„Keiner wird Hurra schreien“
bc. Jork-Moorende. Hochwasserschutz an der Este bleibt ein Thema, das die Menschen bewegt. Ca. 150 Bürger kamen zur Podiumsdiskussion ins Obstbauzentrum nach Jork-Moorende, zu der die SPD-Landtagsabgeordnete Petra Tiemann eingeladen hatte. Teilweise mussten sich die Vertreter vom Land, vom Landkreis, von der Hansestadt Buxtehude und dem Deichverband 2. Meile emotional aufgeladene Wortbeiträge von Zuhörern gefallen lassen.
Im Mittelpunkt der Kritik steht nach wie vor die Planung der Hansestadt Buxtehude. Wie berichtet, kritisieren die Anwohner in den Este-Gemeinden das Vorhaben, die Estestadt mit Minideichen vor Überschwemmungen zu schützen. Sie befürchten, dass sich dadurch der Wasserstand im Unterlauf der Este erhöhen wird. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren (siehe Kasten unten).
Stattdessen fordern die Anwohner ausreichend Überflutungsflächen im Oberlauf des Flusses. Almut Kottwitz, Staatssekretärin im Niedersächsischen Umweltministerium, unterstützt die Forderung: „Unsere Philosophie ist es, den Flüssen im Oberlauf mehr Raum zu geben“, sagte sie. Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) arbeite das Ministerium an einem Auen-Entwicklungsprogramm, explizit auch für kleinere Flüsse wie die Este.
Kreisbaurat Hans-Hermann Bode gab zu Bedenken, dass kein Besitzer landwirtschaftlicher Flächen „Hurra schreien werde“, wenn seine Flächen als Überschwemmungsgebiet vorgesehen werden. „Wahrscheinlich brauchen wir das Geld aus dem Auen-Programm, um Entschädigungen an die Landwirte zu zahlen“, so Bode.
Rainer Podbielski, Sprecher der Interessengemeinschaft Este, bleibt skeptisch, dass im Oberlauf der Este Renaturierungsmaßnahmen stattfinden werden: „Wir können bis jetzt nicht erkennen, dass es so läuft wie von Frau Kottwitz gesagt.“
Harm-Paul Schorpp, Grünen-Ratsherr in Jork, monierte generell die Bau-Gebaren Buxtehudes, Flächen im Außendeich der Este mit Mehrfamilienhäusern zu versiegeln und so dem Fluss Platz zum Ausbreiten zu nehmen. Buxtehudes SPD-Ratsherr Horst Subei, Verbandsvorsteher des Wasser- und Bodenverbands Buxtehude-Rübke, konterte: „Diese Flächen waren nie Bestandteil eines Überschwemmungsgebiets.“
Dirk Müller, Este-Anwohner aus Königreich, interessierte sich für die Höhe des Deiches. Seine Frage: „Wer hat die vier Meter Bestickhöhe festgelegt?“ Oberdeichrichter Uwe Hampe erklärte, dass bereits 2004 die alte Bezirksregierung die Deichhöhe vom Marschtorzwinger in Buxtehude bis Hamburg festgesetzt habe. Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens werde die Höhe aber überprüft.
Lühe-Anliegerin Nicola Hahn kritisierte das Deichgesetz, das den Bürgern keine Rechtssicherheit biete: „Brennt ein Haus ab, liegt es im Ermessen der Behörden, ob man es wieder aufbauen darf. Das ist keine Planungssicherheit.“
Kreisbaurat Bode beschwichtigte: „Es gibt immer Möglichkeiten für Ausnahmegenehmigungen. Unser Ziel kann es nicht sein, dass Häuser verfallen.“
Almut Kottwitz ergänzte: „Für spezielle Situationen gibt es auch spezielle Lösungen.“ Wer das Deichgesetz aber grundsätzlich ändern wolle, müsse den parlamentarischen Weg gehen.
Bedenken können eingebracht werden
Die Hansestadt Buxtehude will ihr Zentrum mit Mini-Deichen, Spundwänden und Winkelschutzmauern vor Hochwasser schützen. Das Planfeststellungsverfahren liegt derzeit beim NLWKN. Wenn die öffentliche Auslegung startet, können Betroffene ihre Bedenken schriftlich anbringen. Im Rahmen eines Erörterungstermins werden sie angehört.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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