Arte-Doku spielt mit Stadt/Land-Klischees
Ein Provokateur im Alten Land

Das ARTE-Drehteam rund um Regisseurin Lara Olbeter (3. v.re.) gemeinsam mit Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke (2. v.re.) und Foodaktivist Merten Mederacke (re.)  | Foto: Samtgemeinde Lühe
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  • Das ARTE-Drehteam rund um Regisseurin Lara Olbeter (3. v.re.) gemeinsam mit Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke (2. v.re.) und Foodaktivist Merten Mederacke (re.)
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"Ein Ort, ein Provokateur, eine Mission" - Mit diesen Worten leiten die Filmemacher in die Arte-Dokureihe "Village X" ein. Bei dem Format handelt es sich um eine Art soziales Experiment, bei dem vier Städter in ein Dorf gehen, um Strukturen aufzubrechen und Prozesse in Gang zu setzen. Die Doku spielt bewusst mit den Klischees und will diese am Ende dann doch aufzubrechen: Stadt gegen Land - Missionarisch gegen rückständig.

Das Alte Land gegen Lebensmittelverschwendung

Ein gescheiterter Filmemacher möchte das Porsche-Dorf Weissach von der Autosucht heilen, eine feministische Comedian konfrontiert ein italienisches Dorf mit der Machismo-Kultur und ein Modemacher will die Traditionen der Sorben in Brandenburg zu urbaner Fashion verarbeiten. Und auch das Alte Land wird in den Mittelpunkt der Doku gerückt: Foodaktivist Merten versucht die Obstbauern im Alten Land zu Mitkämpfern gegen die Lebensmittelverschwendung zu machen.

Bei der Premiere der Doku um Rathaus der Samtgemeinde Lühe | Foto: Samtgemeinde Lühe
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Merten ist Aktivist. Neben seinem Soziologiestudium rettet er regelmäßig Lebensmittel aus der Mülltonne und stellt sich dabei die Frage, wieso so viel gutes Obst im Abfall landet. Kurzerhand beschließt er, der Sache auf den Grund zu gehen und die Obstbauern im Alten Land zu Komplizen im Kampf gegen die Wegwerf-Kultur zu machen. Dass die Ursachenbekämpfung vielleicht an anderer Stelle effektiver wäre, stellt der Münsteraner im Gespräch mit Obstbäuerinnen und Obstbauern aus der Region schnell fest. Hier stößt naiver Optimismus eines Großstadt-Aktivisten auf den herzlich offenen Realismus der Altländer. "Ich bin sehr glücklich darüber, was bei dem Projekt rausgekommen ist", sagt Lühes Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke, der ebenfalls in der Doku zu sehen ist. "Für das Alte Land und seine Menschen ist die Reihe eine tolle Werbung."

Großes Kino in der Samtgemeinde

Die Doku bedient sich unter anderem aus Elementen des Fiction-, Show- und Comedybereichs und kreiert so eine neue genreübergreifende Erzählform - immer begleitet durch den zynischen aber einordnenden Kommentar der Off-Stimme. Dass die Dokureihe auch Stilmittel aus dem Kino nutzt, sei den Mehraufwand allemal wert, erklärt Regisseurin Lara Olbeter. Inhaltlich ginge es ihr darum, Konzepte aufzubrechen: "Wir wollten einen Culture-Clash bewirken", erklärt Olbeter, die die Altländer im Rahmen der Doku als absolute Gewinner der Herzen einordnet.
Ihren Höhepunkt findet die Doku in einer Hals-über-Kopf geplanten Aktion, die bei den Städtern Werbung für Altländer Äpfel machen soll. Obst für alle und das auch noch kostenlos: Mit einem Punkrock-Konzert zwischen Apfelbaum und Kirschblüte will Merten die augenscheinliche Idylle des Alten Landes "crashen". Timo Gerke und andere Protagonisten aus der Gemeinde setzen alles in Bewegung, um das Spontan-Fest möglich zu machen. Wie der Clash beider Welten am Ende ausgeht und zu welchem Schluss beide Seiten kommen, kann ab sofort in der Arte-Mediathek geschaut werden.

ARTE-Dreh im Alten Land
Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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