die Tiere die Reihen durch ihr Scharren und Kratzen frei von Unkraut sowie von Raupen und Larven. Zum anderen vertilgen die gackernden Schädlingsbekämpfer sogar Mäuse, die an den Bäumen großen Schaden anrichten können, und sorgen für eine natürliche Düngung.
Hauptschädlinge seien die Birnengallmücke, die Birnensägewespe, der Apfelwickler und der Fruchtschalenwickler. Henning Quast erhofft sich durch den Hühnereinsatz vor allem eine Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln, von denen im Ökolandbau ohnehin nur wenige verwendet werden dürfen.
Und ganz nebenbei kann Henning Quast auch sein Sortiment erweitern. Die Eier in Demeter-Bioqualität vermarktet er 24 Stunden am Tag an allen Tagen der Woche direkt auf seinem Hof. Damit die auch immer gut schmecken, wird der mobile Hühnerstall alle zehn Tage versetzt, so dass die Tiere immer frisches Grün finden.
Zum Schutz vor Füchsen sind Stall und Auslauf durch einen Elektrozaun geschützt, der über eine Photovoltaikanlage versorgt wird. Damit der Bussard, dem schon sechs Tiere zum Opfer gefallen sind, keine Chance mehr hat, steht nun auch eine Vogelscheuche zwischen den Obstbäumen. Außerdem schlagen die Hähne Alarm, wenn Gefahr im Verzug ist. "Die sind dann allerdings auch als Erstes im Stall", sagt Henning Quast.
Er ist gespannt, welches Fazit er nach drei Jahren ziehen kann. Dass auf seinem Hof auch in Zukunft weiter Nutztiere leben sollen, steht für ihn im Grunde aber jetzt schon fest.
• Bio-Obsthof Henning Quast
Nincoper Straße 119, Hamburg-Neuenfelde
www.facebook.com/Appel.Eier/
Geflügel in Obstanlagen
Das Projekt "Geflügel in Obstanlagen - Verringerung des Schädlingsdrucks und Differenzierung der Betriebsstrukturen durch die Haltung von Geflügel in Mobilställen in ökologisch bewirtschafteten Obstanlagen" wird von der EU und dem Land Niedersachsen finanziert und vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen koordiniert. Über einen Zeitraum von drei Jahren soll ermittelt werden, wie geeignet Hühner und Puten als Schädlingsbekämpfer im Erwerbsobstbau sind. Die Versuche werden auf drei Bio-Höfen im Alten Land durchgeführt. Vor allem die Wirkung von Hühnern und Puten auf den Befall mit Apfelsägewespe, Apfelwickler und Kirschessigfliege interessiert die Obstbauern.
Redakteur:Lena Stehr |
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