Lästiger Lkw-Verkehr auf der Kreisstraße 39: Landkreis sieht keine Handhabe für Beschränkungen
Keine Sperrung für Schwerlaster
jd. Stade/Altes Land. Der Unmut stand Gerd Lefers ins Gesicht geschrieben. "Ich bin nicht zufrieden", erklärte der Jorker FWG-Kreistagspolitiker im Verkehrsausschuss des Landkreises. Seine Fraktion hatte gemeinsam mit den Piraten eine Tonnagebegrenzung für die K 39 im Bereich Jork-Borstel beantragt. Doch die Verwaltung machte deutlich, dass eine solche Beschränkung nach ihrer Auffassung rechtlich nicht zulässig ist. Begründung: Die Straßenverkehrsordnung biete in Bezug auf die K 39 keine Handhabe für eine Gewichtsbegrenzung. "Ich ziehe meinen Antrag zurück", erklärte Lefers verärgert nach den Ausführungen von Rechts-Dezernentin Nicole Streitz und Kreisbaurätin Madeleine Pönitz. "Aber dieser Antrag kommt wieder", kündigte der FWG-Politiker an.
Die hohe Verkehrsdichte auf der K 39 ist den Anwohnern seit Langem ein Dorn im Auge. Nicht nur viele Pendler nutzen die Strecke als Ausweichroute für die überlastete B 73. Auch Lkw, die mit Ladung vom Hamburger Hafen kommen oder Ware dorthin transportieren, brausen über die Kreisstraße hinter dem Deich. Täglich sind auf dieser Strecke fast 12.000 Fahrzeuge, davon knapp 600 Lkw, unterwegs.
Die Altländer kämpfen seit Jahren dafür, vor allem die Schwerlaster von dieser Strecke zu verbannen, und haben bereits eine "Bürgerinitiative gegen die Verkehrsflut" gegründet. Doch alle Anläufe, die Situation zu entschärfen, scheiterten bisher.
Mit ihrem erneuten Vorstoß wollten FWG und Piraten die Verwaltung zum Handeln zwingen: Sie beantragten, dass für Lkw mit einem Gesamtgewicht ab zwölf Tonnen künftig ein Durchfahrtsverbot gilt. Als Begründung wurde neben der Belastung für die Anwohner der ohnehin schlechte Zustand der Straße angeführt. Der Landkreis müsse regelmäßig erhebliche Kosten für die Reparatur dieser "Patchwork-Strecke" aufbringen.
Zumindest zu diesem zweiten Punkt konnte Pönitz eigentlich eine gute Nachricht verkünden: Die K 39 soll von Borstel bis zur Hamburger Landesgrenze in den kommenden Jahren von Grund auf saniert werden. Von 2020 bis 2022 sollen jährlich zwei Kilometer in Angriff genommen werden. Doch auch bei diesem Vorhaben gab es Unkenrufe aus der Politik: Sich über drei Jahre hinziehende Bauarbeiten seien weder Pendlern noch Anwohnern zumutbar. Die Verwaltung bekam mit auf den Weg, hinsichtlich der Bauzeit eine effizientere Lösung zu finden.
Deutlich wurde in der Diskussion, dass vor allem das Verhalten der Lkw-Fahrer für Unmut sorgt. Einige Politiker berichteten auch aus eigener Erfahrung, dass Brummifahrer Tempolimits missachten und an fahrenden Pkw vorbeirauschen. Dennoch: Eine Straße für größere Lkw zu sperren, weil einige Trucker "wie wilde Sau fahren", wie es die SPD-Politikerin Astrid Bade formuliert, sei überzogen, so die einhellige Meinung im Ausschuss.
Eine Mehrheit konnte sich schließlich mit dem Vorschlag der Grünen anfreunden, ein Gesamtverkehrskonzept für den Landkreis zu erstellen. "Das Alte Land kann schließlich nicht isoliert betrachtet werden", gab der Grünen-Politiker Hartwig Holthusen zu bedenken. Wenn man dort Verbote verhänge, verlagere sich der Lkw-Verkehr auf anderen Routen. Auch Matthias Steffens (CDU) erklärte, große Sympathie für den Vorschlag der Grünen zu hegen. Die Runde war sich einig, dass die Verwaltung zeitnah mit den Vorarbeiten beginnt, damit ein solches Konzept in ein, zwei Jahren vorgelegt werden kann.
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