Bürger kamen für das Thema Wolf zum Deich / Aktives Wolfsmanagement gefordert
Keine Wölfe entlang der Küste
sc/jd. Wisch/Landkreis. Ihrer Forderung nach einem aktiven Wolfsmanagement verliehen am Sonntag Landwirte, Schäfer und Jäger Nachdruck. Zu der Kundgebung am Deich bei Wisch (Altes Land) hatten das Kreislandvolk Stade und die Bauern-Initiative "Land schafft Verbindung" (LsV) im Rahmen eines landesweiten Aktionstages aufgerufen. Die Teilnehmer vor Ort waren sich in einer Sache einig: kein Wolf entlang der Hauptküstenlinie. Schilder mit der Aufschrift "Die Küste muss wolfsfrei bleiben" am Fuße der Deiche wiesen auf die Problematik hin.
"Der Deich lebt von den Schafen", sagt Dirk Koslowski vom LsV. Denn die Tiere übernehmen die wichtige Aufgabe der Deichpflege. Indem sie das Gras kurz halten und mit ihren Klauen den Boden festtreten, sorgen sie für einen stabilen Deich. Die ganze Region sei auf die Schafe angewiesen, betonten Kreislandwirt Johann Knabbe und Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts. Die Herden mit einem Zaun vor dem Wolf zu schützen, gestalte sich am Deich aber schwierig. Die Arbeit eines Schäfer sei auch ohne die ständige Angst vor dem Wolf hart genug, so Ulferts weiter.
Ulferts berichtete von Wolfsrissen in Apensen. Dort seien viele Tiere aus Panik verendet und Mutterschafe hätten ihren ungeborenen Nachwuchs verloren. "So etwas mit anzusehen, ist schrecklich für einen Schäfer", so Ulferts.
"Es gibt Regionen, da hat der Wolf nichts zu suchen", sagte Sören Baumgarten vom LsV. "Wir sind froh, dass es den Deich, die Schäfer und Schafe gibt." Gegen eine gesunde Wolfspopulation in Niedersachsen sei nichts einzuwenden. Jetzt werde aber eine Obergrenze bei der Zahl der Wölfe erreicht. Das Bundesumweltministerium sei jetzt gefordert, hier Grenzwerte festzulegen.
Momentan sind 37 territoriale Rudel und zwei Wolfspaare sowie einige Einzelwölfe auf der Suche nach einem Revier in Niedersachsen unterwegs, berichtet Helmut Dammann-Tamke, CDU-Landtagsabgeordneter und Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen. Im Landkreis Stade gebe es bisher keine nachgewiesenen Wolfsrudel. Doch breite sich der Wolf immer weiter aus. Ende dieses Sommers sei allein in Niedersachsen von bis zu 500 Wölfen auszugehen. Alle drei Jahre verdopple sich dieser Bestand, so Dammann-Tamke.
Nach Ansicht des Landesjägerschafts-Präsidenten sind Einzelwölfe auf der "Durchreise" nicht das Problem. Nur dürfe ein Wolf die Deiche nicht als sein Revier auswählen. "Niemand sagt, der Wolf soll wieder weg, nur seine Anzahl muss regulierbar sein", fügte Koslowski hinzu. Die Befürchtung sei groß, dass bei einem zu starken Anwachsen der Wolfspopulation Wölfe auf der Suche nach einem eigenen Territorium immer häufiger menschliche Siedlungen aufsuchen. Allmählich würden diese Wölfe dann ihre natürliche Scheu vor den Menschen verlieren und zunehmend Haus- und Nutztiere reißen. "Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden", erklärte Kreislandwirt Knabbe. Bäuerliche Existenzen hingen davon ab.
Auch Pferdehalterin Bianka Bukowski nahm am Aktionstag auf dem Deich teil. Sie mache sich Sorgen um ihre Pferde. Ihre Tiere stehen auf einer Weide mit Offenstall in Sauensiek. Im großen Waldgebiet in der Nähe lebt ein Rudel mit sieben Wölfen, das im Landkreis Rotenburg registriert ist. "Zum Schutz sperren wir unsere Pferde nachts ein", sagt Bukowski. Sie will wissen, wie es in Zukunft mit dem Thema Wolf weitergeht.
Redakteur:Saskia Corleis |
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